tests/19-08-23_dragonfly
 

Audioquest DragonFly Cobalt

23.08.2019 // Dirk Sommer

Nach etwas über drei Jahren bringt Audioquest ein neues Topmodell seiner erfolgreichen DragonFly-Serie heraus. Dabei geht es nicht um die Wiedergabe immer höherer PCM- oder DSD-Abtastraten – die könnte der verwendete Wandler zwar auch –, sondern allein um mehr Wohlklang.

Als Wandler-Chip für dem Cobalt wählte Audioquest ESS-Sabres bestes Modell für den mobilen Einsatz, den ES9038Q2M, der in der Lage ist, PCM-Datein bis 384 Kilohertz und DSD256 wiederzugeben. Mitentscheidend für die Wahl des 9038 dürfte gewesen sein, dass er wie seine Vorgänger ein Minimum-Phase-Filter anbietet, für das nun aber auch eine Slow-Rolloff-Charakteristik verfügbar ist, die Wärme und Detailfreudigkeit aufs Feinste verbinden soll. Im DragonFly akzeptiert der ESS-Sabre maximal 24 Bit und 96 Kilohertz. Deshalb ist er mit allen Desktop- und Mobilgeräten, unabhängig davon, ob sie mit einem Betriebssystem von Android oder Apple oder mit Windows 10 arbeiten, ohne die Installation eines Treibers sofort einsatzfähig. Hier entschieden sich die Entwickler für Plug And Play statt das sonst in der Branche weitverbreitete Höher, Schneller, Weiter. Und das dürfte jeder gut nachvollziehen können, der sich fragt, wie viele Dateien mit einer Abtastrate von über 96 Kilohertz er auf seinen (Mobil-)Geräten gespeichert hat. Der Chip, mit dem der Kopfhörerverstärker realisiert wurde, ist derselbe, der auch im DragonFly Red zum Einsatz kommt, der ESS Sabre 9601,der eine Ausgangsspannung von bis zu 2,1 Volt liefern kann. Die Lautstärkeregelung wird wie beim Red digital im Wandler-Chip vorgenommen, arbeitet mit 64 Bit und soll Bit-perfekt funktionieren. Den Micro-Controller und das Programm zur Steuerung des Wandlers hat wie bei den Vorgängermodellen Gordon Rankin zu verantworten. Für den Cobalt wählte er den Microchip PIC32MX274, der zwar nicht mehr Features bietet als der Controller des Red, dafür aber weniger Strom verbraucht und mit einer um ein Drittel höheren Geschwindigkeit zu Werke geht. Gordon Rankin entwickelte auch die monoClock-Techologie für die DragonFlys, bei der ein vom ESS-Wandler-Chip generiertes Clock-Signal den Kopfhörerverstärker und den Micro-Controller taktet, was zu einer höheren Auflösung als bei einer Konfiguration mit mehreren Clocks führen soll. Besonderer Wert wurde beim Cobalt auf eine bessere Filterung der Versorgungsspannung gelegt. Dabei greift Audioquest auf Erkenntnisse zurück, die kürzlich bei der Entwicklung der Niagara Netzaufbereiter gewonnen wurden. Eine Ableitung von Rauschen auf der Versorgungsspannung sei wegen der zunehmenden WLAN-, Bluetooth- und Smartphone-Störungen klangentscheidend. Ob diese Maßnahmen den Einsatz eines Jitterbugs, der unter anderem ja auch auf diesem Gebiet tätig wird, obsolet machen, muss ein Hörtest zeigen. Aber dazu später.

Die Farbe der Beleuchtung verrät den Betriebszustand und die Abtastrate, mir der der Wandler gerade arbeitet. Grün steht für 44,1 Kilohertz, rot wie im vorherigen Bild für Standby
Die Farbe der Beleuchtung verrät den Betriebszustand und die Abtastrate, mir der der Wandler gerade arbeitet. Grün steht für 44,1 Kilohertz, rot wie im vorherigen Bild für Standby

Wegen seiner geringen Baugröße empfiehlt sich der Cobalt natürlich zur Verbesserung des Klanges eines Smartphones. Deswegen werde ich ihn mit einem iPhone 7 ausprobieren, höre aber zuvor erst noch mit dem DragonFly Red eine Handvoll Songs. Wenn der beispielsweise einen Audioquest NightOwl speist, klingt Musik aus dem Smartphone richtig erwachsen: Da fehlt weder an den Enden des hörbaren Frequenzgangs das Mindeste, noch mangelt es den Tracks an Groove. So wird etwa Gianluigi Trovesis „Herbcap“ vom Album Dedalo zum reinen Genuss. Auch wenn das Klangbild nach dem sukzessiven Einsatz der einzelnen Musiker immer dichter und das Thema zunehmend freier interpretiert wird, bleibt die Wiedergabe frei von Härten, gut durchhörbar und wohlgeordnet. Der Cobalt macht dann aber in kurzer Zeit klar, dass er noch ein wenig mehr kann: Er trennt die Instrumente besser von einander, umgibt sie mit mehr Luft, beleuchtet das ein oder andere Detail ein bisschen stärker und gibt den Musikern mehr Freiheit, sich von der gedachten Linie zwischen Ohren zu entfernen. Ich kann zwar nicht von Vorne-Ortung sprechen, aber beim Cobalt macht man sich einfach weniger Gedanken um die Position der Instrumente und entwickelt eine konkretere Vorstellung von der Größe des Ausnahmeraums.

Das gilt übrigens nicht nur, wenn der Cobalt einen firmeneignen Schallwandler antreibt. Auch mit dem Audeze EL-8 Titanium harmoniert der Dragonfly: Er stellt genügend Leistung bereit, so dass der Magnetostat seine Stärken im Bassbereich demonstrieren kann. Direkt nach dem Wechsel vom NightOwl wirkt der Achter im Präsenzbereich jedoch ein wenig vorlaut. Aber ich möchte an dieser Stelle die Diskussion um die sehr eigenständige tonale Abstimmung des NightOwl, an die ich mich zuvor ja gewöhnt hatte, nicht wieder neu entfachen und wechsele zum in Sachen Leistungsaufnahme noch anspruchsvolleren LCD-X. Aber auch den treibt der Cobalt völlig unbeeindruckt – ansonsten würde der große Audeze sein hohes Niveau nicht so klar erkennen lassen. Hier stimmt dann auch wieder die tonale Balance, es gibt anders als beim EL-8 keine – wenn teilweise auch charmanten – kleine Abweichungen vom linearen Pfad der Tugend, dafür aber eine Fülle an Klangfarben. Erstaunlicherweise kommt bei diesem so ungleichen Duo – der LCD-X kostet ein Vielfaches des Cobalt – nie der Gedanke auf, zwischen den beiden bestünde ein Missverhältnis: Musikalisch begegnen sie sich auf Augenhöhe. Da könnte man fast versucht sein, den schweren Audeze auch mobil einzusetzen. Der kleine und leichte Cobalt korrigiert die Masse des Duos ja wieder nach unten…

Bedienungselemente sind auch auf der Rückseite des Cobalt nicht zu finden
Bedienungselemente sind auch auf der Rückseite des Cobalt nicht zu finden


  • iFi iDSD Valkyrie

    iFi hat sich bei mir einen Ruf als Hersteller überdurchschnittlich vielseitiger, durchentwickelter Produkte zu überaus fairen Preisen erarbeitet. Mit dem iDSD Valkyrie bespielt iFi die recht neue Sparte von semi-portablem HiFi, das auch stationär anderen Schreibtisch-Lösungen in nichts nachstehen soll. Mythologische Beinamen wurden mit dem xDSD Gryphon in iFis Produktlinie eingeführt. Der iDSD Valkyrie setzt diese Tradition fort und trägt dabei einen Namen aus der nordischen Mythologie. Das Design des iDSD Valkyrie ist von Flügeln…
    25.03.2025
  • Silversmith Audium Fidelium RCA

    Nach der uneingeschränkt positiven Erfahrung mit dem Silversmith Audio Fidelium Lautsprecherkabel vor einigen Monaten konnte ich nicht anders, als das Testkabel zu erwerben. Die Investition habe ich keine Sekunde bereut. Schon damals wurden auf der Silversmith Audio Website weitere Kabel angekündigt. Auf die war ich selbstverständlich extrem neugierig. Überraschend schnell bot mir vor einigen Wochen Davide Della Casa als Importeur Hifi4music einen frisch eingetroffen Satz Cinch-Kabel zum Test, dem ersten in Europa. Zwar hätte ich…
    21.03.2025
  • Andante Largo Silent Mount SM-7FX und Super Trans Music Device

    Kürzlich berichtete ich an dieser Stelle über den Besuch von Suzuki san, dem Kopf von Andante Largo, in Gröbenzell, konnte aber nur die kurzen Erfahrungen mit dem fantastischen Rack beschreiben. Jetzt steht im Hörraum eine Box mit Spikes, so dass ich die Spikes-Teller und zudem die Kontaktflüssigkeit von Andante Largo ausprobieren kann. In der Andante-Largo-Terminologie heißen die Untersetzer für Spikes „Silent Mounts“. Es werden fünf Versionen angeboten, und zwar mit Durchmessern von 35, 50 und…
    14.03.2025
  • Canor Virtus I2 Premium Line

    Über den slowakischen Audio-Spezialisten Canor las und hörte ich bislang nur Gutes. Der Vollverstärker Virtus I2, ein Class-A-Röhrenvollverstärker ist das erste Gerät von Canor in meinem Hörraum. In mehrerlei Hinsicht hebt er sich ab von dem, was ich kenne. Das gilt nicht nur für seine Optik oder sein Innenleben, sondern besonders für seinen Klang. Armin Kern, der in Norddeutschland als Repräsentant für anspruchsvolle HiFi-Marken unterwegs und in der Branche als erfahrener Audio-Spezialist gern gesehen ist,…
    11.03.2025
  • Lotoo PAW GT2

    Mit ihrem Mjölnir hat Lotoo eine gänzlich neue Kategorie von portablem Audio etabliert, die sich auf dem heimischen Schreibtisch allein aufgrund des Formfaktors eigentlich wohler fühlt. Der GT2 erbt technische Gene des Mjölnir, bleibt dabei aber portabler. Auch er spielt in seiner eigenen Kategorie der vollpuristischen DAPs mit Twist. In der Entwicklung steht bei Lotoo der Klang an allererster Stelle. Dafür sind die Entwickler bereit, auch ungewöhnliche Wege zu gehen. Anstatt eines Android-Betriebssystems wie bei…
    04.03.2025
  • Vertere XtraX

    Meine ersten Moving-Coil-Tonabnehmer waren EMTs, die aus der Tondose ausgebaut wurden. Dann folgte das ein oder andere Roksan Shiraz, eine von Touraj Moghaddam veredelte EMT-Variante. Inzwischen gründete er Vertere und entwickelt und produziert Plattenspieler, Tonarme, Systeme und Phonostufen. Hier geht es um das Topmodell der Tonabnehmer. Das Roksan Shiraz bestand aus einem klassischen EMT-Generator, der mit drei Edelstahlschrauben in einem sehr reduzierten Aluminiumgehäuse mit wenig parallelen Flächen fixiert war, um es weniger anfällig für Resonanzen…
    25.02.2025

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.