Auf der diesjährigen High-End stellte ich beim Plausch mit den Kollegen des amerikanisch/polnischen Herstellers Mytek fest, dass der Brooklyn AMP noch überhaupt nicht in unserer Redaktion zu Gast war. Kein Wunder, die Kollegen sind bestens mit (Class-A-)Verstärkermonstern versorgt. Mein Interesse hat der kleine Digitalamp jedoch sofort geweckt.
Bis der Amp bei mir zu Hause landet, vergeht dann doch noch etwas Zeit und das Paket erreicht mich ausgerechnet, kurz bevor ich in meinen Sommerurlaub aufbreche. Nicht weiter schlimm, so gibt es wenigstens etwas, auf das ich mich bei meiner Rückkehr freuen kann und das mir – hoffentlich – den Alltag versüßen wird. Die allererste Feststellung bei der Entgegennahme des Pakets: Der Amp wiegt quasi gar nichts. Vor Jahrzehnten noch war das ein Indikator für mindere Qualität. Riesige Trafos und Elkos gehörten einfach zum guten Ton und tun es noch. In meinem beruflichen Umfeld jedoch bin ich inzwischen extrem froh über Class-D-Verstärker. Ein mehrere Kilowatt lieferndes Verstärker-Rack wiegt jetzt nicht bedeutend mehr als vor Jahren noch eine einzelne Endstufe, die lediglich knapp ein Kilowatt lieferte. Im HiFi-Bereich hat man zwar meistens seine Ruhe, nachdem man die Endstufe einmalig auf den ihr angestammten Platz gewuchtet hat, insofern ist das Gewicht eigentlich nicht sonderlich relevant. Eine potente Endstufe, die man allerdings mal eben schnell und bequem im Rucksack oder besser verpackt in einem schlagfesten Case zu Freunden mitnehmen kann, ist dennoch etwas Besonderes. Auch ihr Einsatz in einem mobilen Studio dürfte sich als unkompliziert und platzsparend erweisen. Mit einem Gewicht von drei Kilogramm und Abmessungen von etwa 21 Zentimetern Breite, 24 Zentimetern Tiefe und etwas weniger als fünf Zentimetern Höhe vermag der Brooklyn AMP dennoch 300 Watt pro Kanal an vier Ohm oder 600 Watt gebrückt an einem Kanal zu liefern. Hierfür wird pro Kanal auf ein Modul des dänischen Class-D-Spezialisten Pascal zurückgegriffen. Laut Firmenchef und Entwickler Michal Jurewicz werden die Standard-Module jedoch stark modifiziert. Wichtige Bauteile werden ausgetauscht und die Module klingen nicht ansatzweise mehr wie im Ursprungszustand – jetzt klingen sie viel detaillierter und wärmer. Ihre Konfiguration im Brooklyn AMP erlaubt ihnen ein Dynamikumfang von über 121 Dezibel. Der Dämpfungsfaktor des Verstärkers liegt bei über 400. Somit sollte er problemlos mit meinen Lautsprechern harmonieren. Leistung satt steht ja ohnehin zur Verfügung und auch sonst muss ich mir keine Sorgen machen, der kleine Verstärker enthält so ziemlich alles, was an Schutzschaltungen zu haben ist.
Mit seinem Finish in Silber oder Schwarz passt er optisch perfekt zum Brooklyn DAC, DAC+ und zur neuen Bridge. Auch der Formfaktor stimmt, so passt er genau unter meinen Brooklyn DAC+, ragt lediglich hinten etwas weiter heraus. Dies ist nebenbei bemerkt einer der Gründe, weshalb ich die Endstufe unbedingt testen möchte. Sie sollte eigentlich perfekt auf die Digital-Analogwandler von Mytek abgestimmt sein. Farblich passt der Test-Amp zwar nicht zu meinen schwarzen DAC+, aber er ist ja eh nur zu Gast. Ich betreibe beide Geräte nicht gestapelt, sondern nebeneinander. Aufgrund der hohen Effizienz des Endstufenkonzepts entsteht zwar nicht übermäßig viel Abwärme, dennoch fühle ich mich besser, beiden Geräten etwas mehr Frischluftzufuhr zu gönnen. Bevor ich den Test beginne, überprüfe ich den Verstärker auf aktuelle Firmware. Das klingt zunächst eigenartig, aber tatsächlich hat der Brooklyn AMP eine Micro-USB-Schnittstelle, über die ich ihn mit meinem PC verbinde. Der Mytek Device Manager erkennt den Amp sofort und auch das Firmwareupdate geht schnell und problemlos von der Hand. Wahrscheinlich wäre es nicht nötig gewesen, da bereits die Firmware 1.00 aufgespielt war, in welcher Revision allerdings konnte ich nicht feststellen. Das Hinzufügen neuer Funktionen und Features ist im Rahmen dieser Firmware nicht vorgesehen, sie dient lediglich zur Beseitigung möglicherweise auftretender Fehlfunktionen. Solange der Verstärker fehlerfrei arbeitet, ist es für den Nutzer absolut unwichtig, sich mit einem Firmwareupdate auseinanderzusetzen. Ausprobieren wollte ich es dennoch.
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