Sie können an die blauen USB-Ports jedes beliebige USB-Laufwerk zum Rippen ihrer CDs auf die interne Festplatte des EX anschließen. Dazu bietet Antipodes-Audio das eigene P-1 Laufwerk an, das sich von den Abmessungen her als Basis für den EX eignet. Welches Laufwerk man auch zum Rippen wählen mag, die Software erkennt es und bietet als Format-Alternativen zur Speicherung auf der oder den internen Festplatte(n) entweder verlustfrei komprimiertes FLAC oder unkomprimiertes FLAC an. Da Speicherplatz heutzutage nicht mehr die Welt kostet, empfiehlt es sich, im unkomprimierten FLAC zu speichern, da beim Lesen die Daten nicht entpackt werden müssen. So wird der Computer wieder weniger belastet, was zu hörbaren Klangunterschieden führen kann. Ich habe meine Mobile-Fidelity-CD von Patricia Barbers Album Companion auf diese Weise gerippt und mit der Wiedergabe der CD vom Wadia-Laufwerk über den Mutec-Reclocker zum AES/EBU-Eingang meines PS-Audio DirectStream-DACs verglichen. Für diesen ersten Hörtest habe ich an den Antipodes per Audioquest-USB-Kabel meinen PS-Audio DAC angeschlossen. Denn ich wollte erst einmal wissen, wie gut der Server des EX klingt, um das Gerät einstufen zu können. Ich rechne mich zum Kreis der Hörer, die die direkte Wiedergabe vom CD-Player einer gerippten CD als File mittels Computer oder Server in der Regel vorziehen.
Der Antipodes EX ändert diese „Weltanschauung“ zweifelsfrei. Erstaunlich ist das Ausmaß, mit dem der Neuseeländer sich klanglich von CD-Player-Konfiguration abhebt. Es bedarf keiner vergleichenden Wiederholungen. Der Antipodes platziert die Stimme von Patricia Barber unüberhörbar freier und sogar sauberer artikuliert in den Raum. Es ist, als würde sich ein Schleier oder Vorhang lüften. Die Tiefe der imaginären Bühne gewinnt ein wenig. Auch das dynamische Verhalten profitiert auf frappierende Weise. So klingt beispielsweise das an Percussion reiche „Touch of Trash“ befreit und explosiver. Gleichzeitig nimmt die Transparenz deutlich zu und die einzelnen Töne der Percussion legen eine Spur Klangfarbe zu. Das Klangbild des Antipodes über den PS-Audio-Wandler ist sowohl bei Wiedergabe im nativen Format, hier also 16 Bit und 44,1 Kilohertz als auch mit der in Roon auf DSD 128 konvertierten Alternative sehr ähnlich und in beiden Fellen bestechend klar und energiegeladen. Diese explosive Offenheit lässt sich auch im Bass sehr deutlich wahrnehmen. Hier ist die Konturenschärfe des Antipodes verknüpft mit tief im Raum ausklingenden Tönen. Die oberen Tonlagen überzeugen in gleicher Weise durch Nuancen-Reichtum und Offenheit vor dem berühmten schwarzen Hintergrund. Der EX serviert reichlich Detailvielfalt und Präzision, besitzt jedoch niemals auch nur ansatzweise so etwas wie Lästigkeit.
Insgesamt ist der musikalische Gewinn durch den Antipodes EX erheblich: Er ist in allen Aspekten musikalisch besser. Hier geht es nicht um einen anderen Klangcharakter. Der EX macht einfach die bessere Musik. Nach dieser Hör-Erfahrung steht logischerweise der Vergleich mit meinem Apple-Rechner an, ebenfalls mit Roon und alternativ mit Audirvana Plus als Player. Dem Computer fehlt in jedem Falle die Lebendigkeit und Spielfreude, mit der der Antipodes EX seinerseits mächtig beeindruckt. Die Feinzeichnung ist auch nicht die Gleiche und ich habe das Gefühl, über den Mac ist alles ein wenig zu seicht. Die Offenheit und großartige, explosive Darstellung des Antipodes verdirbt mir den Spaß an der Computer-Konfiguration. Wechsle ich auf klassische Musik, tut sich etwa bei Tschaikowskys Violinkonzert, beim Nussknacker-Ballett oder der Orgel-Symphony von Camille Saint-Saëns ein deutlicher Unterschied zur Wiedergabe vom Apple MacMini auf. Auf den ersten Eindruck ist das Klangbild ungewöhnlich klar. Es fehlt die gewohnte einlullende, leicht dickliche Seichtheit. Der Antipodes gestaltet eine viel spannendere Darbietung. Die Musik erklingt präziser und durchhörbar, geradezu entschlackt. Jetzt erlebe ich klare Konturen der einzelnen Instrumente und fühle mich aufgefordert, genau hinzuhören. Das macht deutlich mehr Spaß.
Der Antipodes EX für knapp 5000 Euro zuzüglich Festplatten beinhaltet, wie bereits erwähnt, auch einen DA-Wandler und ist als Komplettgerät konzipiert, das nur noch den hauseigenen P1 oder ein anders USB-CD-Laufwerk zum Rippen der CDs benötigt. Highresfiles, wie Sie sie bei Highresaudio.com oder Qobuz erwerben können, übertragen Sie ganz einfach vom Computer im Netzwerk in den „Storage“-Ordner des Antipodes. Dort steht das Gesamtvolumen der einen oder zwei installierten Festplatten zur Verfügung. In Unterordnern können Sie Musik von Video-Material separieren, falls Fotos oder Filme auf dem EX gespeichert werden sollen. Nach der beeindruckenden Hörerfahrung mit dem Antipodes EX in Verbindung mit meinem PS-Audio DAC ist es schwierig und fast schon ein wenig unfair, die wesentlich preiswertere komplette Lösung des Antipodes EX mit dem internen Wandler zu beschreiben. Denn logischerweise ist eine Qualität auf dem bisherigen Niveau nicht zu erwarten. Und das ist auch so. Meine Verwunderung und Freude über das, was der EX selber analog zu Gehör bringt, möchte ich aber nicht verhehlen. So weit weg vom PS-Audio ist das gar nicht. Vor allem, wenn man die Tonalität, Lebendigkeit, Farbenpracht und Dynamik im Auge oder besser im Ohr behält, macht der EX an sich richtig Spaß. Zugegeben, vom allem hört man etwas weniger und die Offenheit und Tiefenschärfe durch den gefallenen Vorhanges ist ein Stück zurückgenommen, aber insgesamt ist das ein toller Klang und mit Hinblick auf den Preis für mich eine positive Überraschung. Somit bewerte ich den Antipodes EX weit höher als etwa nur als Einsteigermodell von Antipodes-Audio.