Hinter Jern – was übersetzt ganz unprosaisch „Eisen“ bedeutet – steht Ole Lund Christensen, der mit dem lustigen Gewichtstest. Seine Vita würde hier den Rahmen sprengen, es sei aber so viel erwähnt, dass er neben diversen bemerkenswerten Projekten um Beschallung und High-End der Gründer von GamuT ist und für Amphion 18 Lautsprecher entwickelt hat: Unter Anderem zeichnet er für die Entwicklung der hervorragenden Amphion ION+ verantwortlich.
Trotz der Gehäusekonstruktion konnte nicht ganz auf Dämmmaterial verzichtet werden. Allerdings besteht dieses aus so wenig Schafwolle, das dies selbst in einer Bassreflexkonstruktion schon wenig wäre. Für einen geschlossenen Lautsprecher ist es an sich gar nichts. Wobei wir bei einer anderen Besonderheit wären: Der 13-Zentimeter-Tiefmitteltöner mit Fiberglassmembran und belüfteter Schwingspule von Scan-Speak arbeitet auf ein Volumen von nur 3,2 Litern ohne bassverstärkende Ventilierung wie eine Bassreflexöffnung oder einen Transmissionline-Kanal, wobei letzterer in dem Gehäuse nun wirklich nicht mehr untergebracht werden könnte. Im Hochtonbereich werkelt eine Gewebekalotte von 20 Millimetern Durchmesser mit großem Hub, ebenfalls von Scan-Speak. Diese sitzt in einem sternförmig ausgestanzten Ring aus Schafwolle, mit der die Frontplatte beklebt ist. Dies soll die Abstrahlung optimieren und Interferenzen unterdrücken. Da der Hochtöner nach hinten versetzt arbeitet, soll die Wiedergabe phasenlinear erfolgen, wozu auch die Anordnung beider Antriebe der Chassis auf einer Ebene beitragen soll. Getrennt wird über eine flache Weiche mit sechs Dezibel pro Oktave Flankensteilheit, die aus hochwertigen Bauteilen besteht. Diese Filter versprechen ein sauberes Impulsverhalten und eine gute Transientenwiedergabe, allerdings müssen die Chassis in der Regel durch die große Überlappung weite Frequenzbereiche beackern, was zu höherer Belastung führen kann. Da es sich in diesem Fall um kleine Vertreter ihrer Gattung handelt, ist an sich mit wenig Einschränkungen zu rechnen.
Geschlossene Gehäuse bei Kleinlautsprechern sind selten. Dabei hat das Prinzip an sich Vorteile. Es gibt keine Mitteltonanteile, die durch eine Reflexöffnung störend in den Raum gelangen könnten, die Aufstellung ist unproblematischer, da nur eine Tieftonabstrahlung mit dem Raum interagiert, und es ergibt sich in diesem Fall ein relativ steiler Abfall hin zu tiefen Frequenzen von zwölf Dezibel pro Oktave. Mit Vorteilen wie sauberer Sprungantwort und Gruppenlaufzeit wollen wir gar nicht erst anfangen. Das wissen natürlich andere Entwickler auch, verzichten aber darauf, da das Prinzip, gerade bei kleinen Gehäusen, an sich keinen Tiefbass mehr produziert. Auch die Jern können die Physik nicht ändern, und so ist bei 90 Hertz Schluss nach unten. In einem angemessenen Bassreflexgehäuse könnte man den Scan-Speak durchaus halbwegs linear zu 60 Hertz überreden, aber eben nicht so sauber. Den fehlenden Tiefbass nimmt Ole Lund Christensen gern in Kauf und sieht die Jern 14 ES von vornherein für den Betrieb mit einem Subwoofer vor, den man im Set gleich mit erwerben kann.
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