Am Anfang spielt man ein basslastiges Stück nach dem nächsten. Es ist schon beeindruckend, was ein einziges aktiv geregeltes 20 Zentimeter Basschassis veranstaltet. Sehr tief mit vollem Pegel, sauber, konturiert und dabei aufreizend informativ und souverän. Die bisher beste Bassperformance, die ich im Zimmer hatte. Ich sollte vielleicht mal über einen Subwoofer nachdenken. Natürlich haben daran auch die Jern 14 ES ihren Anteil. Der REL ergänzt ja nur die schlackenlose und präzise Basswiedergabe der Lautsprecher nach unten. Im Rahmen der Basserprobung kam natürlich wieder Nik Bärtsch in den CD-Player. „Modul 42“ und im Anschluss „Modul 41C17“ von der Holon. Während ich auf die wirklich fiesen Bassimpulse warte, mache ich mit einigen anderen Eigenschaften der Jern Bekanntschaft. Es öffnet sich – beziehungsweise ist von Anfang an da – eine Bühne. Das ist kein millimetergenaues analytisches Umreißen irgendwelcher Instrumente oder Personen in einer imaginäre Ebene, sondern ein plastisches Ins-Zimmer-Stellen eines musikalischen Ereignisses.
Das ist nicht live, aber so, wie der Produzent – in diesem Fall Manfred Eicher von ECM – sich das wohl gedacht hat. Äußerst klar und in seiner Position räumlich absolut nachvollziehbar mit glaubhafter Größe. Dazu trägt auch bei, dass es keinerlei Verdeckungseffekte gibt, wenn Saxophon und Klavier tief übereinander spielen. Wobei es diese Art von Klarheit gibt, die sich aus einer regelrecht aufpolierten gläsernen Durchhörbarkeit ergibt – mit viel Glanz und aufgesetztem Licht. Nichts davon bei Jern und REL. Die Kombination reproduziert sehr natürlich und dreidimensional. Die Produktion entscheidet dabei über epische Weiten oder realistische Raumdarstellung. Kommt es dann zu diesen absurd machtvollen Bassdrum-Attacken, bleibt alles, auch bei hohen Lautstärken, am angestammten Platz. Die Grobdynamik in diesem Fall ist bemerkenswert – besonders dann, wann man mal wieder einen Blick auf die beteiligten Geräte wirft.
Anderes Beispiel: Mark Griffin alias MC 900 Ft. Jesus besingt in „New Year's Eve“ auf dem Album On Step Ahead Of The Spider einen US-Amerikaner, der – mutmaßlich allein und sozial deklassiert – vor dem Fernseher auf den Jahreswechsel wartet. Dies mit etwas Percussion und einem Schlagzeug im Hintergrund. Davon abgesehen, dass die Musik witzig und seit mindestens 25 Jahren in meinem Besitz ist, ist die Aufnahme ausgezeichnet. Eigentlich echtes High-End, darf man nur nicht schreiben. Die Jern machen ein Fest aus dem frustrierten und schimpfenden Bill, der sich über die Feiernden lustig macht, nach der Nationalgarde ruft und dann doch vor Mitternacht frustriert einschläft. Es ist, als wenn man bei der Aufnahme dabei ist. Klare räumliche Abgrenzung mit Umgebungsluft, sehr viel Feindynamik bei Schlagzeug und Percussion, ein glänzend aufgelegter Sänger oder Sprecher vor dem Ganzen. Auffällig die Fähigkeit der Lautsprecher dabei, kurze Schläge auf Becken nicht aufzuweichen. Von Gewebekalotten war ich bisher an sich gewohnt, dass sie entweder ein wenig milder spielen oder im oberen Mitteltonbereich mehr Pegel haben, um dann im wirklichen Hochtonbereich leiser zu spielen. Irgendwie schaffen es die Scan-Speak, auch ordentlich Pegel im Hochton zu machen, ohne den Weichzeichner zu bemühen. Wer hier jetzt eine Penetranz oder Überbetonung vermutet, liegt allerdings komplett daneben.
Durch die Lockerheit der Darbietung, die Sauberkeit insgesamt und die Reserven des REL ist man manchmal versucht, richtig laut zu hören, was auch funktioniert. Es gibt aber auch eine Grenze, wo die Jern in die Kompression kommen. Man ist hier zwar schon bei ordentlichen Pegeln, aber darüber werden die Lautsprecher doch anstrengend,und alles kippt ins Lästige. Wir reden hier aber von in der Regel sozial unverträglichen Lautstärken, die einem ob der Sauberkeit gar nicht so richtig auffallen, bis jemand mit zugehaltenen Ohren durchs Zimmer geht.