Zu dieser außergewöhnlichen Feinauflösung kommt eine bestechende tonale Geschmeidigkeit, die mich so manche Aufnahme wieder mit Genuss hören lässt. Besonders fällt mir das bei klassischen, mit Originalinstrumenten eingespielten Aufnahmen auf.
Nehmen wir die Einspielung der Haydn Symphonie Nr. 92 mit dem Freiburger Barockorchester unter René Jacobs: Die schlackenlose Interpretation Jacobs im Zusammenspiel mit der sehr direkten Aufnahmetechnik hat bei mir bisher einen sehr zwiespältigen Eindruck hinterlassen hat. Auf der einen Seite genieße ich immer wieder gerne die auf extreme Durchhörbarkeit angelegte Interpretation Jacobs, die überraschend neue Einblicke in den Feinaufbau und die einzelnen Linienführungen der Symphonie eröffnet; auf der anderen Seite habe ich gerade mit der Wiedergabe der Streicher so meine Schwierigkeiten, die für mich eher rau und manchmal fast unangenehm hart klingen. Seit ich das Orchester einmal live gehört habe, weiß ich, dass das nicht an den Originalinstrumenten liegt. Mit der La Scala haben die Streicher nun den bisher schmerzlich vermissten, natürlichen Grundton, der sich ohne Bruch bis in die höchsten Töne fortsetzt. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, das hat nichts mit „Weichspülerei“ zu Lasten feinster Informationen zu tun. Ganz im Gegenteil: So macht die La Scala im „Quintetto No. 4 in Re Maggiore 'Fandango' per Corda e Chitarra“, (G. 448) von Luigi Boccherini (Luigi Boccherini: Fandango, Sinfonie & La Musica Notturna Di Madrid: Le Concert Des Nations, Jordi Savall) das Wechselspiel zwischen Sologitarre und Orchester in den feinsten Nuancen hörbar.
Da überrascht es auch nicht besonders, dass von der großartigen Tonalität gerade die Wiedergabe von Stimmen profitiert. Vor einiger Zeit habe ich in meinem Fundus die Gesamtaufnahme der Oper „Carmen“ mit der wundervollen Leontyne Price als feuriger Zigeunerin und den Wiener Philharmonikern unter der Leitung von Herbert von Karajan (The RCA Opera Treasury 74321 39495 2) wiederentdeckt. Die Wiedergabe der Stimmen, allen voran natürlich der von Leontyne Price, gelingt der La Scala Endstufe geradezu phänomenal gut.
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