Die Röhre findet dabei ideale Arbeitsbedingungen vor, da sie auf die extrem hohe Eingangsimpedanz der MOSFETs arbeitet. Allerdings haben die MOSFETs ein völlig anderes Spannungsniveau und können deshalb gleichspannungsmäßig nicht einfach mit dem Ausgang der Röhrenstufe verbunden werden. Normalerweise setzt man deshalb an dieser Stelle Koppelkondensatoren ein. Um diese Kondensatoren im Signalweg zu vermeiden, hat sich Mario Canever für einen Zwischen-Übertrager entschieden – eine recht ungewöhnliche und auch in Röhren-Designs nur selten anzutreffende Lösung. Damit soll vor allem die Dynamik des Audiosignals erhalten bleiben. Aufgrund der extrem hochohmigen Verhältnisse an dieser Stelle der Schaltung muss der Zwischenübertrager praktisch nur ein Spannungssignal und keinen Strom übertragen. Nach vielen Versuchen hat sich Mario Canever für einen Übertrager mit einem Übersetzungsverhältnis von 1:1 entschieden. Dieser Übertrager soll aufgrund seines speziellen bifilaren Wicklungsschemas sekundärseitig eine perfekte Symmetrie erzeugen.
Damit ist es möglich, auch die Stromverstärkerstufe im Gegentaktbetrieb zu konzipieren und dafür zwei Leistungstransistoren des gleichen Typs zu verwenden, während sonst bei Push-Pull-Konfigurationen meist komplementäre Transistoren vom Typ „N“ und Typ „P“ eingesetzt werden. Allerdings sind die Spezifikationen dieser Bauteile niemals wirklich ganz genau komplementär, was zu Verzerrungen führen kann, die dann meist wieder mittels Gegenkopplung weggebügelt werden. CanEVER Audio verwendet zwei laterale N-Kanal-MOSFETs der neuesten Generation von Exicon, die speziell für den Einsatz in Ausgangsstufen von Audio-Leistungsverstärkern entwickelt wurden.
Eigentlich könnte man mit den MOSFETs nun die Lautsprecher direkt ansteuern. Für eine Ausgangsleistung von 90 Watt im reinen Class-A-Betrieb ist es aber erforderlich, mehrere Ausgangstransistoren parallel zu schalten. Mario Canever ist der Meinung, dass eine solche Parallelschaltung dem Klang eher abträglich ist. Deshalb arbeiten beim La Scala nur zwei einzelne MOSFETs im Push-Pull-Betrieb wie bei einem klassischen Röhren-Design – Sie ahnen es bereits – auf einem Ausgangs-Übertrager, der ein Übersetzungsverhältnis von 2:1 hat. Da die Transistoren damit die im Vergleich zu den Lautsprechern hohe Impedanz des Übertragers „sehen“, fließt an dieser Stelle nur ein vergleichsweise geringer Strom, so dass die Verlustleistung in den MOSFETs niedriger ist und sich eine Parallelschaltung erübrigt. Darüber hinaus wird die Belastung der Stromversorgung verringert und insbesondere die Gleichrichter produzieren dadurch weniger Störungen. Der Übertrager hat aber noch einen weiteren Vorteil, denn bei dem gewählten Schaltungsdesign wäre an dieser Stelle ein sehr großer Koppelkondensator notwendig, um die anliegende Gleichspannung von den Lautsprechern fernzuhalten. Und wir wissen ja inzwischen, dass man bei CanEVER Audio keine Kondensatoren im Signalweg mag!
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