Einsteins The Tonearm gibt es ganz klassisch in den Längen von neun und zwölf Zoll. Die kurze Version hat seit über einem Jahr fast ununterbrochen die nahe Position auf meinem LaGrange behauptet und muss sich nun am Zwölf-Zöller messen: Bedeutet mehr Länge auch mehr Wohlklang?
Falls Sie sich an die Vorstellung von The Tonearm in Hifistatement nicht so recht erinnern können, wird das wahrscheinlich daran liegen, dass er seine Test-Premiere im ersten Teil des Erfahrungsberichts über die komplette große Einstein-Kette feierte: Hier war er nur eine edle Komponente von vielen. Dennoch wurde schell klar, dass er Einsteins Tonabnehmersystem The Pickup zu intensiveren klanglichen Höhenflügen verhilft als die übrigen hervorragenden Tonarme in meinem Fundus: The Pickup war zuvor schon in einigen anderen Headshells montiert und mir sein Klang wohl vertraut. Da war es nicht schwer festzustellen, in welchen Disziplinen es mit The Tonearm noch ein bisschen besser klingt. Nach diesen überaus positiven Erfahrungen beließ ich den von Ortofon für Einstein gefertigten Abtaster im Neun-Zöller und diesen auf meinem Laufwerk. Zum einen, weil mich die – auch optisch – grundsolide Ausführung mit dem massiven Lagerblock noch immer anspricht. Zum anderen ist die Kombination durch eine kleine Vertiefung in der Oberseite des Lagerblocks auch ungemein praktisch: Dank derer lässt sich mit einer der üblichen Einstelllehren der Abstand zum Tellermittelpunkt exakt bestimmen. Wenn einmal – etwa für die Produktion der Files für Hifistatements Klangbibliothek – kurzeitig ein anderer Tonarm auf dem LaGrange Platz finden muss, lässt sich Einsteins The Tonearm anschließend innerhalb von Minuten wieder exakt an der richtigen Position montieren – am leichtesten geht das, wenn man vor der Demontage die Lehre auf die Position des Arm auf dem Laufwerk eingestellt hat.
Ich verfüge also inzwischen in puncto Klang und Handling über eine Menge Erfahrung mit Einsteins Arm/System-Kombination. Was allerdings Informationen über die Konstruktion des Arms anbelangt, bin ich auch heute noch auf demselben Stand wie zu der Zeit, als ich über die Kette schrieb. Also hier – auch auf die Gefahr hin, dass die Leser des Berichts über die Einstein-Komplett-Anlage dies als Doublette empfinden könnten – noch einmal die bekannten Fakten über The Tonearm: Er wird in Japan von Ishiama san gefertigt. Der ausgewiesene Spezialist baut und baute auch die Arme für Ikeda und Fidelity Research. Das augenfälligste Unterscheidungsmerkmal zwischen The Tonearm und den beiden – oder wenn die man die unterschiedlich langen Version mit einrechnet: vier – Klassikern ist das gerade Rohr des Einstein-Arms. Das besteht – auf den erst Blick – ganz traditionell aus Edelstahl. Einstein-Chef Volker Bohlmeier, der übrigens den Neun-Zöller wegen seiner Spielfreude und Lebendigkeit favorisiert, auch wenn er der Zwölf-Zoll-Version eine tolle Souveränität bescheinigt, berichtete, dass man bei der Entwicklung mit Stahl-, Aluminium- und Carbon-Rohren experimentiert habe, sich aber schließlich für ein Edelstahl-Alu-Sandwich entschieden habe. Die innere Aluminium-Röhre werde vollflächig mit dem äußeren Stahlrohr verklebt, um das Resonanzverhalten des Arms zu optimieren. Besonders beim Rohr für den Zwölf-Zöller sei es wichtig gewesen, jegliche Klingelneigung schon durch die Materialkombination zu minimieren. Sehr viel Aufwand habe man bei The Tonearm auch bei der Lagerung betrieben: Relativ große Kugellager säßen in einem massivem Lagerblock, der für einen ruhigen, also extrem resonanzarmen und präzisen Lauf sorgen solle.
In bester japanischer Tradition besitzt auch der Einstein ein abnehmbares Headshell, an dem sich nach Lösen von zwei Inbusschrauben der Azimut per Hand einstellen lässt, was allerdings nur schwerlich so feinfühlig zu machen sein dürfte, wie es dieser sensible Parameter erfordert. Deutlich mehr Aufmerksamkeit widmeten Volker Bohlmeier und Ishiama san der Befestigung des abnehmbaren Headshells, einer vermeintlichen mechanischen und elektrischen Schwachstelle: Statt des einen üblichen Führungszapfens für die definierte Position des Headshells im Arm kommen hier gleich zwei zum Einsatz. Zudem werden für die Signalübertragung Rhodium-Kontakte verwendet, die in einem speziell für diesen Arm gefertigten Teflon-Zylinder sitzen. Nachdem grob die Höhe des Armes eingestellt wurde, erlaubt die ungemein solide, feinmechanisch faszinierende Basis die Feinjustage des VTAs über einen Hebel – ähnlich wie früher beim Micro Seiki. Die effektive Masse für den Zwölf-Zöller gibt Einstein mit 19 Gramm an: Die Nadelnachgiebigkeit des zu montierenden Tonabnehmers sollte also eher niedrig sein.