In Einsteins The Tonearm bringt das Tamino seine Vorzüge auch sofort zu Geltung. Und diese Kombination bietet sogar noch etwas mehr: Impulse kommen – beispielsweise bei Keith Jarrett und Jack DeJohnettes Ruta And Daitya, ECM 2301021 – völlig ansatzlos aus einem völlig schwarzen Hintergrund. Der Wiedergabe wohnt eine gewisse natürliche Autorität inne, sie fußt auf einem grundsoliden Tieftonfundament. Bei aller Dynamik wirkt nichts auch nur ansatzweise nervös. Arm und System sorgen für einen so hochkarätigen Musikgenuss, dass ich mich langsam zu fragen beginne, warum ich mit in den letzten Jahren so intensiv mit verschiedenen Digitalformaten, LAN-Switches, Netzteilen, Jitterbugs und USB Detoxern beschäftigt habe. Leider ist die Antwort schon bei der Fragestellung klar: Erstens entwickelt sich die Digitaltechnik noch immer rapide und zweitens steht bei Hifistatement nicht mein Spaß an der Musik im Vordergrund. Leider.
Da sich bei der Beschäftigung mit The Tonearm aber Pflicht und Vergnügen aufs schönste verbinden lassen, greife ich – wohl von Keith Jarretts mit voller Absicht verzerrtem Fender Rhodes animiert – zu einer Demo-Scheibe der Achtziger: Black Orpheus vom Isao Suzuki Trio, Three Blind Mice tbm2563. Da kann ich mich von der traumhaft klingenden Einstein/Transrotor-Kombi mit zwei tiefen Viersaitern verwöhnen lassen, Suzukis hart gespieltem Cello und seinem warm knarzenden Kontrabass. Im Zusammenspiel mit dem Blech des Schlagzeugs und dem angezerrten E-Piano gerät das zu einer Schwelgerei in Klangfarben, bei der die Luftigkeit der Abbildung und die Intensität der Impulse, wenn die Erinnerung nicht trügt, bisher nicht so ausgeprägt zu hören waren. Bei Mussorgskys Bilder Einer Ausstellung in der Interpretation des Chicago Symphony Orchestra unter Fritz Reiner, Reissue der LSC-2201, bezaubern – fast möchte ich sagen: erwartungsgemäß – die Farbigkeit, die Wucht des Schlagwerks und die Stabilität der Abbildung. Ganz besonders gefällt mir aber, dass der Raum noch ein wenig größer wirkt und mehr Luft zwischen den Instrumentengruppen zu sein scheint als gewohnt. Dank des Zwölf-Zöllers und des Tamino gab es nun abends statt der neuesten Jazz-Produktionen via Qobus wieder wohlbekanntes Vinyl zu hören – nicht die schlechteste Auswirkung eines halbfertigen Tests.
Kommen wir zur zweiten Hälfte: dem Vergleich zwischen den unterschiedlich langen Einstein-Armen, und zwar mit dem firmeneigenen The Pickup. Dazu habe ich zwei recht gegensätzliche Stücke ausgewählt: „Good Morning School Girl“ von Muddy Waters' Album Folk Singer als Discovery-Reissue und den vierten Satz von Berlioz' Symphonie Fantastique mit dem Chicago Symphony Orchestra unter Georg Solti als Stereo-Laboratory-Reissue. GXP 9005-6. The Pickup – nicht einmal halb so kostspielig wie das Tamino – im Neun-Zöller strotzt nur so vor Spielfreude und lässt das Orchester vor Kraft vibrieren. Da darf es – bei Berlioz kein Fehler – auch schon mal einen Hauch rauher klingen. „Der Marsch zum Schafott“ weckt jede Menge Emotionen, ja, er geht regelrecht unter die Haut. Nach dieser hochenergetischen Darbietung könnten vier akustische Instrumente und ein Stimme ein wenig fad wirken. Tun sie aber nicht! Dafür besitzt Muddy Waters' vertrauter Song einfach zu viel Drive. Außerdem machen Arm und System klar, wie viel Luft und Durchzeichnung das Remastering dieser alten Aufnahme eingehaucht hat: Auch die Klangfarben von Stimme und Gitarren lassen keine Wünsche offen. Da würde ich wirklich lieber stundenlang weiter hören als den Tonabnehmer umzubauen…
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