Dass eine Anlage, die Volker Bohlmeier mitentwickelt hat, rhythmisch nichts anbrennen lässt, setzte ich voraus. Bestätigt wird das zum einen von Muddy Waters' „Good Morning School Girl“ vom Discovery-Sound-Reissue von Folk Singer, bei dem der Einstein-Chef übrigens auch seine Finger im Spiel hatte. Zwar konnte auch das umsichtige Remastering damals nicht verhindern, dass der nicht wirklich optimal aufgenommene Bass Willie Dixons noch immer ein wenig unkonturiert klingt, aber nicht zuletzt dank The Pure bekommt er nun ein wenig Farbe und unterstützt den unwiderstehlichen Groove des Songs. Wie der ohne Frequenzweiche arbeitende Mitteltöner die Dynamik der Stimme und der beiden Gitarren umsetzt, ist einfach ein Genuss. Aber die Kette brilliert nicht nur beim Blues: Auch bei Keith Jarretts „God Bless The Child“ sorgt sie dafür, dass der Drive des Trios den Zuhörer nicht kalt lässt: Einfach unmöglich, bei diesem Rhythmus unbeteiligt im Hörsessel sitzen zu bleiben. Gary Peacocks ausdrucksstarke Bass-Linien setzen dem ganzen dann das Sahnehäubchen auf.
Weiter geht’s mit der „Polka“ vom Classic-Records-Reissue des RCA-Klassikers The Age Of Gold, bei dem meine Aufmerksamkeit eigentlich auf der räumlichen Darstellung liegen sollte. Zuerst fasziniert mich aber auch hier wieder die beschwingte Spielweise und die mitreißende Rhythmik. Auch die Farbigkeit beispielsweise der knarzenden Oboe und die Luftigkeit des Aufnahmeraumes überrascht nicht: Sie erfüllt einfach die nach den bisherigen Erfahrungen mit The Pure sehr hohen Erwartung. Allerdings wirkt die imaginäre Bühne nicht ganz so tief wie etwa bei der LumenWhite oder der Kawero!. Das perkussive Metall schimmert bei diesen auch noch einen Tick bunter. Das ginge bei The Pure sicher auch, wenn man den Frequenzgang des Mitteltöners nach oben hin mit ein paar Frequenzweichen-Bauteilen noch minimal glätten würde, aber nicht, ohne das Lautsprechersystem seiner anspringenden Lebendigkeit und seines ausgeprägten Live-Charakters zu berauben. Und das wäre wirklich unverzeihlich.
Statt weiterer audiophiler Erbsenzählerei schwelge ich lieber in den tieffrequenten Druckwellen von Jonas Hellborgs Elegant Punk: Wenn ein Lautsprecher in allen Hifi-Kriterien sehr ausgewogen und stimmig auf höchstem Niveau agiert, seine rhythmischen Fähigkeiten, seine Farbigkeit im Tieftonbereich und seine Spielfreude jedoch noch einen Tock stärker ausgeprägt sind als die übrigen Vorzüge, dann gibt es wohl keine Platte, die mehr davon profitiert, als das Soloalbum des schwedischen Ausnahme-Bassisten. Jede weitere Beschreibung des Gehörten würde zur hemmungslosen Schwärmerei führen. Deshalb lasse ich es hiermit genug sein.
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