Das serienmäßig verbaute Audio Technica AT-150 MLX ist das größte MM-System von Audio Technica und steht damit in der langen Tradition legendärer Systeme wie dem AT-24 oder dem AT-ML180. Der Autor besaß dereinst ein AT-ML150 und trauert diesem immer noch hinterher. Das 150MLX verfügt über einen sehr feinen goldbedampften Bornadelträger, die winzige Nadelspitze mit dem sehr scharfen Microlinear-Schliff ist mit bloßem Auge kaum zu sehen. Beim Anschluss gibt es sich reichlich unkompliziert: 47 Kiloohm und am besten 100 Picofarad im Phonoeingang bringen es zum Aufblühen. Mit einer Testplatte durchgeführte Versuche bescheinigen dem System Abtastwerte jenseits von 90 Micron, die horizontale und vertikale Tiefenresonanz um die neun Hertz sprechen für eine gelungene Kombination mit dem Cornet 1.
In den Höheneinstellungen ist das System eine Zicke ersten Grades. Ein klein wenig zu tief, und der Höhenglanz ist weg, etwas zu hoch, und es spielt zu dünn mit Hang zum Kreischen. Getestet wurde natürlich nur mit der Einstellung genau dazwischen. Hat man die mitgelieferte Neoprenmatte, die wohl nicht zufällig an die Spacemat erinnert, auf dem Teller platziert, eine LP obendrauf und den Robin Hood mit ordentlichem Schwung angedreht, kann es also endlich losgehen.
Und da ist erst mal eine bemerkenswerte Ruhe. Davon abgesehen, dass der feine Nadelschliff des Audio Technica kaum Nebengeräusche produziert, hält sich das Laufwerk ebenfalls extrem zurück mit rumpelnden Dreingaben und erinnert damit eher an Plattenspieler mit Riesenplattenteller. Diese spielen, bei aller Ruhe, manchmal etwas gebremst und überdämpft, da schmiert die schiere Masse gern mal Impulse zu. Dies ist dem Pear Audio gänzlich unbekannt. Sehr offen frei und durchhörbar nimmt er von der ersten Sekunde für sich ein. Ich fange an mit Prokofievs „Klavierkonzert Nr. 3“ unter Claudio Abado mit Martha Argerich und den Berlinern von 1967. Und zwar nicht das Reissue, sondern die Originalausgabe. Die Platte war an sich schon im Eimer, als ich sie gebraucht vor 30 Jahren gekauft habe. Aber trotz des erhöhten Grundgeräuschpegels und einiger Knackser zeigt sich mit dem Robin Hood alles, was die analoge Magie am Leben erhält. Schon mit den ersten Takten folgt man der Musik und blendet den Rest einfach aus. Mit zwingendem Fluss und einem Gespür für feindynamische Abstufungen zieht einen die Kombination in ihren Bann. Feine Details gehen nicht unter trotz kräftiger Kontrabässe: Das AT-150MLX unterschlägt nichts, und der Pear Audio verstellt nicht die Sicht darauf. Klavieranschläge kommen mit exaktem Timing und der gegebenen Wucht und Macht, der Raum ist sehr breit und hoch. In die Tiefe geht es auch, wenn auch nicht grenzenlos. Die Tonalität ist dabei zum Glück absolut neutral, aufgesetzte Effekte sucht man vergebens.
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