tests/15-12-03_pearaudio
 

Pear Audio Blue Robin Hood

04.12.2015 // Matthias Jung

Unter dem großen Pulley sitzt ein schwacher Synchronmotor, der den Teller so gerade eben am Laufen hält und das sehr zuverlässig. Antriebseinflüsse werden so auf ein Minimum reduziert
Unter dem großen Pulley sitzt ein schwacher Synchronmotor, der den Teller so gerade eben am Laufen hält und das sehr zuverlässig. Antriebseinflüsse werden so auf ein Minimum reduziert

Unterhalb des Tellers wird es interessant. An der Unterseite schleift ein Gummischlauch, der durch eine Bohrung im Chassis bis auf die Stellfläche reicht. Durch die definierte Bremsung soll das bei Synchronmotoren gefürchtete Polruckeln egalisiert werden. Zusätzlich sollen Geräusche welcher Art auch immer so in die Stellfläche geleitet werden. Das Chassis besteht aus zwei Lagen Birke-Multiplex, die mit mehreren Gummidämpfern fest miteinander verbunden sind. Stehen tut das Konstrukt auf relativ wuchtigen höhenverstellbaren Füßen aus POM. Das massive Tellerlager aus Bronze ist auf der unteren Ebene fest verschraubt. Aufnahme findet eine Tellerachse aus Edelstahl, die an der Unterseite einen kurzen schmalen Stab hat, der die Berührungsfläche auf ein Minimum reduziert. Nanu, sollten sich Lager und Arm nicht am besten starr gekoppelt auf einer Ebene befinden, um Relativbewegungen ausschließen zu können? Nein, findet Tom Fletcher und bewertet den Klanggewinn durch die entkoppelte Anordnung höher als etwaige Verluste. Wobei die Konstruktion so steif aufgebaut ist, dass man sich keine Sorgen machen muss.

Der Gummischlauch schleift permanent am Teller. Durch die beständige Bremsung soll das Polruckeln des Synchronmotors keinen Einfluss auf den Drehvorgang haben
Der Gummischlauch schleift permanent am Teller. Durch die beständige Bremsung soll das Polruckeln des Synchronmotors keinen Einfluss auf den Drehvorgang haben

Auch der Tonarm kommt einem bekannt vor, handelt es sich doch um eine Weiterentwicklung des Spacearms, er hört auf den Namen Cornet 1 und ist auch separat für 1700 Euro erhältlich. Dieser einpunktgelagerte Tonarm verfügt über eine beidseitige Führung neben der Lagerspitze, die ihm zu einem unproblematischen Handling verhilft. Die Lagerspitze läuft in einem Flüssigkeitsbad, über dessen Inhalt aber nichts in Erfahrung zu bringen ist. Bis auf ein leichtes Kippeln fühlt sich der Arm an wie ein kardanisch gelagertes Exemplar. Einen Fingertip gibt es nicht, er kann aber bei Bedarf nachgeliefert werden. Die Empfehlung lautet, diesen dann zwischen Headshell und Tonabnehmer zu platzieren. Durch den tiefen Schwerpunkt des Gegengewichts aus Bronze erübrigt sich die sonst übliche Einstellung des Azimuts durch das seitliche Verdrehen desselben.

Das Tonarmrohr besteht aus einem Kohlefaserverbundstoff, das Headshell ist aus einem Aluminiumblock gefräst und hat keine Kröpfung. Der Tonabnehmer muss beim Einbau also entsprechend der mitgelieferten Einbauschablone eingedreht werden. Die Einstellung des Arms ist nichts für zartfühlende Naturen. Um das Gegengewicht einzustellen, muss man am Gegengewicht ruckeln, bis die richtige Auflagekraft erreicht ist, dabei ist ordentlich Bewegung im und Druck auf dem Lager. Der Vertrieb beruhigt, der Cornet sei äußerst robust. Muss er auch, denn die Feineinstellung des Azimut erfolgt durch Verdrehen der Headshell, wobei auch einiges an Kräften auf das Lager wirkt. Löst man eine Madenschraube aus Kunststoff an der verdrehbaren Basis, lässt sich der Arm in der Höhe einstellen. Die Feinjustage erfolgt über ein Gewinde, das in einem ebenfalls in der Höhe verstellbaren Kragen um den Armschaft sitzt. Die für derlei Einstellungen vorgesehenen Nylonschrauben mit Kreuzschlitz (!) sollen übrigens gerade so angezogen werden, dass sie halten. Ein guter Hinweis, zumal die Schraubendreheraufnahme schnell ausgeschlagen ist. Ein kleines, auch mit Nylonschraube an einem blauen Kunststoffausleger befestigtes Gewicht erledigt die Skatingkompensation und verleiht dem Spieler zusammen mit dem Orange einen farbenfrohen Touch.

Ein Wort zu den Einstellmöglichkeiten: Es geht durchaus eng zu. Nur wenn der richtige Armabstand eingestellt ist, ist es möglich, den Hubzylinder des Lifts an der Armbasis so gerade eben vorbeizuführen, und nur wenn über die Armhöhe der richtige VTA eingestellt ist, landet die Nadel auch richtig in der Rille, da der Lift relativ hoch eingestellt ist. Da man nicht jeden Tag Tonabnehmer wechselt, an sich nicht schlimm, aber mal eben einen Tonabnehmer Pi mal Daumen reinzuhuschen, geht höchstwahrscheinlich schief.


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