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AMG Giro G9, 9W2 und Teatro

23.11.2015 // Dirk Sommer

Das zentrale Konstruktionselement des Laufwerks ist eine etwa 35 Millimeter dicke Scheibe aus Flugzeug-Aluminium, die nicht nur die Position des mächtigen Tellerlagers und des Tonarms definiert, sondern auch den präzisen, schweizer Gleichstrommotor, die zu seiner Regelung eingesetzte Elektronik mit ihrem Quarzoszillator und die Bedienelemente beherbergt. Über die beiden Tasten zum Einschalten respektive zur Geschwindigkeitswahl lässt sich auch die Drehzahl fein regulieren. Der aus Edelstahl gefertigte Pulley, der unter dem Plattenteller verborgen ist, treibt diesen über einen Rundriemen. Der Teller besteht wie das Lagergehäuse aus POM oder Polyoxymethylen, einem Kunststoff, der sich durch Festigkeit, Härte und einen niedrigen Reibungskoeffizienten auszeichnet und daher seit Jahren bei der Plattenspieler-Herstellung zum Einsatz kommt. Ein weiterer Grund dafür dürfte sein, dass er ähnliche Eigenschaften wie Vinyl aufweist und daher eine gute Ankopplung der Platte an den Teller ermöglicht.

Die Plattenklemme wird mit der Spindel verschraubt. So lässt sich die Andruckkraft variieren. Die Scheibe ermöglicht es, selbst schüsselförmig nach oben gebogene Platten mithilfe der Klemme an den Teller zu drücken
Die Plattenklemme wird mit der Spindel verschraubt. So lässt sich die Andruckkraft variieren. Die Scheibe ermöglicht es, selbst schüsselförmig nach oben gebogene Platten mithilfe der Klemme an den Teller zu drücken

Die POM-Lagerdose des Giro umgibt eine Konstruktion, die der im großen AMG sehr nahe kommt: Eine Stahlachse – hier in einer Stärke von 16 Millimetern – läuft in hydrodynamisch geschmierten Radiallagern und steht auf einer Fläche aus PFTE auf, besser bekannt unter dem Markennamen Teflon. Im Boden der Lagerdose ist dezentral ein Spike eingelassen. Zwei weitere, diesmal von oben durch die Aluminiumscheibe hindurch höhenverstellbare Spikes sitzen zentral in bis auf die Bohrung für die Spikes massiven Aluminiumzylindern. Der Teller wird aus einem Stück POM gedreht, das auf einem Subteller aufliegt und in das die Spindel zu Zentrierung der Schallplatte eingesetzt wird. Es gibt also keine durchgehende Verbindung vom Lager zur Spindel. In diese wurde ein Gewinde eingeschnitten, so dass die mitgelieferte Plattenklemme mit dem Teller verschraubt werden kann. Ein kleiner, zum Mittelloch hin dicker werdender Ring gehört ebenfalls zum Lieferumfang. Legt man ihn um die Spindel, drückt er eine auf den Teller gelegte Platte mittig nach oben. Mit Hilfe der verschraubbaren Plattenklemme lassen sich dann auch schüsselförmig nach oben gebogene Platten an den Teller drücken, ein Prinzip, das sich beim Viella – und Laufwerken anderer Hersteller – bewährt hat. Auch wenn der Giro G9 durchaus kostenbewusst konstruiert wurde, sparte man nicht an den Klang entscheidenden Stellen. Und das Design hat von der Reduktion auf das Wesentliche nur profitiert. Beim „kleinen“ AMG gilt „form follows function“: In meinen Augen ist der Giro in puncto Ästhetik eine der gelungensten Laufwerk-Kreationen der letzten Jahre.

Die Lagerbuchse von unten mit einem der drei Spikes, auf denen das Laufwerk steht
Die Lagerbuchse von unten mit einem der drei Spikes, auf denen das Laufwerk steht

AMG wird in Deutschland – und Europa – vom High-Fidelity Studio und im Rest der Welt von Musical Surroundings vertrieben. Und diese beiden Vertriebspartner ergänzten die Produktpalette der bayrischen Manufaktur um einen Tonabnehmer, das Teatro. Den Generator des Abtasters lassen sie in Japan fertigen, das zweiteilige Titangehäuse in den USA. Die Endmontage und die abschließenden Tests finden in Japan statt. Selbstverständlich erfolgte die klangliche Feinabstimmung in AMG-Tonarmen.


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