Das Schöne an einem solchen Paket aus einer Hand ist es, dass der Kunde sich oft nicht mehr um die Justage kümmern muss. Der Tonabnehmer ist im Arm justiert, und nach dem Transport braucht lediglich der Arm in seine Halterung gesteckt und arretiert zu werden. Da Augsburg, der Sitz des deutschen AMG-Vertriebes, nicht weit von Gröbenzell entfernt ist, musste ich aber nicht einmal diese paar Handgriffe selbst erledigen. Gerald Jakob, einer der beiden Inhaber des High-Fidelity Studios, wollte sich sicher sein, dass der AMG auch in meinem Hörraum so klang, wie er es gewohnt ist, und baute ihn daher selbst auf. Als Stellfläche diente – wie beim Artesania Audio Rack gleich daneben unter meinem Brinkmann LaGrange – eine Acapella-Basis, die sich gegenüber den Artesania Krion-Shelves als Stellfläche unter Laufwerken als deutlich überlegen erwiesen hatte. Nachdem Gerald Jacob den Arm in der von der Gewindestange vorgegebenen Höhe arretiert hatte, drehte er die Stange ein paar Umdrehungen nach oben, so dass sie keinen Kontakt mehr zur Tonarmbasis hatte, und merkte dazu an, dass es so besser klänge. Aber das wird höchstens ein paar Prozent dazu beigetragen haben, dass das AMG-Trio auf Anhieb überzeugte: Mit so viel Spielfreude, Dynamik und Offenheit hatte ich nicht gerechnet – vor allem nicht, da Gerald Jakob mich nachdrücklich darauf hingewiesen hatten, nichts auf die ersten Eindrücke zu geben, da das Teatro erst einmal seine Einspielzeit von 70 Stunden hinter sich bringen müsste.
Die ersten 20 bis 30 Stunden habe ich dann mit einigen LPs mit einer Laufzeit von weit über 25 Minuten pro Seite absolviert, mit minimaler Lautstärke, teils ohne dabei im Raum zu sein. Weitere zehn Stunden dürften wohl beim entspannten abendlichen Musikhören zusammengekommen sein. Tagsüber habe ich mich wieder mehr mit Digitalem beschäftigt. Die erste Scheibe, die ich dann nach längerer analoger Abstinenz auf den Teller des Giro legte, war Collin Walcotts Album Grazing Dreams, das ich in der CD-Version einige Tage zuvor mit dBpoweramp gerippt und anschließend auch in Auszügen gehört hatte. Der Giro brachte die wohlbekannte Scheibe ungemein offen und weiträumig, vor allem aber ungeheuer dynamisch rüber. Die Wiedergabe strotzte nur so vor Spielfreude und Lebendigkeit. An einer Überbetonung eines Frequenzbereiches lag dieser Eindruck jedenfalls nicht, wie zum Beispiel bei meinen damals hochgeschätzten Roksan Darius Lautsprechern, die durch eine kleine, bewusste Frequenzganganomalie alles etwas dynamischer wirken ließen, als es in Wirklichkeit war. Schließlich habe ich auch noch die Geschwindigkeit des Giro überprüft, da ja auch hier ein kleines Plus den Eindruck von mehr Dynamik hervorrufen könnte. Aber Allnics SpeedNic zeigte lediglich, dass der Giro mit der Sollgeschwindigkeit stoisch seine Runden drehte. Das AMG-Trio bedarf also keiner akustischen Taschenspieler-Tricks, um ausgesprochen dynamisch zu klingen.
Der Giro ist eine dieser recht raren Komponenten, bei denen sich auch ein verwöhnter High-End-Genießer fragt, ob ein höherer technischer und finanzieller Aufwand überhaupt Sinn macht: Natürlich dürfte ein Vergleich mit dem einen oder anderen Boliden zeigen, dass in einigen Disziplinen noch ein wenig mehr möglich ist. Dieses – bisher theoretische – Wissen ändert aber nichts daran, dass man mit dem Giro ganz vorzüglich Musik hört und währenddessen gar nicht auf die Idee kommt, über irgendwelche Hifi-Kriterien nachzudenken. Das AMG-Trio macht auf Anhieb die Vorzüge der analogen Wiedergabe erlebbar und zieht einen tief ins musikalische Geschehen.
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