Oliver von Zedlitz besuchte mich mit seinem Laufwerk schon vor mehreren Monaten. Damals hatte er einen kleinen Lyra-Tonabnehmer im Gepäck, installierte dann aber das AirTight PC-1 Supreme aus meinem Fundus. Der Aufbau des Laufwerks – es war lediglich ein Distanzstück zwischen Lagerblock und Teller zu entfernen – und Arms sowie die Montage des AirTight waren im Handumdrehen erledigt, da Oliver von Zedlitz Arm und Laufwerk in einer großen Holzkiste beinahe spielfertig anlieferte: Vom Einbau des Systems einmal abgesehen, erfüllte der Cantano schon einmal eines der Konstruktionsziele: Plug and Play. Und das gab dem Entwickler und mir ausreichend Zeit, gemeinsam ein paar der einschlägigen Testplatten zu hören – was für beide Beteiligten nicht frei von durchaus positiven Überraschungselementen war: Oliver von Zedlitz erlebte mit dem AirTight Supreme wohl erstmals, welches Potential in seinem Laufwerk schlummerte, und ich hatte die von den Cantanos demonstrierten klanglichen Leistungen schlicht nicht erwartet. Was Klangfarben, Detailfreudigkeit, Offenheit und Raumillusion anbelangte, musizierte das Cantano-Duo samt AirTight ebenso begeisternd wie der Brinkmann LaGrange mit dem Thales Symplicity und Lyra Olympos. Und das ist für ein Laufwerk samt hauseigenem Arm zum vergleichsweise günstigen Preis wirklich eine erstaunliche Leistung. Nur im direkten Vergleich konnte ich dann glücklicherweise mit einigen die Kette enorm fordernden Testscheiben bei Brinkmann und Co. geringe Vorteile in Sachen Dynamik und Tiefstbass entdecken. Der Cantano hat wirklich das Zeug zum Favoritenschreck!
Das traf vor einigen Monaten allerdings nur auf den Klang hundertprozentig zu. Optisch gab es an zwei Stellen noch ein wenig Luft nach oben und auch die Ausführung von ein, zwei Details ließ noch Wünsche offen. Bei der ansonsten vorzüglichen Verarbeitung – und vor allem den klanglichen Ergebnissen – wäre es einfach nicht angemessen gewesen, Ihnen die Cantanos so zu präsentieren. Deswegen entschloss sich Oliver von Zedlitz, seinen Kreationen noch einen letzten kosmetischen Feinschliff zugute kommen zu lassen und sich einen Tonabnehmer zuzulegen, der ihrem Niveau gerecht wird.
Als der Cantano dann kurz vor der High End zum zweiten Mal in den Hörraum kam, hatte Oliver von Zedlitz ein Ortofon Anna ins Headshell des Armes montiert. Und das harmoniert ganz vorzüglich mit dem nun auch optisch hundertprozentig stimmigen Cantano: Ich habe eine ganze Weile lang statt mit Brinkmann und Co. genau so spannend und entspannt mit dem KlangwellenManufaktur-Duo samt Anna meine Scheiben genossen. Da vermisst auch ein zugegebenermaßen recht verwöhnter Analoghörer nicht das geringste. Aber Sie wollen ja ganz sicher nicht nur hören, wie viel Spaß einem die Cantanos mit einem adäquaten Tonabnehmer und einigen gelungenen Aufnahmen machen können, sondern erwarten zu Recht eine etwas präzisere Beschreibung seiner Stärken und Schwächen. Und die gelingt nur im Vergleich mit den mir vertrauten Komponenten: In den Disziplinen Auflösung, Feinzeichnung und Raum leisten sich weder das Team um den Brinkmann noch die Cantanos mit dem Ortofon auch nur die geringste Schwäche. Ersteres hat jedoch bei der rhythmischen Akzentuierung von Songs minimal mehr zu bieten und erzeugt auch ein klein wenig mehr Druck im Tiefbass. Aber beides ist – wie angedeutet – nahezu vernachlässigbar, wenn der direkte Vergleich fehlt.
Während sich LaGrange und Co. und das KlangwellenManufaktur-Trio in puncto Tiefenstaffelung ebenbürtig sind, lässt letzteres die imaginäre Bühne bei manchen Scheiben sogar noch etwas breiter wirken. Die Cantanos spielen sehr offen und leichtfüßig – und daher vermisse ich bei einigen Songs das von Brinkmann und Kollegen her vertraute noch etwas sattere Fundament. Aber insgesamt sind das hier Kritteleien auf extrem hohem Niveau. Die KlangwellenManufaktur ist ein Neuling in der analogen Szene, erweist sich aber schon mit ihren ersten beiden Produkte klanglich als Schwergewicht, und das bei einer durchaus kundenfreundlichen Preisgestaltung: eine Entdeckung!
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