Dies liegt auch daran, dass die Instrumente der einzelnen Hersteller heutzutage immer mehr einen einheitlichen Klang produzieren und die Künstler eben vermehrt nach individuellen Eigenschaften suchen. Und Fabbrini scheint hier eine der besten Adressen zu sein. Fabbrini kauft die Flügel bei Steinway in Hamburg, baut klangentscheidende Teile nach seinen Vorstellungen nach und tauscht diese in dem Flügel aus. Die Aufnahme von ECM in der Züricher Tonhalle ist – wie immer – hervorragend. Über den S-5 hört man nicht einfach ein Klavier zwischen den Lautsprechern, sondern man kann sich die Größe des Instruments sehr gut vorstellen. Die Wucht, mit der die angeschlagenen Saiten die Töne in den Raum stellen, ist schon beeindruckend. Ansonsten würde der dritte Satz der Apassionata viel von seiner Ausdruckskraft verlieren und das Ganze wie oft mehr nach Berieselung denn nach Beethoven klingen. Noch eine Anmerkung für Räumlichkeitsfanatiker: Mit dem S-5 ist sehr viel Luft um das Instrument, man kann leicht hören, dass der Flügel in der leeren Tonhalle steht.
Die Ausgangsstufe des S-5 ist mit dem geringen Ausgangswiderstand von 700 Ohm und der Stromlieferfähigkeit der 6H30 so druckvoll, dass die Endstufen direkt und ohne zusätzlichen Vorverstärker angeschlossen werden können. Auch über längere Kabel. Dies erspart zusätzliche Elektronik im Signalweg, allerdings hat mich diese Variante in anderen Fällen nie so richtig überzeugt. Mit dazwischengeschalteter Vorstufe klang es immer harmonischer, irgendwie überzeugender. Mit dem S-5 ist dies anders. Direkt an die Endstufe angeschlossen, ergibt sich ein organisches, wie selbstverständlich wirkendes Klangbild. Man beschäftigt sich nicht mehr mit Details wie Dynamik, Basskontrolle oder Auflösung, sondern das Ganze wirkt wie aus einem Guss. Die genannten Kriterien sind im Überfluss vorhanden, bleiben aber integraler Bestandteil der Musik und machen nicht ständig auf sich aufmerksam. Spektakulär wird dies auch bei Großorchestralen Werken wie bei Richard Wagners Ring, Götterdämmerung mit Georg Solti. Die Crescendi-Passagen aus „Trauermarsch“ dieses alten Decca-Schlachtrosses überfordern die meisten Anlagen, so dass man eher geneigt ist leiser zu drehen, oder besser gleich abzuschalten. Mit dem S-5 kommen die Orchestereinsätze ansatzlos, die riesigen Dynamiksprünge werden locker aus dem Ärmel geschüttelt. Hier spielen natürlich auch die dynamischen Fähigkeiten des WVL A100i Lautsprechers eine entscheidende Rolle. Die Tonalität des S-5 liegt mehr auf der neutralen Seite, hat aber rein gar nichts mit einer nüchternen, teilnahmslosen Wiedergabe zu tun. Wer bei Röhren an wohlig weiche und kuschelige Wiedergabe denkt, wird hier bei dem ersten Impuls einer Bassdrum jäh aus dem Halbschlaf gerissen. Der alte Spruch: Für schlechte Aufnahmen hat Gott die Röhre erschaffen, ist hier überflüssig. Hier wird nichts nivelliert, der S-5 lässt uns über die Aufnahmequalität der einzelnen CDs nicht im Unklaren. Aber lässt sie uns anhören.
Zudem kommt die schwierige Wiedergabe einer Violine schon mit erstaunlicher Performance. Grundvoraussetzung sind natürlich auch perfekt gerippte CDs, über iTunes codiert verschenkt man die Hälfte. Dazu mehr finden Sie im Test des RipNas. Wie bei allen Anlagen prägt die Vorstufe entscheidend den Klang. Ayon hat hier konsequent die Ausgangsstufe des S-5 auf einen Level gehoben, bei dem man sich eine externe Vorstufe eigentlich sparen kann. Oder aber man hat im Lotto gewonnen, einen Ölscheich als Mäzen, oder ist selbst ein Scheich, so dass man sich die absoluten Top-Vorstufen der Firma leisten könnte.
Muss ich jetzt bei dieser Performance unbedingt ein Haar in der Suppe finden? Hm, beim Umschalten der Eingangsquellen hört man ein Knackgeräusch im Lautsprecher, welches wohl von den Relais stammt. Dieses wirkt bei einem hochempfindlichen Hornsystem natürlich störender, als bei einem Lautsprecher mit 86 Dezibel Kennschalldruck. Auf eine Rückfrage bei Ayon erfuhr ich, dass eine Kompensation zu einer klanglichen Verschlechterung führen würde.