In den folgenden Tagen und Wochen höre ich nur Vinyl. Mein CD-Player und der Computer mit Wandler kommen nicht zum Einsatz. Dieser Crescendo und seine Transrotor Mitspieler überraschen mich stets aufs Neue. Die räumliche Offenheit des Systems ist begeisternd und wirkt bei jeder Art von Musik glaubwürdig. Detailreichtum und Farbe bilden ein derart faszinierendes Klanggemälde, das ich immer mehr Platten aus dem Regal hole. Der Bass ist stets trocken, rund, präzise. Die Höhen überzeichnen nie und sind dennoch nie belegt. Wie in einem Konzertsaal komme ich mir vor. Alles wirkt echt. Und diese Ruhe! Ganz sicher musiziert hier ein Gesamtkunstwerk, das für jeden Menschen, der nach einem anstrengenden Tag Entspannung in der Musik sucht, genau das ist, was er braucht: Unaufdringlichkeit, Wärme, Faszination durch Filigranes, Dynamik und Farbigkeit. Nichts nervt, nichts ist aufdringlich – einfach schön.
Aus der Vielzahl der gehörten Schallplatten aller Musikrichtungen möchte ich zwei hervorheben: Das Album Ege Bamyasi der Avantgarde-Rockgruppe Can von 1973 enthält auf Seite zwei zwischen den beiden Hits „Vitamin C“ und „Spoon“ zwei weitere Songs namens „Soup“ und „I´m so green“ mit einem für mein Empfinden beachtlichem Nerv-Faktor. Bis jetzt. Denn der Crescendo schafft es mit seiner farbenfrohen Detailauflösung und der Tiefenstaffelung der Instrumente das Musikgeschehen lebendig und interessant zu präsentieren, ohne zu nerven – eine völlig überraschende Erfahrung. Das andere Album, das ich erwähnen möchte, ist das von sommelier du son produzierte letzte Album von Charlie Mariano und Dieter Ilg am Kontrabass. Dem Abschieds-Lied, der Charles Mingus Komposition „Goodbye Pork Pie Hat“ gab Dirk Sommer durch eine spezielle Mikrofon-Anordnung eine sehr sphärischen Charakter, der beim Saxophon von Charlie Mariano besonders intensive rüberkommt. Dies wirkt sehr ergreifend, wenn man weiß, dass Charlie Mariano wenig später verstarb. Und diese ergreifende Stimmung aus Raum und verbundenem Miteinander des bodenständigen Kontrabasses und dem sphärischen Saxophon stellt der Crescendo wie ein Monument in den Raum – das hat mich tief berührt.
© 2024 | HIFISTATEMENT | netmagazine | Alle Rechte vorbehalten | Impressum | Datenschutz
Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.