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Interview mit Monsieur Delétraz aka darTZeel – Teil 1

26.07.2024 // Dirk Sommer, Birgit Hammer (Fotos)

Besagte Baugruppe zaubert auch ihrem Entwickler immer noch ein Lächeln ins Gesicht
Besagte Baugruppe zaubert auch ihrem Entwickler immer noch ein Lächeln ins Gesicht

DS: Du hast gesagt, dass Du ein Patent für Deinen Verstärker hast. Wofür hast Du es bekommen?
S2: Es ist für die elektronische Schaltung im Audioteil. Man kann das Patent sogar im Internet sehen. Meine Schaltung ist so einfach, dass meine Mutter, als ich den Prototyp gebaut habe, zu mir sagte: „Weißt du, das ist fantastisch, aber du musst es patentieren lassen.“ „Warum Mama?“ „Weil du es nicht benutzen kannst, wenn dich jemand kopiert.“ Ich fragte einen Anwalt, wie ich vorgehen sollte. Er recherchierte in der ganzen Welt, ob jemand eine ähnliche Schaltung gebaut hatte, und fand heraus: Nein. Also konnte ich das Patent anmelden. Meine Arbeit basierte auf der Überzeugung, dass negative Gegenkopplung nicht gut für den Klang ist. Damals las ich über Matti Otala. Er kämpfte gegen die globale Gegenkopplung und hat drei Entwürfe mit sehr geringer Gegenkopplung gemacht. Es war ein Design für Harman Kardon, eines für B&O und eines für Revox. Matti Otala hat die große Endstufe mit den VU-Metern entworfen, die A740. Ich liebe sie. Sie hat kein globales negatives Feedback, aber eine ganze Menge lokaler Feedback-Schleifen, die schneller reagieren. Aber für mich hatte sie immer noch zu viele Stufen, zu viele Bauteile.

Die NHB-18S, darTZeels Vorstufe
Die NHB-18S, darTZeels Vorstufe

Ich habe Matti Otala kontaktiert und wir hatten einige Zeit lang einen Briefwechsel. Und das war sehr schön. Er war zu der Zeit schon recht alt und im Ruhestand. Wir tauschten uns aus und ich erzählte ihm, was ich machen wollte. Er antwortete: „Schön. Super. Mach weiter.“ Ich wollte seine Arbeit nicht stehlen. Ich wollte meine eigenen Forschungen anstellen, und für mich war klar, dass es umso besser ist, je weniger Komponenten im Signalpfad enthalten sind. Also habe ich versucht, alle Stufen meines Revox-Verstärkers zu entfernen, bis er nicht mehr funktionierte, weil nichts mehr drin war. Also habe ich es mit zwei Stufen, drei Stufen, vier Stufen et cetera versucht. Und dann hatte mein erster 108er am Ende drei Stufen: Nur eine Eingangsstufe, eine Verstärkungsstufe und eine Ausgangsstufe und die hatten keine Verbindung über eine Gegenkopplung. Die Eingangsstufe ist unabhängig. Sie besitzt keine Gegenkopplung. Die mittlere Stufe hat eine geringe Gegenkopplung für die Einstellung der Verstärkung, diese ist aber aufgeteilt in eine geringe Gegenkopplung für den positiven Pfad und die für den negativen Pfad. Sie ist also getrennt. Das hilft dem Verstärker, besser auf die Spannung zu reagieren, wenn diese nicht gleich ist. Die Ausgangsstufe ist ein bipolarer Transistorfolger mit einer vollständig offenen Schleife. Viele Leute und auch Konkurrenten sagen, dass ihre Verstärker keine Gegenkopplung haben, aber das ist nicht ganz so. Wenn man sich die Schaltpläne anschaut, gibt es immer eine gewisse Gegenkopplung an einem bestimmten Punkt. Der einzige Schaltplan, den ich kenne, bei dem die Gegenkopplung extrem gering ist, ist mein Entwurf. Das Problem war auch, wie man eine hohe Bandbreite erreichen kann. Denn wenn man keine Gegenkopplung hat, ist die Bandbreite begrenzt, um Stabilität zu erreichen.

Die signalführenden Platinen der NHB-18S
Die signalführenden Platinen der NHB-18S

In den 90er Jahren war das sehr schön: Ich hatte damals Glück, denn Motorola hatte gerade eine neue Art von Transistoren auf den Markt gebracht, bipolare Transistoren speziell für Audioanwendungen, und ich glaube, ich war einer der ersten, der sie damals einsetzte. Heute verwendet sie jeder. In allen Verstärkern findet man die gleichen Transistoren, den MJL3..., wie auch immer Motorola sie bezeichnete, Sie änderten ihren Namen in Semi und nun ist es nicht mehr Motorola. Aber sie stellen sie immer noch her, Sanken stellt sie her, Toshiba stellt sie her und alle Hersteller stellen sie unter ihrem Namen her. Aber das Original wurde um 1995 von Motorola hergestellt. Und es ist lustig, dass jeder Verstärkerhersteller denselben Transistor verwendet. Ich bin froh, dass ich einer der ersten war, der sie damals verwendet hat, denn diese Transistoren waren gut, weil sie die Verstärkung beibehalten, auch wenn man viel Strom einspeist. Je mehr Strom man einem Transistor entnimmt, desto geringer wird normalerweise die Verstärkung. Man kann nicht alles haben. Mit diesen Transistoren kann man die Verstärkung konstant halten, egal wie hoch der Ausgangsstrom ist. Wenn man also nicht zu viel Strom verbraucht, kann man die Bandbreite erhöhen. Ich mache das und dann geht mein Verstärker ohne Gegenkopplung bis zu 1 Megahertz mit -6 Dezibel.


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