Ich müsste lügen, wenn ich behauptete, die Einladung zum Jubiläumskonzert nur wegen der Musik angenommen zu haben. Mich reizte vor allem die technische Ausstattung des Studios, die absolut besonders, wenn nicht gar einzigartig ist. Oder fiele Ihnen der Name eines Studios ein, wo heute noch analoge Aufnahmen mit bis zu 48 Spuren möglich sind? Das gibt es selbst in Abby Road nicht! Little Konzett besitzt zwei Studer A820 24-Spur-Maschinen, die über die Recording Software Pro Tools synchronisiert werden, die übrigens auch für ein digitales Backup benutzt wird. Aber mit der Investition in die bestens gepflegte, schon seit Jahrzehnten nicht mehr produzierte Hardware ist es nicht getan. Es sind auch die enorm gestiegenen Kosten für das 2-Zoll-Bandmaterial, die eine Arbeitsweise wie bei Little Big Beat für die meisten Studios unmöglich macht. Selbst wenn man sich auf eine Bandgeschwindigkeit von 38 Zentimetern pro Sekunde – oder 15 ips – beschränkt, fallen hier für rund 30 Minuten Kosten von knapp 800 Euro an.
Anders als etwa bei Jazz-Produktionen, wie auch sommelier du son sie macht, legen die Musiker populärerer Musik hohen Wert auf höchste Flexibilität bei der Aufnahme: Da trennt den Song vielleicht hier noch eine nicht hundertprozentig getroffene Tonhöhe von absoluter Perfektion, hier könnte man die Gewichtung der einzelnen Instrumente noch minimal verschieben und dort wäre ein wenig mehr oder weniger Hall der letzte Schritt zum Glück. Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, spielt Little Konzett oft die analog aufgenommenen Spuren in Pro Tools ein, um ihnen digital den letzten Schliff zu verpassen. Am Ende einer jeden Produktion steht aber in jedem Falle ein Stereo-Mastertape, von dem dann eine Lackfolie geschnitten wird.
Da Hifistatement kein Recording-Fachmagazin ist und dieses Thema nur hin und wieder streift, zwinge ich mich, mit der Schwärmerei über seltenen Tonbandmaschinen, die ebenso umfangreiche wie erlesene Mikrofonsammlung und solch feine Spielzeuge wie die alte Neumann Schneidemaschine in den Little Big Beat Studios aufzuhören. Einige dieser Raritäten präsentieren wir unseren Studiotechnik-affinen Lesern in der kleinen angehängten Fotoschau. Musikfreunden empfehlen wir die bisher noch immer kostenlosen Streams und Live-Streams und, wenn möglich, eines der faszinierenden Studio-Konzerte zu besuchen.
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