Dan Clark Audios Stealth hat mich begeistert, beim Test des Expanse war ich mir aber nicht sicher, welchen der beiden ich bevorzuge. Hier die Meinung Christoph Stickels zum Thema:
DS: Ich sehe, Du hast die beiden Dan Clarks. Ich hatte die ja auch mal getestet und fand es immer sehr schwierig zu sagen, was wirklich mein Favorit ist. Wie siehst Du das?
CS: Carsten hatte mir schon mal nach der High End den Stealth zur Verfügung gestellt. Der hat mich begeistert. Jetzt habe ich den Expand bekommen. Den wollte ich lange nicht mehr absetzten. Sicherlich ein Grund ist, dass bei längerem Hören die Ohren nicht mehr so warm werden. Es ist einfach ein offenes System. Der Tragekomfort ist ein anderer, weil Luft an die Ohren kommt und man auch bei langem Hören nicht ins Schwitzen kommt. Nach längerem A/B-Vergleich mit dem Stealth ist es aber nicht nur die Belüftung: Der Expand scheint mir etwas lieblicher. Er ist angenehmer. Er zeichnet alles identisch, wie ich es vom Stealth kenne, nur etwas freundlicher. So, dass das Hören niemals eine Anstrengung ist. Seit kurzem habe ich beide zum Vergleich hier und merke, dass ich jetzt wieder mehr auf dem Stealth höre, weil er im oberen Mittenbereich, das ist frequenzmäßig für mich so zwischen 1200 bis vielleicht 3000 Hertz, sehr klar zeichnet. Ich höre hier wirklich jede Feinheit. Ich höre hier auch mehr Punch und mehr Definition. Nicht, dass der Expanse weniger davon hätte, aber er geht damit freundlicher um. Das kann an dem geschlossenen System liegen, da muss man mal einen Kopfhörerer-Entwickler fragen. Ich kann das nicht beantworten. Aber der Stealth macht für meine berufliche Situation mehr Spaß und mehr Sinn. Mit dem offenen Expanse habe ich mir Platten angehört, einfach genossen, hab' vergessen zu arbeiten: „Ist das grandios! Ist die Welt nicht schön?“ Aber der Stealth fordert mich auf „Jetzt tu was“. Hier hast du noch eine Aufgabe, die ist nicht erledigt. Und wenn ich sie erledigt habe, dann sagt der Stealth auch, jetzt passt das gut und ist der pure Genuss. Ich möchte keine Wertung der beiden vornehmen. Ich würde sie nur als unterschiedlich bezeichnen. Wobei der Geschmack von beiden, ich weiß nicht, wie das für Dich war, der gleiche ist: Für mich ist das dieselbe Rebsorte, derselbe Winzer, aber der Wein ist anders ausgebaut. So habe ich das empfunden.
DS: Ja, ich finde es auch sehr schwer, mich zu entscheiden, aber letztlich tendiere ich dann auch zum Stealth.
CS: Du machst ja auch Aufnahmen. Dann ist es natürlich, dass man für die Tonmeister-Tätigkeit diese Direktheit und Nähe und Unmissverständlichkeit ganz gerne haben mag.
Dazu kommt, dass Du auch in einer lauten Umgebung mit dem Stealth fokussiert hören kannst.
Sebastian Müller hat uns freundlicherweise für diesen Artikel Auszüge aus drei Titeln seines ersten Albums S/M/B 1 zur Verfügung gestellt. Lesen Sie, wie die Mixe bearbeitet wurden, die Sie per Download mit den endgültigen Versionen vergleichen können:
DS: Es ist ja schön, über Mastering zu reden. Aber Du hast gesagt, Du würdest uns Beispiele geben, was Mastering bedeutet. Was kannst Du uns demonstrieren?
CS: Grundsätzlich ist es absolut liebenswert von Sebastian Müller, dass er uns von seiner Band das Material zur Verfügung stellt und dass wir A/B vergleichen dürfen. Es ist überhaupt nicht selbstverständlich, von einem Plattenlabel, von einem Produzenten die Freigabe zu erhalten, Aufnahmen zu verwenden. Wir werden aus den beiden Alben, die ich für Sebastian Müller gemastert habe, zwei oder drei Titel heraussuchen und vergleichen. Einmal die Original-Mischung, so wie ich sie erhalten habe und zum anderen die gemasterte Version. Das ist jetzt keine Klassik, nichts puristisches. Eine super Band, soulig, zum Teil tanzbar, begeisternde Sänger, und ein grandiose Bläser- und Rhythm-Section. Dazu die exquisiten Kompositionen von Sebastian. Sprich, das muss auf der kommerziellen Ebene funktionieren.
Meine Klangbearbeitung hatte ich hier ausschließlich auf der analogen Ebene gemacht. Ich habe die Mischung als digitale Files erhalten, dann digital/anlog gewandelt und mit analogen Equalizern, Kompressoren und so weiter gearbeitet. Anschließend wieder analog/digital gewandelt und die digitalen Files für die Veröffentlichung erstellt. Für das Mastering waren parametrische EQs und ein analoger dynamischer EQ dabei. Daneben ein Röhren-Kompressor, der allerdings hier mehr einen „Glue“ macht, also im Prinzip das gesamte Material zusammenbringt, aus den Einzelsignalen noch mehr eine Band formt, wobei das Regelverhalten relativ sanft ist. Das macht vielleicht ein Dezibel oder so was, dieser Kompressor bringt auch ein wenig die Obertöne der Röhre mit ins Spiel und das ganze kriegt schon mal ein bisschen mehr Charakter. Dann ist da, wie gesagt, der parametrische EQ, mit dem ich ein paar Resonanzen herausgenommen habe, Bässe etwas mehr gefeatured habe, da wo ich das für richtig empfand. Dazu setzte ich einen Kompressor darauf, der uns im Prinzip die Transienten noch mal etwas klarer macht und den Mix verdichtet. Für die SMP Band habe ich dafür den Vertigo VSC-2 als Compressor benutzt, der das sehr schön kann, mit dem ich genau dieses Ein- und Ausschwingen noch mal deutlicher mache, so dass der Groove, der Soul, die Intensität, die auf der Aufnahme da ist, nochmal stärker herausgearbeitet wird.
DS: Warum wird das alles denn nicht schon in der Mischung gemacht?
CS: Bei der Aufnahme und Mischung wird an der Musik, der Interpretation, Performance, dem Instrumentenklang und vielem mehr gearbeitet, um es dann zusammenzufügen – ein Prozess, der Tage oder Wochen dauern kann. Ich mastere in einer Woche circa vier Alben und habe dadurch eine sehr gute Übersicht, wie Alben eines Genres klingen, wie die Mixe klingen. Ich habe Abstand zu der Produktion. So habe ich etwa nicht mit der Sängerin nächtelang an der Intonation gefeilt oder versucht, die Produktion zu finanzieren. Ich bin also unverbraucht und unvoreingenommen und kann mich ausschließlich auf das finale Produkt konzentrieren und habe zudem sehr viel Erfahrung in der Beurteilung. Nachdem ich das Mastering erarbeitet habe, geht es natürlich noch einmal zurück zum Künstler oder in dem Fall zum Produzenten, der es durchhört und hoffentlich sagt: „Es ist wunderbar“ oder „Christoph, den einen Titel, bekommst Du den noch ein bisschen aggressiver?“. Eine Rückmeldung, die ich dann einarbeite, bis alle Beteiligten glücklich sind. Dann muss ich es noch in die richtige Form bringen: Übergänge, Pausen, Lautstärke – worüber wir schon sprachen. Und dann arbeite ich noch die verschiedenen Master für die verschiedenen Medien aus. Also es sind dann circa eineinhalb Tage konzentrierte Arbeit, die auch mal über eine Woche verteilt sein können. Aber ich versuche immer, für ein Album in einer Sitzung konzentriert den gesamten Klang zu erarbeiten, um einen Gedanken, einen Bogen zu bekommen. Mögliche Korrekturen und die Master-Erstellung kann dann auch später passieren.
Downloads für verschiedene Musikportale und physische Tonträger verlangen nach unterschiedlichen Versionen. Hier nennt Christoph Stickel einige der speziellen Anforderungen:
DS: Wenn Du sagst, Du machst ein Album für die verschiedenen Medien fertig, heißt das aber nicht, dass tonal noch etwas geändert wird, oder?
CS: Wenn es für Vinyl ist, dann muss ich gut aufpassen. Ich mache für mich im Prinzip eine Version, die ich als stimmig empfinde, die für mich genau so klingt wie es sein sollte. Wenn das dann auch zum Beispiel für Vinyl rausgehen soll, gibt es bestimmte Einschränkungen: Im Bass müssen wir zum Beispiel mono-kompatibel sein. Ich prüfe den Bass für die Vinyl auf seine Monokompatibilität und im Bedarfsfall korrigiere ich hier auch für die Vinyl, so dass es gut klingt, also nicht nur einfach technisch passt. Ich schaue, dass der Schneideingenieur, der die Übertragung von meinem Master auf den Schneidestichel macht, Material bekommt, mit dem er gut arbeiten kann, zum Beispiel keine Phasenprobleme im Bass hat. Die Höhen dürfen nicht zu massiv sein, damit er problemlos für seine Gerätschaften die perfekte Lösung findet. Der Schneideingenieur wird unter Umständen noch etwas nacharbeiten. Aber ich versuche das Master so vorzubereiten, dass auch es nach der technischen Anpassung für Vinyl so klingt, wie ich es mir vorgestellt hatte. Bei einigen Musik-Genres ist meine Vinyl-Version auch etwas dynamischer als die für die die digitalen Medien.
Neben der Vinyl gibt es ja zum Beispiel auch noch „apple digital master“, die in einer bestimmten Form abgegeben und geprüft werden muss. Hinzu kommt, dass wir für den Großteil der Online-Medien Vorgabe von -14 LUFs respektive -16 LUFs („Lautheits-Einheiten relativ zu digitalem Vollpegel (0 dBFS)“) haben. Das ist also eine genormte Lautheitsmessung, da möchte ich jetzt technisch nicht drauf eingehen. Wichtig ist, dass es auf den Onlinemedien richtig funktioniert. Das es den Normen entspricht dabei aber auf einer Playlist gegenüber anderer Tracks nicht abfällt.
DS: Kommt man wirklich nicht darum herum, die Bässe für Vinyl mono zu machen?
CS: Natürlich muss der Bass nicht mono sein doch muss der linke und rechte Kanal mit-einender korrelieren. Da darf links und rechts durchaus eine andere Information vorhanden sein, doch darf es sich auf mono geschaltet nicht auslöschen. Solche Signale können nicht auf eine Lackfolie geschnitten werden. Ich muss es also nicht zwingend mono machen. Wenn ich aber die gleiche Information links und rechts habe, die sich in der Phase zunehmend breiter gestaltet, würde der Schneidestichel versuchen, eine solche Bewegung zu machen, die physikalisch nicht möglich ist. In dem Fall muss ich den Bassbereich auf mono legen, damit nichts passiert.
DS: Dafür hast Du ja Deine Anzeigeinstrumente.
CS: Instrument helfen hier gut, doch sollte man auch die Ohren aufmachen. Das Gleiche gilt bei den hohen Frequenzen. Wir sollten keine zu starke Höhenanhebung haben, denn durch die RIAA haben wir beim Plattenschnitt immer eine technische bedingte Höhenanhebung auf der Platte. Wenn ich dann auch obenrum zum Beispiel bei zwölf Kilohertz auch noch ordentlich scharf bin, nennenswerte S-Laute habe und Cymbals, die da plärren, dann wird der Schneidestichel: „So nicht.“ Da muss ich versuchen, das schon vorher etwas sanfter zu bekommen. Ich versuche allerdings hier nicht, dem Schneideingenieur ins Handwerk zu pfuschen und seine Arbeit zu machen. Das kann ich gar nicht, weil ich weder sein Wissen noch seine Apparatur habe. Aber ich muss es ästhetisch so vorbereiten, dass mögliche technische Eingriffe den klanglichen Gedanken nicht nennenswert verändern. Wenn der Schneideingenieur jetzt technisch noch ein bisschen nachregeln muss, passt das dann klanglich auch. Gerade die hohen Frequenzen kann ich unter diesem Gesichtspunkt mit Kopfhörer sehr gut beurteilen.
DS: Eine böse Anmerkung: Ich würde mich das zum Beispiel mit einem Audeze nicht trauen, weil ich mal gesehen habe, wie eine gute Entzerrung von Weiss für den LCD-X aussieht. Da reden wir schon mal von plus/minus vier Dezibel.
CS: Wenn man sich auf etwas eingehört hat, hilft das meist schon einmal. Aber wir reden beim Mastern, wenn ich eine Frequenz anhebe oder absenke, über 0,25-Dezibel-Schritte. Dann sind solche Unsauberkeiten der Abhöre schon kritisch. Wenn ich Einstellungen mache, die in den Bereich drei, vier Dezibel geht, dann fange ich an nachzudenken, ob ich Quatsch mache, oder wo das Problem liegt. Also das sind Bereiche, die einfach zu groß sind. Du siehst ja die Einstellungen die ich hier habe: Das sind 0,5 Dezibel, da mal ein Dezibel. Also so zwischen 0,5 bis zwei Dezibel sind die normalen Bereiche, in dem ich arbeite. Das heißt, auch die Sauberkeit der Wiedergabe sollte in diesem Bereich sein.
Genug der Theorie: Genießen Sie Auszüge von drei Titeln aus Sebastian Müllers erstem Album und vergleichen Sie sie mit dem Mix, der zum Mastering angeliefert wurde. Viel Spaß dabei!
Studio
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Telefon | +43 660 9360050 |
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PS: Immer mal wieder werden wir gefragt, ob man die Musik-Dateien nur auf dem Computer anhören oder doch auf der eigenen Festplatte speichern könne. Natürlich ist letzteres möglich. Hier erst einmal eine kleine Bedienungsanleitung für Mac-User: Führen Sie einen sogenannten Sekundärklick durch, je nach Trackpad-Einstellungen durch Tippen mit einem Finger unten rechts auf das Trackpad oder an beliebiger Stelle durch Tippen mit zwei Fingern. Bei der Magic Mouse kann man den Sekundärklick mit Druck auf die rechte (Standardeinstellung) oder linke Maus-Hälfte ausführen. Daraufhin erscheint ein Auswahlfenster, in dem man „Verknüpfte Datei laden‟ oder „Verknüpfte Datei laden unter‟ anklickt. Schon wird die gewünschte Datei heruntergeladen. Wie es unter Windows funktioniert, hat Wolfgang Kemper für Sie notiert: Mit der rechten Maustaste das Download-Symbol anklicken und „Ziel speichern unter...‟ auswählen. Dann erscheint das Fenster, in dem Sie den Speicherort bestimmen können. Dort den „Speichern‟-Button anklicken und schon läuft´s.