Außerdem dauert der Ab- und Wiederaufbau einer Kette inklusive der präzisen Ausrichtung der einzelnen Ebenen eine geraume Zeit. Da kann man nicht mal eben von A zu B und wieder zurück zu A wechseln, um vermeintliche, kleine Klangunterschiede zu verifizieren. Wenn es dann noch wie in meinem Hörraum kein verschwenderisches Platzangebot gibt, verzichtet man doch gern auf einen Test. Erst recht, wenn auf der Finite-Webseite die Carbon Edition ohne jeglichen Anflug von Understatement als „Simply The Best In The World“ beschrieben wird und man die Erfahrung gemacht hat, dass Luis Fernandes nicht zu leeren Versprechungen neigt: Da möchte man sich nach einem Blick auf die Preise der Carbon-Racks gar nicht erst in Versuchung führen. Wie gut, dass der Finite-Elemente-Entwickler bei einer Fachsimpelei über Netzteile für Streaming-Komponenten ganz nebenbei erwähnte, dass es in der Firma einen neu gestalteten Hörraum gibt, in dem sich ohne großen Aufwand die verschiedenen Generationen und Ausführungen der Pagode-Racks vergleichen lassen. Am Ende des Gesprächs war ein Firmenbesuch beschlossene Sache: So lassen sich die Fähigkeiten der Carbon-Racks entdecken, ohne die Gefahr, wie beim Ausprobieren in der eigenen Kette einen unwiderstehlichen Haben-Müssen-Impuls auszulösen.
Die Produktion von Finite Elemente befindet sich in der ersten Etage eines Rückgebäudes an einer der Hauptverkehrsstraßen in Meschede in unmittelbarer Nähe des Zentrums. Eine Laderampe und ein Lastenaufzug erleichtern die Anlieferung und den Versand. Großzügige Dachfenster sorgen für viel Tageslicht im ersten Stock. Nicht weit vom Eingang haben Werner Möhring und Luis Fernandes ein gemeinsames Büro. Es gibt eine Menge Lagerfläche für die Produkte der Cera-Familie und auch für Geräte, Kabel und Tonabnehmer aus dem Portfolio des G8-&-Friends-Vertriebs, dessen Geschäftsführung Werner Möhring ebenfalls inne hat. Herzstück ist, nein, nicht der Hörraum, sondern ein großer Raum mit einem ebensolchen, zentralen, elektrisch höhenverstellbaren Montagetisch, auf dem die Einzelteile zu einem Rack zusammengesetzt und dieses schließlich verpackt wird. Alle Racks werden komplett aufgebaut verschickt, da ansonsten nicht garantiert wäre, dass die feinen Holz- oder Carbon-Oberflächen und die auf Hochglanz polierten Aluminiumstreben beim Zusammensetzen nicht beschädigt werden und der klangliche Einfluss auf die Komponenten genau so ist, wie vom Entwickler beabsichtigt. Natürlich sind die Frachtkosten so um einiges höher, als wenn man die Racks als eine Art Bausatz ausliefern würde. Doch Luis Fernandes stellt an die Qualität seiner Produkte höchste Ansprüche. Kostenfragen sind da eher zweitrangig.
Übrigens arbeitet Finite Elemente seit seiner Gründung im Jahr 1997 noch immer mit derselben Schreinerwerkstatt und demselben Polierer zusammen. Anfangs wurden die Metallstreben verchromt, was aber an kritischen Stellen optisch nicht überzeugte. So entschloss sich Luis Fernandes, nur matt eloxierte und gegen Aufpreis hochglanzpolierte Seitenteile anzubieten. Wegen der großen Vielfalt der Varianten – es gibt allein sieben Farbvarianten mit jeweils zwei Ausführungen bei den Metallstreben – werden die Racks nur auf Bestellung gebaut. Dafür ist seit 16 Jahren Yvonne Burmann zuständig. Je nach Modell benötigt sie zwischen zwei und fünf Stunden für die Montage. Dabei kommen immer mal wieder Tücher, Folien und Styroporplatten zum Einsatz, um die Oberflächen vor Kratzern zu bewahren. Spezielle, selbst gefertigte Lehren finden ebenfalls Verwendung, beispielsweise um die Rahmen und die Seitenstreben exakt rechtwinklig zu verschrauben oder die Abstände der Streben penibel zu justieren. Bei einigen Arbeitsgängen sind auch Handschuhe Pflicht.
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