Aber das ist deutlich leichter gesagt, als getan: Vinyl ist nämlich nicht immer ein und dasselbe Material, wie jeder Audiophile weiß. Zum einen experimentierten Schallplattenfirmen und vor allem kleinere engagierte Label wie Classic Records oder Speakers Corner aus klanglichen Gründen mit unterschiedlichen Mischungen. Denken Sie nur an die „nicht magnetischen“ halbdurchsichtigen Rezepturen von Classic Record, auf denen erfolgreiche Alben Jahre nach ihrer ersten Wiederveröffentlichung dann noch einmal herausgebracht wurden. Zum anderen ändert Vinyl wie die meisten Kunststoffe im Laufe der Zeit seine chemische Zusammensetzung und damit auch seine mechanischen Eigenschaften. Die Verwendung sehr alten Vinyls lehnt Zack daher auch ab. Es ist für seine Zwecke zu spröde. Es tut mir leid, Sie enttäuschen zu müssen: Ihr spontaner, leicht snobistischer Einfall, sich aus einer gesuchten 2000-er Decca oder einer frühen Living Stereo die nächste Brillenfassung machen zu lassen, ist leider nicht realisierbar.
Da selbst 180-Gramm-Scheiben viel zu dünn sind, um daraus eine stabile Fassung zu fertigen, muss die Schallplatte mit einem Trägermaterial verbunden werden. Die Wahl fiel Zack nicht schwer: Er entschied sich für Cellulose, das oft auch allein als Werkstoff für Brillen verwendet wird. Es ist wie Vinyl eine thermoplastisches Material. Die größere Herausforderung war es, einen passenden Klebstoff zu finden, der Cellulose und Vinyl langzeitstabil verbindet. Nach längerer Zeit und vielfältigen Experimenten glaubt Zack nun, den richtigen Stoff gefunden zu haben, gibt aber verständlicherweise nicht preis, worum es sich dabei handelt. Bei den als Korrekturfassungen oder Sonnenbrillen angebotenen Gestellen werden die Bügel nicht mit Schallplatten beschichtet. Zack berichtet, dass er das anfangs gemacht habe, die Verbindung den oft wenig sensiblen Bemühungen externer Optiker, die Bügel der Physiognomie der Brillenträger anzupassen, jedoch nicht widerstanden habe.
Wenn man auf Rillen auch auf den Bügeln nicht verzichten möchte, könne man sich ein Sondermodell fertigen und in Budapest mit Gläsern versehen und dort auch anpassen lassen. Seine Mitarbeiter besäßen das dafür notwendige Fingerspitzengefühl. Wenn man ein Gestell aus eigenen Platten fertigen lassen möchte, deren Materialeigenschaften ihm nicht vertraut seien, sei die Einarbeitung von Gläsern in der Manufaktur ebenfalls unumgänglich. Eine Brille aus individuell ausgewähltem Vinyl mit Rillen auch auf den Bügeln wäre allerdings, nicht nur was die Exklusivität anbelangt, das Ende der Fahnenstange, sondern auch preislich. Da fällt es fast schon nicht mehr in Gewicht, dass Zack bei ihm nicht bekannten Vinyl-Qualitäten auf der Anlieferung von zwei identischen Scheiben besteht.
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