Greifen wir zu bekannterem Material: Louis Armstrong mit Louis In London (Live At The BBC) von Qobuz in 48/24. Die Trompete des Meisters macht mit ihren ersten Tönen klar, dass das Senna-Sound-Duo es beherrscht, gleichzeitig die metallische Aggressivität und die Farbigkeit ohne unangenehme Schärfe zu kommunizieren. Und auch Louis´ Stimme klingt glaubhaft und körperlich. Auch hier erlebe ich Transparenz und Ordnung auf der Bühne, jedes Instrument kann für sich einwandfrei geortet und verfolgt werden. Auf nicht allzu tiefer Bühne wird das harmonische Miteinander der sechs Musiker erlebbar. Die Ehrlichkeit der Senna Sound offenbart die leicht vordergründige Abmischung von Louis Armstrongs Gesang, ohne die Geschlossenheit des Sextetts dabei zu verlieren. Die Verstärker-Kombi zeigt ihre Stärke hinsichtlich Nuancen-Reichtum, bleibt aber stets farbintensiv ohne dabei zu dick aufzutragen. Aber vor allem zählt: Sie trägt den Swing in den Hörraum! Dass die Senna Sound es mit dem Analysieren nicht übertreiben, sondern Klangfarben und die harmonische Geschlossenhet stets die Oberhand behalten, beweisen auch kleine Streicherbesetzungen oder das Piano Quartet No.1 von Johannes Brahms, gespielt vom Fauré Quartet, in CD-Qualität, das eher analytisch und etwas kühl aufgenommen wurde. Bei aller Transparenz vermitteln die Senna Sound den Wohlklang der Streicher und erlauben unangestrengtes Hören. Ein Härtetest, den sie mit Bravour bestehen. Gustav Mahler Symphony No.3 mit Mariss Jansons und dem Symphonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks wähle ich immer gern, weil sie gut die verschiedenen Fähigkeiten von Geräten offenbart. Die Senna Sound präsentieren die acht Hörner zu Beginn weniger hinten platziert, sondern eher vordergründig. Das imposante Schlagwerk beeindruckt mit seiner Energie, steht aber nicht weit hinten, dennoch wahrnehmbar hinter den Bläsern. Insgesamt klingt diese Einspielung mehr plakativ und etwas weniger in die räumliche Tiefe aufgelöst als ich es kenne. Das ist durchaus schön und vermittelt bei den tiefen Tonlagen des Schlagwerks körperlich spürbare Energie. Die Nuancierung imponiert auch wegen der großen, breiten und hohen Darstellung des Klangbildes. Am Lautsprecher klebt auch bei dieser Musik rein gar nichts und es macht Spaß, dieses musikalische und aufnahmetechnische Meisterwerk zu genießen. Lassen Sie uns prüfen, wie es um Rock-Musik bestellt ist. Dazu streame ich über den Oladra von Qobuz in CD-Qualität „Peace of My Heart“ vom Album Janis Joplin Live At Winterland ´68 mit Big Brother & the Holding Company. Schon vor dem Musizieren fällt die gute Sprachverständlichkeit in der Anmoderation auf. Und dann geht es bissig zur Sache. Dies ist keine audiophile Aufnahme, sondern eine Reminiszenz an eine der großartigsten Interpreten dieses Genres aller Zeiten. Ihr Gesang macht dieses Stück aus. Die Senna Sound bringen Janis Joplin kraftvoll rüber und lassen mit ihrer Tonalität und Authentizität in die Atmosphäre dieses Konzertes hineinfühlen. Power hat der Onyx hier genug – no limit. Da wird weder geschönt noch genervt, so dass ich mit Vergnügen auch die nächsten Titel mit anständig Pegel höre.
Jetzt bin ich doch interessiert, wie mein Soulnote A2 Vollverstärker sich im Vergleich zur Senna Audio Kombi verhält. Er ist um 1150 Euro kostspieliger, was ein hochwertiges Verbindungskabel zwischen Orca und Onyx kompensieren dürfte. Das hier verwendete Wireworld Silver Eclipse 8 lag bei einem Meter Länge bei 700 Euro. Invitation mit Beat Kaestli offenbarte mir keine Unterschiede, die ich wirklich benennen könnte. Vielleicht klingt der Soulnote ein wenig weicher? Also nehmen wir das aufschlussreiche Teststück, Mahlers Symphony No.3: Ja, der A2 stellt die Hörner ein bisschen weiter nach hinten, beim Schlagwerk aber wiederum weniger, als es unlängst der Canor Virtus I2 konnte. Orca und Onyx vermochten das Klangbild dafür noch geringfügig größer zu dimensionieren. Diese Unterschiede sind jedoch marginal und erlauben es mir nicht, hier zu werten. Die zwei Senna Sound machen ihre Sache hervorragend und präsentieren sich musikalisch als Alternative zur etablierten Konkurrenz. Das beweisen sie bei jeder Musikrichtung und bei kleinen wie großen Hörpegeln. Auch ihr Äußeres hat seinen Reiz nicht allein wegen der Proportionen, sondern auch wegen der gediegenen Verarbeitung bei diesem besonderen Design. Das Innenleben verdient ebenfalls Anerkennung. Die Tatsache, dass es sich um eine separate Vor- und Endstufe handelt, erhöht ihre Flexibilität insbesondere hinsichtlich Bi-Amping. Eigentlich wollte ich nur kurz noch ausprobieren, ob der Onyx mit seiner Leistung gut genug ausgestattet ist, um die wirkungsgradschwachen Vollbereichsbändchen bei gehobener Lautstärke zu betreiben. Ich stellte die Epsylon links und rechts neben die Phonar, also nicht so sorgfältig wie sonst an deren Stelle auf den besten Platz. Um die Analysis Audio warm zu spielen, wählte ich unspektakuläre, gefällige Musik, und zwar im Qobuz Stream 44,1/24 Mentors mit Gaia Gaibazzi an der Klarinette und Clarissa Carafa am Piano. Trotz der breiten Basis, klang die Musik schön geschlossen mit glaubhafter Größenzeichnung. Was mich positiv erstaunte, war der nuancierte und plastische Ton der Klarinette. Hinsichtlich des Pegels war der Onyx bei diesen Stück noch nicht gefordert, bestach aber durch die Dynamik, die er beiden Instrumenten, dem eher wuchtigen Flügel und der zarten Klarinette adäquat verlieh. So eindrucksvoll erlebe ich Musik über die Epsylon nicht allzu oft. Was Orca und Onyx ohrenscheinlich perfekt beherrschen, ist die Hochtonauflösung. Nicht, dass sie alles andere nicht ebenfalls überzeugend darböten, aber diese Synthese von Detailfeinzeichnug, stets offenem, nie gedecktem Klangbild und gleichzeitiger angenehmer Wärme ohne jegliches störende Obertongehabe ist auch hier wieder deutlich und mit Freude erlebbar. Da wähle ich jetzt für den Pegeltest noch einmal Mahlers Symphony No.3 mit Mariss Jansons. Der Onyx hat mit seinen 75 Watt an den vier Ohm kein Problem, das mächtige Schlagwerk präzise aufgelöst kraftvoll und mit Druck in den Raum zustellen, und auch die Bläser überzeugen mit ihrem sauberen, farbig metallischen Charakter. Bei Gaité Parisienne von Jacques Offenbach mit Arthur Fiedler und den Boston Pops erlebe ich ein grandioses Feuerwerk aus feinster Instrumentierung, schön aufgefächert und sprühend vor Spielfreude. Abschließend noch Emmerson, Lake & Palmer mit ihrem „Nutrocker“ vom Album Pictures At An Exhibition (Remaster 2016, Qobuz 96/24): Das geht prima los, laut und fetzig; Dass der Bass mit zunehmendem Pegel an Exaktheit einbüßt, liegt hier sicher allein an den Vollbereichsbändchen, die für derartige Musik bei großer Lautstärke nicht ideal sind. Die VU-Meter des Onyx bleiben gelassen. Sie scheinen auf Durchschnittswerte justiert zu sein. Keine Chance, sie in den roten Bereich zu treiben, ohne mein Gehör und die Epsylon zu gefährden.