„Call It a Night“ der Formation KGB vom Album Contra-intelligence ist irgendwann einmal in meinem Roon-Feed aufgetaucht. Das Klavier ist etwas rumpelig aufgenommen, die Geige direkt und ungeschönt, die Mandoline gut gelungen. Trotzdem oder gerade deshalb mag ich diese unprätentiöse Aufnahme so sehr und höre sie gerne für Tests. Denn wenn ein Lautsprecher es schafft, ihre Unvollkommenheit aufzuzeigen, sie aber dennoch musikalisch und angenehm verpackt, ohne sie dabei aber zu verbiegen, zu verfälschen oder allzu sehr zu schönen, dann macht er in meinen Ohren viel richtig. Die Marten Oscar Duo bestehen diesen Test mit Bravour. Sie offenbaren unmissverständlich, dass sie Saitenklänge bestechend abbilden können. Seitdem ich dieses Stück entdeckt habe, kann ich mich nicht daran erinnern, die Geige einmal so überraschend gut gehört zu haben. Saiten-, Korpusklang und der minimal vorhandene Hallraum sind einzeln zu erfassen, bleiben aber dennoch auf musikalische Weise miteinander verwoben. Selten habe ich auch den Größeneindruck des Instruments so präzise durchhören können. Der Bogenstrich steht eher klein und fokussiert im Zentrum, vom etwas größer wirkenden Korpusklang umschlossen. Der Hallraum umgibt das ganze eher diffus und breitet sich in alle Richtungen aus. Geige und Mandoline sind recht weit nach links und rechts gemischt und tauchen, so wie ich mir das von einem Stereosetup in meinem Raum wünsche, innen, leicht neben und hinter den Lautsprechern auf. Diesen Griff in die Tiefenebene hinter den Lautsprechern hält die Oscar Duo über die gesamte Stereobreite aufrecht.
Die Fähigkeit, Saiten in einer derartigen Präzision, Impulsivität und akkuraten Größe abzubilden zieht mich vollkommen in ihren Bann. Bevor ich überhaupt etwas anderes höre, kann ich gar nicht anders, als sämtlichen Aufnahmen mit Saiteninstrumenten aus meiner Musikbibliothek auf die Playlist zu setzen. Violine, Gitarre, Cello, Nyckelharpa, Hardangerfidel, egal was mir einfällt, ich bekomme nicht genug. Eins dieser Stücke unter vielen ist „Désert Blanc“ des Nicolas Parent Trios vom Album Mirage. Es ist ohnehin eindrucksvoll aufgenommen und macht auf den meisten Anlagen Eindruck. So habe ich die Gitarre aber höchstselten gehört. Wahnsinn, wie viele Mikrodetails in den gezupften Gitarrensaiten stecken, nicht nur im Hochton, sondern auch in den Mitten. Hier zeigt sich für mich die Stärke einer Hartmembran in reinster Form. Denn auch wenn sie schnelle, impulsive Klänge und dementsprechend hohe Frequenzen mit großer Präzision nachzeichnen kann, hört diese Fähigkeit nicht plötzlich bei tieferen Frequenzen auf. Dementsprechend werden auch die tieferen als wärmer empfundenen Klangeigenschaften der Gitarrensaiten und das Mitschwingen des Klangkörpers herausgearbeitet. So wirkt die Gitarre organisch, bodenständig und lebendig.
Zwei Punkte sind gesondert herauszuheben. Zum einen die traumwandlerische Sicherheit in der Größendarstellung verschiedener Schallquellen. Die Lautsprecher schaffen es, Instrumente und – wie im späteren Verlauf festgestellt – auch Stimmen groß, eindrucksvoll und mit einer flächigen Komponente erscheinen zu lassen. Allerdings kippt die Darstellung nie ins Übergroße, Riesenhafte. Es ist gewissermaßen so, als hätte jede Schallquell einen ganz klar definierten, kleinen, kräftigen Kern, umgeben mit einer eher weich wirkenden Korona. Obwohl die äußeren Ränder der Korona ganz sanft auslaufen, entsteht nicht das Gefühl von Unschärfe, denn, und das führt zu Punkt 2, die Oscar bildet die verschiedenen Tiefenebenen der Musikstücke ebenfalls mit hoher Genauigkeit vor und hinter der Lautsprecherebene ab und schafft so für jedes Instrument genügend Raum.
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