Zudem erlaubt mir seine Vorarbeit, Sie ganz kurz mit den wichtigsten Informationen über den KV12 MAX zu versorgen, indem ich einfach seine Ausführungen über das spezielle Tonarmrohr zitiere und für alles darüber hinaus auf seinen Artikel verweise: Die Besonderheit der J.Sikora-Tonarme „ist das Material, aus dem das Armrohr gefertigt ist. Hierbei handelt es sich um Kevlar, eine geflochtene Polyamidfaser, die ursprünglich für kugelsichere Westen verwendet wurde, aber auch in weniger gewalttätigen Produkten wie den Membranen der Mitteltöner von Bowers & Wilkins Verwendung gefunden hat. Das Material hat alle Eigenschaften, die man für einen Tonarm braucht: Es ist leicht und dennoch steif. Außerdem weist es laut den Designern eine gute Resonanzverteilung auf. Die Herstellung des Rohrs ist nicht einfach und erfordert große Präzision, um ein Ausfransen des Materials zu vermeiden. Im Inneren ist das Rohr mit Schaumstoff gefüllt, in dem eine Öffnung für die Verkabelung frei bleibt.“
Auf weitere Ausführungen zur Konstruktion von Laufwerk und Arm verzichte ich auch deshalb, weil Sie ja schon in unserer Bildergeschichte im Detail sehen konnten, wie Robert Sikora, der Geschäftsführer der Firma, und Adam Niezbecki, sein Stellvertreter, das Laufwerk und den Tonarm in meinem Hörraum aufbauten und den Tonabnehmer im einpunktgelagerten KV12 MAX justierten. Anschließend haben wir einen nicht ganz so kurzen Funktionstest gemacht, damit sich die beiden Plattenspielerspezialisten auch einen kurzen Eindruck vom Klang meiner Kette verschaffen konnten: Sie hatten danach jedenfalls keine Bedenken, ihr Topmodell darin zurückzulassen. Als die beiden Hörsessel dann wieder frei waren, legte ich wie üblich erst einmal Art Farmer und Jim Hall Big Blues auf: Die wohlbekannten Melodien fließen ungeheur geschmeidig, die Wiedergabe gefällt besonders dank ihres ansprechenden Grooves, der Mittenbereich erstrahlt voller Farbe und auch die Höhen werden sehr fein aufgelöst. Ein Menge Raum und Luft umgibt die Instrumente. Das Ganze ist in sich so stimmig, dass ich während der beiden Plattenseiten vergesse, dass ich eigentlich ein wenig kritischer zuhören wollte.
Das tue ich dann bei „Mars“ aus Holsts Die Planeten mit dem Los Angeles Philharmonic Orchestra unter Zubin Metha: Schon zu Beginn wirkt die Stimmung dräuend, bevor sie sich ins Dramatische steigert, woran das unerschütterliche Tieftonfundament und die eher gedeckten Klangfarben einen beträchtlichen Anteil haben. Das auf einer recht tiefen und breiten imaginären Bühne agierende Orchester zieht den Zuhörer mit seiner präzisen, rhythmisch akzentuierten Spielweise in seinen Bann. Das osteuropäische Trio macht das Stück zu einem emotional ansprechenden Erlebnis. Wenn ich hier schon mit drei Unbekannten – Laufwerk, Tonarm und Tonabnehmer – jongliere, dann sollte wenigstens die Platte bestens vertraut sein, wie zum Beispiel Bang, Barroom And Harp mit Dick Schorys New Perkussion Ensemble. Was das Trio aus der Rille liest, erinnert positiv an die Leistungen anderer, kundig zusammengestellter Analogkomponenten, denn die J.Sikora/Aidas-Kombination agiert ebenfalls auf extrem hohem Niveau: Die satte Farbigkeit, die Detailverliebtheit und die Rhythmik der Wiedergabe sowie die Spielfreude lassen keine Wünsche offen. Die räumliche Abbildung und vor allem die Tiefe der imaginären Bühne sind die Schokoladenseite der polnisch/litauischen Spielpartner.
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