tests/24-08-23_lotoo
 

Lotoo PAW D2

23.08.2024 // Finn Corvin Gallowsky

Um einen ersten Klangeindruck des Wandlers zu gewinnen, bietet sich mein Schreibtisch-Setup geradezu an. Hier arbeitet ein Paar Neumann KH120 A an einem Violectric Pre V630 Vorverstärker mit drei Eingängen. An einem der Ausgänge spielt für gewöhnlich ein Soncoz SGD1 DAC, den ich vor einigen Jahren aufgrund herausragender Messwerte gekauft habe. Der PAW D2 darf sich jetzt an einem zweiten Eingang dazugesellen. Obwohl der Soncoz DAC von Roon über ASIO und der Lotoo über WASAPI angesteuert wird, ist es kein Problem, sie in eine Gruppe zu packen und gleichzeitig mit ein- und demselben Musikstück aus Roon zu füttern. In diesem Fall Swallow the Suns „Songs from the North“, dem Titeltrack des gleichnamigen Albums. Unterschiede sind tatsächlich kaum feststellbar. Der Mini-Wandler von Lotoo scheint etwas musikalischer daherzukommen. Einzelne Klänge wirken etwas feiner aufgelöst und freischwebender. Er schafft im Zentrum des Stereopanoramas etwas mehr Freiraum für die Stimmen der beiden Sänger, hebt sie in der Tiefenstaffelung etwas nach vorne. Der Bassbereich scheint minimal präsenter. Insgesamt wirkt der Soncoz hingegen doch noch etwas aufgeräumter, obwohl nicht unbedingt detaillierter. Haftet ihm ein Hauch Härte an, von dem der Lotoo verschont bleibt oder ist der Lotoo in den Höhen einfach nur minimal gutmütiger und weicher? Ganz eindeutig kann ich das nicht sagen. Schade, dass der Lotoo nur über einen unsymmetrischen Analogausgang verfügt, denn er hat sich soeben als der ideale Kompakt-Schreibtischwandler qualifiziert, der er sein möchte. Ich sehe ihn als extrem starken Spielpartner für jeglichen Aktivlautsprecher.

Alle Ausgänge sind auf der Rückseite untergebracht
Alle Ausgänge sind auf der Rückseite untergebracht

Besonders im Computerumfeld bleibt eine unsymmetrische Verbindung aber leider überdurchschnittlich störanfällig. In meinem Fall übernimmt der Violectric Pre-Amp die für die Neumann-Studiolautsprecher notwendige Umsetzung von unsymmetrisch zu symmetrisch und kann mit variablen Erdungsoptionen viele Probleme lösen. Im professionellen Audio-Umfeld wäre eine DI-Box zur Symmetrierung mit Ground Lift, um Masseproblemen begegnen zu können, das Mittel der Wahl. Von einer notwendigen Symmetrierung abgesehen, begegnete ich Masseproblemen besonders im PC-Bereich gerne schon früher mit einem iFi iDefender+. Der kleine Adapter wird in die USB-Verbindung zwischen PC und Wandler eingeschleift und hat einen Anschluss für ein externes 5-Volt-Netzteil. Diese Entkopplung der USB-Stromführung vom internen PC-Netzteil hat bei mir bisher sämtliche Masseprobleme und damit verbundene Einstreuungen anderer PC-Komponenten sowohl bei Wandlern, deren Stromversorgung ausschließlich auf den 5 Volt des USB-Kabels basieren als auch bei auf extern mit Strom versorgten Wandlern beseitigen können. Auch den Lotoo konnte ich so zuverlässig komplett entstören, wenn ich nicht den Violectric habe nachhelfen lassen. Ohne Entstörung waren besonders bei beanspruchter Grafikkarte deutlich Einstreuungen auf den Lautsprechern zu hören. Selbst ein hochwertiges Computernetzteil ist eben weit davon entfernt, audiophile Qualitäten aufzuweisen. Dass Probleme auftreten können, und das möchte ich noch einmal deutlich betonen, liegt nicht am Lotoo an sich, sondern an der generellen Anfälligkeit von unsymmetrischen Verbindungen, insbesondere bei Computernetzteilen, ihren Erdungskonzepten oder unglücklichen Konstellationen verschiedener Komponenten. Da ich den D2 aber genau in diesem Umfeld sehe, war es mir wichtig, verschiedene Entstörmöglichkeiten aufzuzeigen. Der iFi iDefender+ hat natürlich noch den weiteren Vorteil, dass man einen Lotoo D2 auch ohne auftretende Störungen auf Wunsch entkoppelt vom PC mit einem hochwertigen 5-Volt-(Linear-)Netzteil betreiben kann.

Ganz ehrlich, die EQ-Sektion halte ich für Spielkram, auch wenn Lotoo dafür mit ATE (Acoustic Timbre Embellishment) seinen eigenen Namen erfindet. Was sich beispielsweise hinter der Einstellung ACG-1 verbirgt ist mir nicht klar. Für noch mehr Fragezeichen sorgt das Preset „Dental“. Die Einstellungen „Near Field“ und „Far Field“ sind durchaus noch interessant, da sie besonders stark die Wahrnehmung des Stereopanoramas beeinflussen, auch wenn ich mir ziemlich sicher bin, dass eigentlich „Direct“ respektive „Diffuse Field“ gemeint sind. Aber sei es drum, diese verdrehte Begrifflichkeit hat sich schließlich auch bei Studiomonitoren etabliert.

Wird Musik abgespielt, blinkt das kleine Lämpchen
Wird Musik abgespielt, blinkt das kleine Lämpchen

Nachdem der Analogausgang mich bereits überzeugen konnte, ziehe ich mit dem kleinen D2 in meine Hauptanlage um. Hier muss der Lotoo als Formatwandler zeigen, was er kann. Zum Vergleich schließe ich meinen Mytek Brooklyn DAC+ seit Ewigkeiten mal wieder direkt über USB an. Diese Schnittstelle halte ich an dem Wandler für nicht sonderlich erhaben und steuere ihn deshalb wahlweise via AES/EBU oder S/PDIF meist über meinen Mutec Reclocker an. An seine Stelle tritt jetzt der Lotoo und wandelt das über den PrimeCore und USB zugespielte Signal in S/PDIF. Im Vergleich zum USB-Eingang des Wandlers herrscht mit dem Umweg über den D2 etwas mehr Ruhe im Klangbild und ein Hauch mehr plastische Tiefe. Obwohl der PAW der Wiedergabe eine gewisse Geschmeidigkeit mitgibt, habe ich nicht das Gefühl, dass dabei Details verloren gehen, im Gegenteil, der D2 scheint das musikalische Geschehen etwas feiner aufzugliedern. Als nächstes möchte ich den D2 mit meinem Mutec Reclocker vergleichen. Obwohl bei beiden Geräten S/PDIF und AES/EBU leicht unterschiedlich klingen und beide Schnittstellen im Vergleich leicht unterschiedliche Ergebnisse erzielen, kann ich die Unterschiede kaum noch benennen. Dennoch scheint der Unterschied zwischen beiden Schnittstellen beim Lotoo etwas geringer auszufallen. Im Vergleich der zwei Signalwandler an jeweils den zwei verschiedenen Schnittstellen, also insgesamt vier unterschiedlichen Konstellationen, bin ich der Meinung, Unterschiede ausmachen zu können, die ich klar entweder dem Lotoo oder dem Mutec zuschreiben kann. Letztendlich sind es aber kaum qualitativ bewertbare Kriterien, sondern viel eher Geschmacksurteile. Bei einem Stück bevorzuge ich die etwas musikalisch geschlossenere Wiedergabe des Lotoo, beim nächsten gefällt mir das kleine Plus an Details, Raumtiefe und der leicht analytische Anklang des Mutec besser.


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