In den beiden hinteren Sektionen sind jeweils sechs Siebelkos mit einer Gesamtkapazität von 132.000 Mikrofarad pro Kanal untergebracht. Sie werden von je drei geschwungenen, Kupferschienen mit einer Dicke von fünf Millimetern verbunden. Sie allein wären schon Grund genug, der Endstufe eine Rauchglas-Scheibe statt eines metallenen Gehäusedeckels zu spendieren, die die Sicht auf Technik der Endstufe freigibt. Die beiden bipolaren Ausgangstransistoren eines jeden Kanals sind nur wenige Zentimeter von ihrem Netzteil entfernt. Wie Hervé Delétraz in der Bedienungsanleitung wortreich ausführt, ist er kein Freund symmetrischer Signalverarbeitung, da auch die Musik, also Schallwellen keine Luft bewegten, sondern Vibrationen von Luftmolekülen seien und sich unsymmetrisch verhielten. Aufgrund dieser Überlegungen habe er für seine Endstufe auch eine unsymmetrische Schaltung gewählt. Da er auf einen XLR-Eingang dennoch nicht verzichten wollte, desymmetriert er das Signal ohne Bezug zur Erde mittels eines Transformators. An dieser Stelle erinnere ich mich lebhaft an die recht häufigen Diskussionen mit meinem Kollegen Wojciech Pacuła und das Interview mit Michael Børresen, dem Entwickler von Aaviks C-880 und P-880, die dem darTZeel-Chef in der Sache, wenn auch teils mit anderer Argumentation zustimmen – anders als der Autor. Überhaupt könnte man über einige von Hervé Delétraz meinungsstark beschriebene technische Lösungen oder ihre Begründungen leidenschaftlich diskutieren – auch wenn sie mir in ihrer Konsequenz überaus schlüssig erscheinen. Wie dem auch sei: Entscheidend ist im Hörraum.
Als erstes nimmt die darTZeel NHB-108 in meiner Kette die Position von Einsteins The Poweramp ein, zugegeben, ein unfairer Vergleich, bekäme man für den Preis der Schweizer Edel-Endstufe etwa drei Einsteins. Beide Endstufen beziehen übrigens ihre Energie aus Audioquests Niagara 5000 und das Signal über ein symmetrisches Dragon-Kabel – auch wenn das nicht die von darTZeel favorisierte Verbindung ist. Dennoch überzeugt die NHB-108 auf Anhieb, selbst ohne längere Aufwärmphase. Während der ersten Minuten bin ich mir sicher, dass sie mindestens auf demselben Niveau agiert wie mein etatmäßiger Endverstärker. Aber schon bald darauf wird klar, dass sie mehr zu bieten hat: Besonders im Tieftonbereich erzeugt die darTZeel schlicht ein wenig mehr Druck – sehr angenehm! Aber der NHB-108 setzt nicht einfach nur mehr Energie frei, er tut dies auch ungemein kontrolliert und präzise.
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