Der eigentliche Hörtest war für mich ein fast schockierendes Erlebnis – in positiver Hinsicht. Zwar besitze ich den eingangs erwähnten Stax SR-5 Gold BL schon lange nicht mehr, doch dessen Offenheit und Transparenz sind mir bis heute noch im Ohr und Ähnliches erwartete ich in dieser Hinsicht von der Kombi Stax Omega SR-007 Reference MK2 und SRM-700T. Aber das hier war qualitativ wie von einem anderen Stern und, ehrlich gesagt, hätte ich Derartiges von Kopfhörern nicht erwartet: Ein förmlich faszinierendes Auflösungsvermögen gepaart mit einer derart unangestrengten Leichtigkeit hätte ich nicht für möglich gehalten und das ist meiner Erfahrung nach weit jenseits dessen, was man von dynamischen Lautsprechern erwarten kann. Auf Urban Hymns (Virgin, 1997) von The Verve sang Richard Ashcroft mit „Lucky Man“ einen meiner Allzeit-Lieblingssongs derart involvierend und natürlich, dass es schon fast süchtig machend war und ich die Nadel immer und immer wieder in die Anfangsrille dieses Titels setzte. Jeder Anflug von Härte war dem Stax dabei fremd, ein potenzieller Kritikpunkt, der dem elektrostatischen Prinzip ja hin und wieder nachgesagt wird.
Als U2-Fan war für mich in 2023 der Kauf des Albums Songs of Surrender (Island, 2022) genauso obligatorisch wie enttäuschend. Diese müde Neuinterpretation von 40 ihrer eigenen Songs hatte mich bislang wahrlich nicht aus den Socken gehauen. Das Album fiel mir nun eher zufällig wieder in die Hände und landete für die Stax-Hörsessions auf dem Plattenteller. Zu meiner Überraschung war die Wiedergabe mit dem Omega SR-007 Reference MK2 scheinbar eine völlig andere, als ich sie bisher kannte: Stücke wie „Bad“, „Every Braking Wave“ oder „Ordinary Love“ waren plötzlich viel spannender und machten riesigen Spaß. Wieder katapultierte mich das enorme Auflösungsvermögen der Stax-Kombi fast ins Studio, als konnte man dem Entstehungsprozess der im Wesentlichen von Bono und The Edge arrangierten Neuinterpretationen beiwohnen.
Aber auch grobdynamisch war alles im Lot: Stücke wie „Überlin“ des Albums Collapse into now von R.E.M. (Warner Brothers, 2011) und „Man on the Moon“, „Everybody Hurts“ oder „Nightswimming“ (Automatic for the People, Warner Bros. Records, 1992) waren einfach mitreißend. Die Stax-Kombination spielte so sehr aus einem Guss, dass es mir schwerfällt, einzelne Kriterien hervorzuheben. Kritikpunkte oder Schwächen konnte ich jedenfalls keine ausmachen und selbst der Bassbereich ließ keine Wünsche offen, ein Bereich, bei dem Kopfhörer naturgemäß keine Wucht in der Magengegend wie große Standlautsprecher entfalten können. Dennoch: Bei Vivaldis „Die vier Jahreszeiten“ (Yehudi Menuhin, His Master´s Voice, 1985) vermittelten mir ein spielerisch leichter, fast federnder und sehr lebendiger Tiefton eine riesengroße Raumabbildung. Auch das Album Aion (4Ad, 1990) von Dead Can Dance bereitete mit seinen Tracks im Renaissance-Stil mit gregorianischen Gesängen und traditionelleren Liedern mit altertümlichen Instrumenten wie Drehleier oder Dudelsack dank der blitzschnellen, schlackenfreien Wiedergabe im Tiefton eine unglaubliche weiträumige Atmosphäre.
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