tests/24-06-25_kefine
 

Kefine Klanar

25.06.2024 // Finn Corvin Gallowsky

Ich beginne die Hörsession mit einem Schuss ins Blaue. Jan Garbareks „Twelve Moons“ vom gleichnamigen Album deckt, als zufällig gewählter Track, gleich mehrere Kernfähigkeiten des Treibers auf: eine – wie erwartet – hohe Auflösungsfähigkeit und eine überraschend großzügige holografische Abbildung. Insbesondere macht sich dies beim elektronischen Keyboard-Sound, der entfernt an eine Celesta oder ein imposant geratenes Toy-Piano erinnert, bemerkbar. Es lässt sich nicht nur ein Klangcharakter, sondern gleich eine Melange an Abstufungen des Instruments ausmachen, die sich über das Stück hinweg teilweise isoliert oder ineinander wabernd entfalten. Ergänzt um einige noch flächigere Synthsounds, Rasseln und Schlagwerk webt die Instrumentierung einen Klangteppich, in dessen Zentrum sich das Saxophon befindet. Die besondere Spielweise Jan Garbareks nebst Aufnahmetechnik fokussiert das Rohrblatt als Klangerzeuger überdeutlich. In dieser Aufnahme scheint der Korpus des Saxophons eher Beiwerk als Klangkörper zu sein.

Auf Wunsch können den Klanar andere Kabel mit 0,78-Millimeter-2-Pin spendiert werden
Auf Wunsch können den Klanar andere Kabel mit 0,78-Millimeter-2-Pin spendiert werden

Ganz anders verhält sich dies beispielsweise bei Dire Straits „Your Latest Trick“ vom leider oft sehr überstrapazierten Album Brothers in Arms, um mal beim Saxophon zu bleiben. Hier tritt das Rohrblatt als Klangerzeuger deutlich hinter einem runden, fetten Korpus-Sound zurück. Die Instrumente sind gleichermaßen in großzügiger Tiefenstaffelung aufgegliedert, auch wenn ich genretechnisch in einen eher anderen Bereich abgedriftet bin. Bei Rasseln, Congas, der mit Sidestick gespielten Snare, Tambourin, Hi-Hats und bei der Gitarre sowieso lassen sich verschiedene Hallräume wunderbar heraushören. Meine Vision Ears VE7 offenbaren vergleichsweise einen gänzlich anderen Maßstab an Feinauflösung insbesondere in der Stimme Mark Knopflers, aber wir sprechen hier von über dem zehnfachen des Preises der Klanars. Mit ihnen bleibt Mark gewohnt markig, geschmeidig und ist dabei eher in den gesamtmusikalischen Kontext eingebettet als prominent herausgehoben. Wer glasklar herausstechende Stimmen sucht, ist nicht ganz an der richtigen Adresse. In Sachen Glaubwürdigkeit der Instrumente und Stimmen sind die Kefine allerdings weitaus weniger als zehn Mal so weit von meinen Vision Ears entfernt, obwohl sie eine ganz leicht artifizielle Note in den Mitten nicht verbergen können und ihre Abstimmung eine gänzlich andere ist.

Hier ist der gesamte Lieferumfang sichtbar. Natürlich kommt der Klanar in einer Umverpackung, die nicht abgebildet ist
Hier ist der gesamte Lieferumfang sichtbar. Natürlich kommt der Klanar in einer Umverpackung, die nicht abgebildet ist

Der E-Bass verrät, dass bei tiefen Frequenzen etwas dicker aufgetragen, aber eben nicht geschmacklos übertrieben wird. Entweder ich bin in dieser Hinsicht über die Jahre unempfindlich geworden oder die Hersteller verstehen es immer besser, eine Bassbetonung anzubieten, ohne dass andere Frequenzbereiche zu stark in Mitleidenschaft gezogen werden. Insbesondere Stimmen bleiben unangetastet und werden nicht künstlich aufgedickt. E-Bass, Bassdrum und tief gestimmte Toms hingegen werden mit einem schönen Punch reproduziert und lassen sich nicht nur durchs Identifizieren ihrer Obertöne, sondern akustisch auch anhand von Frequenzen nachverfolgen, die man live wohl eher als Körperschall wahrnehmen würde. Das untere Frequenzspektrum ist definitiv eines der Glanzlichter der Abstimmung. Am obersten Ende hingegen mangelt es etwas an Auflösung, aber das ist mir lieber, als wenn übertrieben wird. Im Gegenzug weisen die Hochmitten eine deutliche Betonung auf. Die Klanars machen das alles in allem aber so charmant, dass man ihrem Charakter sofort aufgeschlossen gegenübersteht. Sie sprechen Hörer wie mich, für die ein Etymotic ER4SR ein ungeschlagener Klassiker ist, und denjenigen, für die es im Tieftonbereich gar nicht genug rumpeln kann, gleichermaßen an. Damit sind sie definitiv kein ausgewiesener Spezialist, sondern eher ein Allrounder mit Spaßfaktor. Bei „Beyond The Territories“ aus Atli Örvarssons Sundtrack zu The Eagle, können die Treiber zeigen, was in ihnen steckt. Anspruchsvollere Musik bereitet ihnen folglich keine Schwierigkeiten. Sie vermögen tiefste Bässe wiederzugeben und gleichzeitig das Sirren der Becken und Saiteninstrumente mit Präzision und Akkuratesse zu reproduzieren. Diese Eigenschaft macht den Hype um magnetostatische In-Ears aus und kommt auch bei den Klanars nicht zu kurz.


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