Mehr Aufwand bei der Abschirmung ist kaum vorstellbar. Doch die beste Abschirmung nutzt nichts, wenn diese an billigen Steckern wieder verloren geht. Doch AIM lässt an dieser Stelle nichts anbrennen und verwendet erstklassige Stecker der höchsten Qualitätsstufe von Telegärtner mit solidem Metallgehäuse aus vernickeltem Zinkdruckguss, die eine ausgezeichnete Abschirmung nach allen Seiten gewährleisteten. Wenn Sie nun aufgrund der umfangreichen Abschirmungsmaßnahmen ein dickes und bocksteifes Kabel erwarten, werden Sie überrascht sein. Der Außendurchmesser des NA9-Kabels beträgt moderate 10 Millimeter und das Kabel ist schön biegsam, was die Verlegung sehr erleichtert. Das NA6 ist im Aufbau dem NA9 recht ähnlich. Die Adern bestehen ebenfalls hochreinen OFC-Einzeldrahtleiter (Solid Core), allerdings leicht reduziert in der Größe AWG24. Auf die Pulshut-Ummantelung muss das NA6 verzichten, so dass wir eine Dreifach-Abschirmung anstelle einer vierfachen Abschirmung vorfinden. Interessanterweise ist beim NA6 der Schirm an den beiden Enden bei den Steckverbindern asymmetrisch (geerdet und nicht geerdet) aufgelegt. Deshalb sollte das Kabel tunlichst entsprechend der angegebenen Laufrichtung angeschlossen werden. Der Außendurchmesser des NA6 beträgt 9 Millimeter und das Kabel ist noch etwas flexibler als das NA9. Auch beim NA2 bestehen die Adern aus Einzeldrahtleitern und nicht aus Litzen. Als Leitermaterial kommt Kupfer in der Größe AWG24 zum Einsatz. Auf die Einzelabschirmung der Ader-Pärchen muss das NA2 verzichten. Mit 7 Millimeter Außendurchmesser ist das NA2 etwas dünner als die großen Geschwister, aber nicht so flexibel, was am einfacheren Material für den Mantel liegen dürfte. Die Gesamtschirmung besteht aus Aluminiumfolie und einem darüber gezogenen hochdichten Kupfergeflecht. Die Stecker besitzen ein Gehäuse aus Polykarbonat mit Messingvernickelung, um ausreichend Abschirmung zu gewährleisten.
Kabelaufbau hin oder her, mich interessiert, was bringen die Kabel klanglich in der Praxis. Um dem nachzugehen, habe ich folgende Konfiguration verwendet: Ein kleiner EdgeRouter X von Ubiquiti spannt ein eigenes Audio-Netzwerk auf und stellt die Verbindung ins Internet her. Vom Router geht es in den Silent Angel Switch Bonn NX, der von der Clock Genesis GX seinen Takt bezieht. Am Switch hängen mein Server mit den Musik-Dateien und die Diretta Lucia Piccolo Bridge. Von der Bridge geht es über USB via das SOtM USB Hub tX-USBultra in meinen PS Audio DirectStream DAC. Ich habe die AIM Kabel zunächst für die Verbindungsstrecke zwischen Switch und der Diretta Bridge verwendet. Das ist, wenn Sie so wollen, meine „letzte Meile“ im LAN-Bereich. Hier sollten sich Qualitätsunterschiede in den Netzwerkkabeln am deutlichsten niederschlagen. Lassen Sie uns mit dem NA2 beginnen. Als Vergleich dient ein gutes CAT 7 Kabel von der Stange. Der klangliche Zugewinn beim „Klavierkonzert in A-Moll“ von Edvard Grieg mit Radu Lupu als Solisten und dem London Symphony Orchestra unter der Leitung von André Previn (Decca Legacy Volume One - FIM UHD) ist leicht nachzuvollziehen. Die Abbildung der einzelnen Instrumente gerät sowohl in der Breite als auch in der Tiefe präziser und natürlicher. Die Positionierung der Instrumente ist klarer und die Trennung der vorderen und hinteren Instrumentengruppen wird besser hörbar. Bei „The Man Who Sold The World“ in der Interpretation von Claire Martin mit interessanten Jazz- und Tango-Elementen (Linn Records FLAC Studio Master) stehen Sängerin und Begleitinstrumente besser gestaffelt im Raum. Der Wechsel zum NA6 lässt mich staunen – das ist doch eine ganz andere Liga. Der größte Unterschied zum NA2 liegt in der deutlich größeren Transparenz und Klarheit. Im Klavierkonzert bleibt der Konzertflügel nun auch in Forte Passagen klar abgegrenzt von den anderen Instrumenten und wird doch gleichzeitig harmonisch in das Orchester integriert. Einzelne Themenbögen in den verschiedenen Stimmen lassen sich wesentlich besser verfolgen. Die Auflösung im Hochtonbereich ist ausgezeichnet. Insgesamt hinterlässt das NA6 tonal auch einen deutlich volleren und farbenreicheren Gesamteindruck als das NA2. Bisher noch vorhandene Härten sind jetzt weitgehend verschwunden. Das kommt der Stimme von Claire Martin zu Gute, deren Eigenheiten damit besser herausgearbeitet werden. Das gesamte Klangbild wirkt auf mich ruhiger und ausgeglichener als beim NA2.
Eigentlich bin ich mit dem NA6, je länger ich höre, sehr zufrieden. Was soll der Wechsel zum NA9 noch bringen. Ich höre das Album Masterpiece of Folklore Music (XRCD24-NT001) von und mit Mario Suzuki. Der Japaner gilt als ein Ausnahmetalent der Folklore Gitarre. Aufgenommen wurde mit einer Bandmaschine bei 76 Zentimeter pro Sekunde vollständig analog und erst danach digitalisiert. Mit dem NA9 klingen die Gitarren jetzt noch einmal so viel realistischer, mit mehr Volumen und Körperlichkeit – das habe ich so nicht erwartet. Das Timing ist bestechend und die Räumlichkeit weiß mit ihrer Natürlichkeit zu glänzen. Die Auflösung und Wiedergabe kleinster Details, wie etwa Griffgeräuschen, sind bestechend.