Grobdynamisch überzeugten mich zum Beispiel „Überlin“ des Albums Collapse into now von R.E.M. (Warner Brothers, 2011) sowie „Man on the Moon“, „Everybody Hurts“ oder „Nightswimming“ (Automatic for the People, Warner Bros. Records, 1992). Bei hohen Lautstärken lotete ich aus, ob die 505 etwaige Schwächen offenbarte. Keineswegs. Ansatzlos und zackig rockte sie los, dass kein Auge trocken blieb, das Pflichtenheft wurde vollends erfüllt. In ähnlicher Qualität bekommen das grobe Haudraufs auch andernorts hin, aber mit welch feiner Diktion die 505 Feindynamisches herausschälte, war noch faszinierender, wie zum Beispiel in der Rock-Ballade „Ride on“ von AC/DC (Dirty Deeds Done Dirt Cheap, Atlantic Records, 1976). Das Darstellen feinster Nuancen von Beckenanschlägen oder des Wischens der Finger über die Saiten einer E-Gitarre beim Umgreifen gaben der Musik erst ihre volle Authentizität. Die Klangfarben waren dabei insgesamt stets minimal hell timbriert, ohne dabei jemals kühl oder analytisch zu wirken. Das war aber dem hohen Auflösungsvermögen sehr zuträglich, gleichwohl: Ich hatte schon Mühe, mich wirklich auf einzelne Töne oder Geräusche zu konzentrieren, denn stets wurde ich vom musikalischen Fluss sowie der Spielfreude und den rhythmischen Fähigkeiten dieser Phono-Vorstufe mitgerissen.
Qualitativ konnte ich übrigens keinerlei Unterschiede zwischen dem MM- und dem MC-Zeig ausmachen. Hier kommen wir dann doch zurück zum Thema des persönlichen Geschmacks: Die 505 macht die Unterschiede verschiedener Pick-ups sehr deutlich hörbar und „erlaubt“ quasi über die Tonabnehmerwahl die Anpassung an den eigenen Hörgeschmack. Wer mag, stellt sich vier identische Plattenspieler mit jeweils der gleichen Platte und vier unterschiedlichen Tonabnehmern hin und schließt alle gleichzeitig an die 505 an. Der Wahlschalter auf der Front erlaubt das Umschalten der vier Eingänge im laufenden Betrieb, dem Spieltrieb sind hier also keine Grenzen gesetzt.
Vivaldis „Die vier Jahreszeiten“ (Yehudi Menuhin, His Master´s Voice, 1985) überzeugten durch eine spielerisch leichte, fast federnde und sehr lebendige Tieftonwiedergabe. Das Album Aion (4Ad, 1990) von Dead Can Dance mit Tracks im Renaissance-Stil mit gregorianischem Gesang und anderen traditionelleren Liedern mit altertümlichen Instrumenten wie Drehleier oder Dudelsack kam wieselflink und völlig schlackenfrei im Tiefton daher. Überhaupt erstreckte sich diese spielerische Leichtigkeit bruchlos über das gesamte Frequenzspektrum. Ich hörte Platte um Platte und könnte diese Lobhudelei jetzt noch beliebig fortsetzen. Vielleicht nur noch eine Bemerkung zum aus meiner Sicht bis heute unerreichten atmosphärischen Meisterwerk The Joshua Tree von U2 (Island Records, 1987). Ich habe die Scheibe am Stück durchgehört, wie von einem auf den anderen Augenblick rauschte leise die Auslaufrille und rüttelte mich wieder wach. Spätestens jetzt war klar, wie sehr sich mit der 505 in die Musik abtauchen lässt.
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