Die S/PDIF- und Netzwerkkabel tausche ich wieder in einem Rutsch. Der Stecker des Netzwerkkabels gefällt mir dabei nicht so richtig. Die kleine Verschlusszunge, die das Kabel gegen Herausrutschen sichert, liegt ohne Schutz vollkommen offen. Zuhause im HiFi-Rack muss ein Netzwerkkabel natürlich nicht dasselbe mitmachen wie auf der Bühne oder im Büro in einem vielfrequentierten Netzwerkpatch, aber dennoch, einmal blöd beim Kabeltausch hängengeblieben und die Sicherung ist ab. In dieser Hinsicht ist sogar das günstige Einsteigerkabel besser ausgestattet. Ich will nicht päpstlicher sein als der Papst, aber das ist für mich eindeutig kein Feature, sondern ein Bug. Bei diesem Kabel-Update steht erstmalig ein Dynamikzuwachs im Zentrum. Obwohl der Detailreichtum bereits bei den vorher betriebenen Kabeln enorm hoch war, kommen hier noch ein Quäntchen mehr Mikrodetails zum Vorschein. Der Schellenkranz auf dem linken Kanal von „This Is Home“, der schon vorher als ungewöhnlich gut vom Lautsprecher gelöst auffiel, lässt die Auswirkung verschiedener Schüttelimpulse noch etwas besser erkennen. Im Direktvergleich zur „Stage 1“ fehlt jetzt leider die vormals gelobte magische Geschmeidigkeit. Ich ziehe noch einmal „So Much“ zurate. Hier besänftigt das Upgrade die noch in „Stage 1“ bemängelte Schärfe der Sibilanten etwas und die nicht ganz gelungene Stimmeinbindung in den Mix fällt weniger negativ auf als zuvor. Insgesamt herrscht nochmals ein Fünkchen mehr Distanz zwischen Stimme und Bass und die Mikrodynamik wirkt nochmals verbessert. Dennoch scheint die Kabelkombination das musikalische Geschehen etwas glatt zu ziehen. Tatsächlich wirkt es etwas weniger spektakulär und anspringend. Insgesamt finden hier die kleinsten Veränderungen statt, die ich im Test bisher feststellen konnte. Es bleibt außerdem ein Hauch Restunruhe. Einer Vermutung nach liegt das aber nur an der hohen Auflösung und Durchlässigkeit der Kabel. Denn auch wenn mein Munich M1T und Roon-ROCK-Server, insbesondere gemessen am Preis, sehr gut spielen, weiß ich definitiv, dass es bessere Quellen gibt. Es kann gut sein, dass hier die Kabel mehr offenlegen als mir lieb ist. Deshalb höre ich doch noch einmal beide Digitalkabel einzeln. Das High Performance 75-Ohm S/PDIF-Kabel bringt eher Definition und noch einmal etwas mehr Separation zwischen Instrumenten und sie umgebenden Raum ins Spiel. Es sorgt allerdings auch für mehr Durchzug im Ultrahochton und könnte hiermit tatsächlich ein Teil der Resthärte ausmachen. Das Netzwerkkabel sorgt isoliert betrachtet eher für den Zuwachs an Mikrodetails und ist der Ruhefaktor, spielt aber auch ein bisschen nüchterner und aufgeräumter.
Der Umstieg auf das Plus RCA Interconnect ist der nächste Schritt. Es ist um einiges dicker als sein Konkurrent aus „Stage 1“. Auch die Stecker wirken mächtiger, hochwertiger und edel. Transparent versteht es, die Serien haptisch voneinander abzugrenzen. Zurück zu meinem Hauptvergleichsstück für diesen Test: „This Is Home“. Der E-Bass scheint etwas an Fülle zu gewinnen, aber an Attack zu verlieren. Er wirkt somit gleichermaßen dominanter, aber auch etwas stumpfer. Becken scheinen weiter in den Vordergrund zu rücken. Nach dem ersten Höreindruck wirkt das Plus RCA weniger spektakulär, fast unausgewogener als das The Link RCA. Aber sollte genau das eher der Aufnahme entsprechen? Um das festzustellen, höre ich mit anderen Tracks gegen. „So Much“ zeigt, dass gefühlt tatsächlich etwas „Tempo“ aus der Wiedergabe genommen wird. Peter Gabriels Stimme wird in dieser Konstellation allerdings so gut reproduziert wie noch nie. Sie steht klar im Fokus der Aufnahme und stellt eine Nähe zwischen Sänger und Hörer her. Ich möchte ganz sichergehen, dass hier nicht zu einem „Pseudo-High-End-Sound“ abgebogen wird, bei dem einschlägige audiophile Aufnahmen unglaublich gut und alles andere deklassiert klingt. Nach meiner Philosophie ist eine derbe Metal-Aufnahme dazu sehr gut geeignet. Die Wahl fällt auf Whitechapels „I Will Find You“ vom Album Kin. Der Song beweist, dass das RCA Plus nah an der Aufnahme bleibt. Das Album ist genretypisch extrem dicht, komprimiert und druckvoll produziert. All dies gibt das RCA Plus ungekünstelt, präzise und wie gewünscht wieder. Außerdem wird der Grobdynamik auf die Sprünge geholfen. Das ausufernde Bass-Drum-Gewitter wird noch etwas kontrollierter abgebildet. Auch andere mir gut bekannte Songs verschiedener Genres belegen, dass das RCA Plus definitiv nicht daneben liegt. Ob man am Ende das spektakulärere The Link vorzieht oder die Wahrheit eher beim Plus sucht, ist Geschmackssache. Aber genau deshalb stelle ich abschließend auch bewusst „Stage 1“ und „Stage 2“ gegenüber, um zu sehen, wie alle Kabel gemeinsam in Synergie abschneiden.
Zum krönenden Abschluss wird das Setup mit dem Plus Speaker Cable samt dazu passender Bi-Wiring-Kabelbrücken vervollständigt. Transparent ordnet dem Kabel das Prädikat „Authentic“ zu. Dem möchte ich vorbehaltlos zustimmen. In „Su Much“ kann ich jetzt unheimlich genau in das Frequenzspektrum der ausschwingenden Becken hineineinhören. Jeder einzelne Klang wirkt in der Tat authentisch. Die Wiedergabe erscheint absolut unkomprimiert, befreit und entfesselt. Peter Gabriels Stimme und die der Backgroundsängerinnen entfalten ihre volle Schönheit und sind mit traumwandlerischer Leichtigkeit voneinander unterscheidbar. „I Will Find You” profitiert ebenfalls deutlich. Obwohl dieses Stück gar nicht so viele Details erwarten lässt, sind so einige festzustellen. Die Akustikgitarren zu Beginn des Stücks erhalten sogar eine Tiefenstaffelung innerhalb des Instruments: Sie dehnen sich nach hinten aus und bleiben nicht mehr nur eine flache Schallquelle. Die insgesamt sehr komprimierte Aufnahme erzeugt einen hyperrealistischen Sound. Diese Umschreibung finde ich analog zur Kunstgattung sehr passend, denn Attack und Sustain sind überwiegend nicht mehr voneinander unterscheidbar, was zu einer stilistischen Übersteigerung der Realität führt. Mit dem kompletten „Stage 2“ Setup lassen sich aber sogar diesen hyperrealistischen Klängen noch Details entlocken, die auf ihren echten, unkomprimierten Kern zurückgeführt werden können. Selbst diese nahezu ins Absurde geführte Aufnahme offenbart einen realistischen, glaubhaften Kern. Dies gilt für das Schlagzeug, Gitarren und die Stimme des Sängers Phil Bozeman. Mit der umgekehrt proportionalen Extremdynamik wird in der „Stage 2“ insgesamt souveräner umgegangen. Das System scheint nicht durchgängig am oberen Limit zu spielen und selbst bei diesem Level an Kompression können noch Details herausgearbeitet werden. So fällt nicht zuletzt die Bass Drum etwas fokussierter aus. Ein Großteil dieser klanglichen Einkünfte dürfen dem Lautsprecherkabel selbst zugeschrieben werden. Beim Schritt zurück auf das The Wave fehlt die Tiefe in beiden gerade beschriebenen Aufnahmen. Besonders beim zweiten Stück fällt die holografische Abbildung der Akustikgitarren wieder in sich zusammen. Insgesamt fehlt die unnachgiebige Energie und der artifizielle Hyperrealismus steht wieder im Zentrum der Wiedergabe.