Bereits nach wenigen Musikstücken war mir klar: Hier spielt ein sehr ausgewogener, stimmiger und neutraler Vorverstärker. Jedweder Eigenklang war dem KECES S4 fremd. Irgendwie war dieser Vorverstärker klanglich unsichtbar, im besten Sinne ohne konkrete Signatur, äußerst durchlässig für alles, was auf der Platte war und damit sehr nahe am Ideal des verstärkenden Stücks Draht. Ich identifizierte keinerlei Störartefakte, nahm ein extrem niedriges Rauschniveau wahr sowie einen schwarzen Hintergrund, vor dem die musikalische Darstellung perfekt kontrastierte.
Das Stück „Hells Bells“ von AC/DC (Back in Black, Atlantic Records, 1980) offenbart mir grundsätzlich unmittelbar jede Schwäche im Tieftonbereich, daher höre ich es zum Testen immer wieder gerne. Sowohl via MM als auch via MC schepperten die wuchtigen „Höllenglocken“ zu Beginn des Intros richtig schön fett, schwarz und fundamental, das können in dieser Form nur qualitativ sehr hochwertige Phonovorstufen. Gitarrenriffs, Drums und auch Brian Johnsons Gesang wurden stets glasklar und sauber voneinander abgegrenzt, niemals verschmierten Töne oder Impulse oder entstand gar ein „Klangsumpf“. Nein, der KECES S4 behielt stets die Kontrolle und Übersicht über das Klanggeschehen. Wenn ich wollte, konnte ich kleinsten, noch so feinen instrumentalen Verästelungen und Geräuschen folgen. In der Tendenz schien mir das gesamte Klangbild ganz leicht auf der silbrig timbrierten Seite angesiedelt, was das hohes Differenzierungsvermögen dieses Geräts zu unterstreichen schien.
Die Rockbalade „Ride on“ von AC/DC (Dirty Deeds Done Dirt Cheap, Atlantic Records, 1976) sorgte dann wieder für Gänsehaut. Der aufnahmetechnisch außerordentlich großzügige (künstliche) Raum gab jedem Instrument ausreichend Luft zum Atmen und transportierte vor allen Dingen diese charakteristische Leichtigkeit in Bon Scotts Stimme mit selbstverständlicher Authentizität. Scotts kraftvoller Gesang war sehr energiegeladen und damit für mich ein weiterer Beleg für die blitzsaubere elektrische und schaltungstechnische Auslegung des Geräts, insbesondere der Phonosektion. Grundsätzlich war die Bühne dabei eher in die Breite, denn in die Tiefe gezogen.
Etwas leichtere Kost stellten etliche kultige 12“-Scheiben der Electro-Popper Depeche Mode mit Stücken wie „Precious“ (Mute Records, 2005) oder „Shake the Disease“ (Mute Records, 1985) dar. Das stabile Tieftonfundament sorgte für wuchtige, kraftvolle Bässe, gleichwohl wieselflink und niemals aufgebläht. Der Spaßfaktor dabei war schon sehr groß. Ein wenig feinsinniger ging es weiter mit den Cranberries. Dolores O´Riordan sang „Ode to my Family“ (No Need to Argue, Island Records, 1994) oder „Linger“ (12“, Island Records, 1993) und schnell wurde klar, dass das Hochtonspektrum sowie der für den Stimmenbereich so wichtige Mittelton den untersten Oktaven in nichts nachstanden. Feinste Hochtonauflösung ohne Anflug jeder Härte mit sauber artikulierten Sibilanten schaffen in dieser Form nur wirklich gute (Phono-)Vorverstärker.
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