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Test.
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Børresen X3

29.08.2023 // Finn Corvin Gallowsky

Trotzdem macht die Wiedergabe von Mark Kings Stimme in den Refrains des Songs richtig Spaß. Das Arrangement des Songs wird etwas weniger dicht und wechselt von einer treibenden zu einer eher schwebenden Spielweise. Die Stimme des Hauptsängers ist stärker in den Vordergrund gemischt und hat es in sich. Sie klingt gleichzeitig unheimlich geschmeidig, seidig und angenehm und hat doch einen herben, rauchigen Kern. Wie die X3 diese Balance umsetzen, ist fantastisch. Selbst wenn in der Aufnahme Sibilanten vorhanden sind, fallen sie überhaupt nicht unangenehm auf, wirken aber auch nicht verschluckt oder übermäßig weichgezeichnet. Die Abstimmung der X3 ist schlicht und ergreifend unheimlich gut gelungen. Zwar ist diese tendenziell eher von Grundton und Tiefmitten geprägt und überfordert die Ohren zu keinem Zeitpunkt mit zu viel oder gar schneidendem Hochton, aber dennoch werden keine Details übergangen. Ein Gefühl von Ungenauigkeit oder Grobheit kommt zu keinem Zeitpunkt auf. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich zuletzt einen Lautsprecher gehört habe, der so relaxed und entspannt daherkommt, ohne aber jemals langweilig oder beiläufig zu klingen.

Der Magnetostat-Hochtöner benimmt sich im besten Sinne unauffällig
Der Magnetostat-Hochtöner benimmt sich im besten Sinne unauffällig

Als nächsten Song höre ich „Tori (bird)“ des Nicolas Parent Trios vom Album Tori. Recht ruhig mit einer Gitarrenmelodie beginnend, wird das Stück langsam um Percussion auf dem rechten und Kontrabass auf dem linken Kanal ergänzt. Bei diesem Stück können die Lautsprecher erstmals auch ihren feinsinnigeren Charakter offenbaren. Obwohl die Gitarre nur einige wenige Noten spielt, ist jedes einzelne Zupfen von einer unheimlichen Energie begleitet. Den Lautsprechern kommt ihre Abstimmung in Sachen Impulsverhalten zugute. Außerdem scheint der Teppich an Hintergrundrauschen tatsächlich besonders leise auszufallen. „Noise“ in jeglicher Form ist bei Børresen schließlich eine der am meisten behandelten Aspekte der Wiedergabe. Wahrscheinlich aus diesem Grund wurden im Hochtönerweg auch Børresens „Geheimspulen“ zur Noise-Eliminierung verbaut. Die Details der Saitenanschläge werden auf eine besondere Art verarbeitet: Während andere Lautsprecher hier gerne einen unnatürlichen Glanz und mitunter sogar eine gewisse Schärfe hinzufügen, um Mikrodetails der Aufnahme offensiver zu offenbaren, werden sie vom Hochtöner der Børresen ganz beiläufig mitverarbeitet. Und genau das macht ihren Charme aus. Die Details sind vorhanden, aber eben nicht vordergründig, sondern in den Gesamtklang des Instruments eingewoben. Dies ist zum einen dem bereits erwähnten Gefühl von einer Musikdarbietung, die wirklich im Hörraum stattfindet, zuträglich, lässt aber der Wiedergabe genügend Raum, um sich auch in den Mitten ausleben zu können. Ich denke, dass eine leicht warme Mittenbetonung gemeint ist, wenn weithin von Klangfarben gesprochen wird. Und hiervon bietet die X3 genau in der richtigen Dosis an. Neugierig konstruiere ich dann doch ein Filter für die roon-Wiedergabekette, das die raum- und aufstellungsbedingten Bassüberhöhungen beackert. Das Ergebnis ist ein noch schärfer als ohnehin schon umrissener Bassbereich. Im Direktvergleich kann ich meine Raummoden ohne Filter dann nicht mehr so leicht überhören, aber es lässt mich nochmals besser einordnen, wie enorm gut die gewaltig großen Lautsprecher in meinem vergleichsweise beengend kleinen Hörraum spielen. Ja, der Unterschied mit Filter ist deutlich hörbar, und ich persönlich würde das Filter vorziehen, aber ohne Filter gibt es eben keinen Verlust an Präzision oder Detailzeichnung in den Bässen. Und mit Filter umgekehrt auch keine Veränderung in der Charakteristik und Klangfarbe des Bassbereichs. Er bleibt druckvoll, impulsiv und mit diesem besonderen Punch und einem Hauch Wohlgefühl versehen, wie er meiner Meinung nach für Børresen typisch ist, ohne dabei jemals matschig oder wummernd zu klingen. Auch dieses Abstimmungskunststück bekommen meines Erachtens nicht viele Hersteller hin.

Auf diesem Foto lässt sich die präzise Fertigung anhand der Spaltmaße und der Carboneinlage nachvollziehen
Auf diesem Foto lässt sich die präzise Fertigung anhand der Spaltmaße und der Carboneinlage nachvollziehen

Mit dem Schwingspulen-Griller „Limit to your Love“ von James Blakes self-titled Album greife ich nochmals nach. Diesen Song nutze ich auf meinem eigenen System besonders gerne, um Skeptikern vorzuführen, wie effektiv mein Filter den Bassbereich aufräumt. In fremden Räumen lassen sich die Linearität des Bassbereichs mit diesem Song meist sehr schnell beurteilen oder falsch abgestimmte Gehäuse entlarven. Ohne Filter fallen die extrem tiefen, in absteigender Folge gespielten Synthfrequenzen sehr oft unterschiedlich laut aus, weil eine der Frequenzen eine Raummode exakt trifft oder ihr zumindest sehr naheliegt. Auch für diesen Song lasse ich das Entzerrfilter noch einmal im Signalweg, um eine bessere Vergleichbarkeit zu dem gewohnten Höreindruck mit meinen eigenen Lautsprechern zu haben. Die Børresen beweisen in diesem Versuch ihre unerschütterliche Autorität. Genau aufgrund dieser Erlebnisse spreche ich mich ausdrücklich für große Lautsprecher in kleinen Räumen aus. Zwar wird regelmäßig argumentiert, dass ein Regallautsprecher Problemfrequenzen ja gar nicht erst anrege und viel geeigneter sei als ein Standlautsprecher, der dann Probleme verursacht, aber dies gilt meines Erachtens nur so lange, bis man weiß, diesen Problemen zu begegnen. So brutal, vor allem im tiefsten Frequenzkeller, zupacken kann kein Regallautsprecher der Welt. Dafür braucht es einfach Membranfläche und Gehäusevolumen. In diesem Vergleich mit sorgsam abgestimmter Korrektur der Bassüberhöhungen, zeigen die X3 so richtig, was geht. Die wummernden Bassläufe haben bei meinen Lautsprechern einen ganz leicht artifiziellen und unangenehmen Charakter. Mit den X3 wirken sie vollkommen natürlich, wogend und doch ungleich druckvoller. Der darüberliegende zusätzliche Beat, die Stimme James Blakes und einige vereinzelte Klavierakkorde werden dabei dermaßen unbeeindruckt vom Tiefbassgewitter abgebildet, wie es meine eigenen Lautsprecher nicht vermögen. Die verschiedenen Samples im Bassbereich sind, begünstigt durch das eingeschleifte Entzerrfilter, nicht nur in ihren unterschiedlichen Frequenzbereichen klar voneinander unterscheidbar, sondern heben sich räumlich mit beeindruckender Präzision voneinander ab. Letztere Fähigkeit ist meines Erachtens eine, die viel eher einen Rückschluss auf die Qualität der verwendeten Chassis zulässt. Wenn es darauf ankommt, können die Treiber folglich mit viel Druck und vor allem Kontrolle Luft schaufeln. Gerade im ganz tiefen Frequenzkeller ist noch eine Menge Energie vorhanden und die Treiber lassen sich schwerlich aus der Ruhe bringen. In einem Raum, in dem eine Aufstellung möglich ist, für die keine DSP-Korrektur notwendig ist, dürften die X3 nochmals aufblühen, sie sind unter anderem Meister des Grobmotorischen. Insbesondere für Lauthörer dürfte diese Eigenschaft eine Wohltat sein. Dabei kommt meine Endstufe in keinem Moment in Bedrängnis. Die X3 sind in dieser Hinsicht sowie bei der Aufstellung beeindruckend anspruchslos.


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