Die Larson Mono-Endstufen zeigten Marco Manunta und sein Team bereits auf der HighEnd 2022. Ihr ungewöhnliches Design sprach mich an, und auch die technischen Informationen machten mich neugierig, so dass sie nun hier bei mir zum Test stehen. Die ersten Eindrücke waren jedoch nicht nur überraschend, sondern beinahe schockierend.
Manunta ist eine Marke von M2Tech. Der Name wird eigentlich für preiswerte Komponenten des italienischen Unternehmens verwendet, so die interessante wie günstige Evo-Linie. In Deutschland ist der Markenname M2Tech aus rechtlichen Gründen, so erfuhr ich schon anlässlich meines Tests über den D/A-Wandler Manunta Young MKIV von AudioNext Geschäftsführer Carsten Hicking, nicht verwendbar. Also heißen hierzulande alle Geräte von Marco Manunta und seinem Team aus Pisa eben Manunta, auch die hochwertigsten und teuersten. In diese Kategorie gehören die Larson Monos, die der M2Tech Rockstar-Linie angehören. Kennen Sie einen Rockstar namens Larson? Ich nicht und frug deshalb in Italien nach, wer hier gemeint sei. Marco Manunta widmet seine teuerste Komponente der einstigen Backgrounnd- oder auch Solo-Sängerin bei verschiedenen großen Namen wie Linda Ronstadt, Emmylou Harris oder den Doobie Brothers, der amerikanischen Sängerin Nicolette Larson, die mit ihrer 1978 veröffentlichten Interpretation des Neil-Young-Songs „Lotta Love“ erfolgreich war. Neil Young selbst sang das Lied auf seinem Album Comes a Time im selben Jahr.
Die mich ansprechende 0ptik der Larson Monos ging beim Auspacken der Endverstärker nicht mit einer adäquaten Haptik einher. Auch wenn dies nicht weiter schlimm ist, so sind hier doch die recht harten Kanten der Kühlrippen zu spüren. Diese welligen Kühlkörper sind vom Aluminiumgehäuse an allen vier Seiten umgeben und liegen somit nur oben und unten frei. Damit ist die Belüftung per Kamin-Durchzug gewährleistet. Denn die Larson entwickeln Wärme, wie es sich für einen gestandenen Class-A Verstärker gehört. Mit elf Kilogramm je Endstufe ist Larson kein Schwergewicht. Der Grund dafür liegt in der Stromversorgung. Ein adäquates aufwändiges Linear-Netzteil passte nicht in das Konzept, vermutlich auch hinsichtlich der Preisgestaltung nicht. Die Lösung ist ein externes 48 Volt, fünf Ampere lieferndes Schaltnetzteil, was auf mich erst einmal in hohem Maße befremdlich wirkte. Auf meine Anfrage bei Marco Manunta, der wegen seines audiophilen Anspruchs branchenweit hohes Ansehen genießt, weshalb er diese Elektronik nicht integriert habe, erfuhr ich, dass ein optionales hochwertiges Linear-Netzeil in der Entwicklung sei, in einem ähnlich großen Gehäuse wie die Larson selber. Es wird sich demnach künftig an dieselbe Anschlussbuchse, die jetzt dem Schaltnetzteil dient, alternativ eben dieses Linearnetzteil anschließen lassen. Marco Manunta betonte, dass die aktuelle Version jedoch bereits musikalisch Besonderes darstelle. Das beinahe würfelförmige Gehäuse entspricht mit seiner Breite von 22 Zentimetern gerade gut der Hälfte des Hifi-Komponenten-Standardmaßes von 43,5 Zentimetern und so können zwei Gehäuse nebeneinander auf einem üblichen Gerätebord problemlos Platz finden, sei es das künftige optionale Linearnetzteil oder jetzt die zwei Monos. Letzteres dürfte eher die Ausnahme sein, da Monoendstufen besser dicht am Lautsprecher platziert werden, um die Lautsprecherkabel kurz zu halten. Das ist sinnvoll, denn längere Zuleitungen – beim Larson hat man die Wahl zwischen XLR-symmetrisch und Cinch-asymmetrisch – haben häufig weniger nachteilige Einflüsse als lange Lautsprecherstrippen. Ein Kippschalter auf der Rückseite des Larson ermöglicht die Wahl zwischen den beiden Eingangsarten. Der Schalter ist dreistufig und schaltet in der Mittelstellung auf Mute, also keinen von beiden Eingängen. Prima! Nachgedacht! Denn so vermeidet man Schäden durch fahrlässiges Umstecken. Neben den Polklemmen für die Aufnahme der üblichen Bananas, Gabelschuhe oder auch blanken Kabelenden finden sich noch zwei kleine Klinkenbuchsen für Triggerleitungen, so dass sich die Larsons über ein anderes Gerät mit zwölf Volt Triggersignal ein- oder ausschalten lassen, wie beispielsweise den Young MKIV oder auch ein Fremdfabrikat. Auf der Front befindet sich ein kleiner Taster, mit dem man, wenn man wie ich nicht die Trigger-Fernsteuerung nutzt, den Endverstärker aus dem Standby, den eine blaue LED signalisiert, in den Betriebsmodus schaltet, dann markiert durch eine weiße LED.
Marco Manunta hat sich hinsichtlich der Musikalität des Larson ein hohes Ziel gesetzt: In diesem Endverstärker sollen die besten Eigenschaften von Transistor und Röhre zueinander finden, und zwar mittels einer reinen Class-A Schaltung. Mit seiner Ausgangsleistung von 20 Watt an acht Ohm und 30 Watt an vier Ohm ist der Larson eine Option für Lautsprecher mit hohem bis mittlerem Wirkungsgrad. An meinen Analysis Audio Bändchen-Dipol-Lautsprechern mit ihren 86 Dezibel Wirkungsgrad und fünf Ohm werden die Larson es also nicht leicht haben. Mal sehen, ob die Larsons auch sie zum „singen“ bringen, wie es auf der M2Tech Website versprochen ist. Das Schaltungskonzept der Endverstärker soll dem Eindruck limitierter Leistung entgegenwirken. Marco Manunta schrieb mir folgendes dazu: „Die „Quasi-Single-Ended“-Ausgangsstufe des Larson ist nämlich für einen Oberwellenabfall verantwortlich, der dem eines Trioden-Single-Ended-Verstärkers sehr ähnlich ist. Dass es sich beim Larson um einen Verstärker mit geringer Rückkopplung handelt, erkennt man daran, dass der Klirrfaktor mit zunehmendem Pegel ansteigt: Während bei Verstärkern mit hoher Rückkopplung der Klirrfaktor mit zunehmendem Pegel abnimmt, bis hin zu einer abrupten Übersteuerung, verhält sich der Larson anders. Nach anfänglich niedrigen Werten bei der THD+N-Messung bei ansteigendem Pegel, was hauptsächlich darauf zurückzuführen ist, dass das Testsystem tatsächlich das Grundrauschen des Verstärkers misst, steigt der THD mit zunehmendem Pegel leicht an, um bei etwa ein Prozent THD eine sehr sanfte Übersteuerung zu erreichen. Dieses Verhalten, das eher auf eine leichte Kompression als auf echtes Clipping hindeutet, ist dafür verantwortlich, dass der Eindruck entsteht, die Leistung sei höher als angegeben, genau wie bei Röhrenverstärkern. Andererseits handelt es sich hier um einen Transistorverstärker, weshalb sein Frequenzgang nicht auf die Impedanzkurve des Lautsprechers reagiert und seine dynamische Leistung nicht durch die Verwendung eines Ausgangsübertragers beeinträchtigt wird, wie dies bei Röhrengeräten der Fall ist.“ (Übersetzung aus dem Englischen vom Autor leicht gekürzt und verändert)