Symmetrisch verbunden mit dem Zuspieler aus dem Norden der Insel steht die Überprüfung der Versprechen an. Und wie bei praktisch allen Erzeugnissen aus unserer Audiowelt dürfen die ersten Minuten nach der Verbindung mit dem Hausstrom nicht Gegenstand einer Bewertung sein. Die Energie sollte schon eine halbe Stunde nach dem Kaltstart Zeit haben, um die hintersten Winkel der Schaltungen stabil zu erreichen. Ist die Ultima 6 im Standby Betrieb am Netz, dann gilt der Einwand ausdrücklich nicht. Man muss das Gesamtwerk von Richard Wagner nicht mögen, aber die Hundert und Sechsunddreißig Takte des Vorspieles bilden einen wunderbaren Einstieg in den Ring der Nibelungen. Und der Zugang, den Kristjan Järvi als Dirigent der Baltic Sea Philharmonic mit The Ring – An Orchestral Adventure anbietet, ist spannend, kurzweilig und intensiv.
Schon mit den ersten getragenen Tönen der klanglich anspruchsvollen Produktion, die den Weg zum Rheingold weisen, entfaltet sich zwischen den Lautsprechern das Orchester in voller Größe. Auf einem Klangteppich, gewebt von gestrichenen Bassgeigen, blitzen in der Mitte die Bläser auf, um wenige Takte später von den Streichern ergänzt zu werden. Die reproduzierte Breiten- und Tiefenstaffelung passt zur Größe des Klangkörpers, eine Illusion des Konzertraumes entsteht. Feindynamisches, wie der Wechsel der Streichrichtung auf den Saiten, wird nicht von den grobdynamischen Passagen überlagert. Das geht ja gut los. Der Reader's Digest Fassung vom Ring folgt erst einmal tausendfach Gehörtes. Die Ausnahmemusiker Simon Phillips, Philippe Saisse und Pino Palladino bilden das Trio PSP und veröffentlichten unter dem schlichten Titel Live meines Wissens ihre einzige CD. Ordentlich aufgenommener Jazzrock vom Feinsten. In „Masques“ steht Mr. Phillips Hi-Hat, wiewohl in schneller Folge und unendlicher Präzision bearbeitet, felsenfest im virtuellen Raum. Und ganz gleich, was die kongenialen Mitstreiter auf der Bühne anstellen, jederzeit bleiben die beiden Bleche gut durchhörbar. Was aber auch auffällt, sind digitale Artefakte auf der Aufnahme, die ich bisher nur erahnen konnte.
Ein weiterer Titel, von dem nicht nur ich glaubte, jedes Detail zu kennen, „Take Five“ vom Dave Brubeck Quartett. Hochaufgelöst in 176 KIlohertz 24 bit überrascht die jahrzehntealte Einspielung noch heute mit einer beispielhaften Authentizität. Umso größer die Verblüffung, dass es noch besser geht. Die gesamte Darbietung ist fokussiert und präsent. Klar abgegrenzt teilen sich die vier Musiker die Fläche zwischen dem rechten und linken Lautsprecher. Aber nicht nur der Raum in der Breite wird auf das Trefflichste ausgefüllt, auch in der Höhe sortieren sich Altsaxophon, Kontrabass, Klavier und ganz links das kleine Drumset, unten die Bassdrum, darüber die Snare und oben das Blech, realistisch ein. Eine ansatzlose Dynamik belebt den Vortrag ebenso wie die natürlichen Klangfarben. Deutlich ist die klangliche Aufwertung in meiner Kette auf allen relevanten Ebenen.
Der gleiche Realismus beeindruckt beim Vortrag von Bachs Violin Concerto in D-Minor der Violinistin Isabella Faust. Vor einigen Wochen konnte ich sie noch live in der Kölner Philharmonie auf guten Plätzen inmitten des Konzertsaals hören. Mein Platz im Hörraum ist näher dran am Geschehen und er offenbart die Akkuratesse ihres Spiels schärfer. Jenseits der Faszination eines Livekonzertes fühlt es sich klanglich so auch als Reproduktion hervorragend an. Einem Sampler entnommen der nächste Titel, „Child In Time“ offensichtlich aus dem Album Made in Japan, eigentlich nicht meine Musik. Doch die Wucht, mit der Ritchie Blackmore, Jon Lord und Co. zu Werke gehen, macht an. Abermals sauber ausdifferenziert, mit fetter Bassdrum und Hard Rock gerechter Dynamik, wird der Klassiker zelebriert. Vielleicht sollte ich noch mehr alte Scheiben herausholen…
Mit einem Oskar für die beste Filmmusik in der Vita ist man kein Geheimtipp mehr. Einige Longplayer von Volker Bertelmann alias Hauschka, die er jenseits der Leinwand produziert hat, sind schon länger auf meiner favorisierten Playlist – danke für den Tip an die Tochter. Wie Nils Frahm experimentiert er mit den klanglichen Optionen eines Klaviers. Reißnägel und allerlei Klimperkram, der nicht unbedingt in das Saiteninstrument gehört, verfremden auf What If den typischen Pianoklang. Zusätzlich wird die Klangkulisse mit elektronischer Musik durchwebt. Und auch hier werden feinste Details herausgearbeitet, nicht akademisch nüchtern, sondern mit großer Spielfreude.
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