Bisher habe ich bei allen Scheiben den metallenen Außenring benutzt der nur ganz am Rand ein wenig auf der Platte aufliegt, so dass die Einlaufrille noch fast zu Gänze sichtbar ist. Nun spiele ich die zweite Seite von Bang, Baa-room And Harp noch einmal ohne die Periphery Ring Clamp, und das macht sich recht deutlich bemerkbar: Die tonale Balance verschiebt sich ein klein wenig in Richtung Hochtonbereich, in Tief- und Grundtonbereich büßt die Wiedergabe minimal an Substanz ein, dafür wird bei einigen Perkussionsinstrumenten der metallische Charakter einen Hauch intensiver betont. Das mag Geschmacksache sein. Eindeutig für den Gebrauch des Rings spricht für mein Empfinden aber, dass die Instrumente damit deutlich körperhafter wirken. Ich werde auch bei der weiteren Beschäftigung mit dem VPI nicht auf die Periphery Ring Clamp verzichten. Schade, dass der Durchmesser des Tellers meines LaGrange ein wenig größer ist als der des Avenger und ich den Ring hier nicht auch einmal ausprobieren kann.
Die Wahl von Einsteins The Pickup für den Avenger mit dem 12-Zoll-Arm war eher eine zufällige – und, wie sich herausstellte, eine gute. Die Kombination unterscheidet sich in einigen Aspekten von dem, was ich von Brinkmann, Thales und Lyra gewohnt bin. Und das hat für mich durchaus seinen Reiz. Schon jetzt ist für mich klar, dass sich der VPI Avenger klanglich auf extrem hohen Niveau bewegt. Aber auch, wenn ich mit dem bisher Gehörten wunschlos glücklich bin, sollte ich die bisherigen Eindrücke mit noch mindestens einem weiteren Tonabnehmer untermauern. Aber diesmal lasse ich mich nicht vom Zufall leiten, sondern entscheide mich für das Transrotor Tamino, das ganz hervorragend mit Einsteins recht schwerem The Tonearm in der 12-Zoll-Version harmoniert und sich deshalb auch im VPI Fatboy-12-Gimbal 3D wohlfühlen sollte. Bevor es The Tonearm verlässt höre ich noch dreimal die erste Hälfte von „Mars“ aus Holsts Die Planeten in der Stereo-Laboratory-Ausgabe mit dem Los Angeles Philharmonic Orchestra unter Zubin Metha. Als dann mit dem Tamino die ersten Takte des ersten Satzes erklingen wird schnell klar, welche mit dem Einstein gewonnenen Eindrücke VPI-Laufwerk und -Arm zu verantworten haben, denn auch in dieser Kombination wirkt die Bühne ein Stückchen näher, die Abbildung gerät eine Spur größer und das Tieftonfundament wirkt ungeheuer solide und mächtig. Die Instrumentengruppen werden körperhaft und fest umrissen dargestellt. Ich muss mir eingestehen, dass mir das Tamino in dieser Umgebung noch einen Tick besser gefällt als im langen Einstein-Arm auf dem LaGrange. Wenn das so weitergeht, mutiere ich noch zum Direkt-Antrieb-Fan!
Nach längerer Zeit lege ich mal wieder Dean Peers E-Bass-Solo-Album Ucross auf: Avenger und Tamino machen diese Schwelgerei in Tieffrequentem und Dynamik zu einem Hochgenuss. Bei der frisch gereinigten Scheibe kann man in den Pausen aber auch hören, vor welch ruhigem Hintergrund das Duo die Klänge entstehen lässt. Auch das Spiel mit Effekten wie vor allem Hall und Delay habe ich so differenziert zuvor nicht gehört. Beim Avenger war es gewiss keine Liebe auf den ersten Blick. Anfangs habe ich mich am ein oder anderen Detail gestört. Wenn er so aufgestellt ist, dass die drei Bedienungselemente dem Benutzer zugewandt sind, befindet sich zum Beispiel die Netzbuchse für mich recht unmotivert auf der rechten Seite – unterhalb des Tonarms. Hört man ihn aber mit ein paar seiner Lieblings-LPs, sind solche Marginalien schnell vergessen. Von Scheibe zu Scheibe macht man sich dafür stärker Gedanken über ein mögliches Finanzierungsmodell…
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