Anlage
In der Vergangenheit haben verschiedene Personen den Klang von Crystal Cable beschrieben. In allen Tests, die ich kenne, wird jedoch überwiegend die Meinung vertreten, dass sie heller sind als Siltech-Kabel. Ich verwende seit Jahren die Absolute Dream-Verbindung dieser Firma, die einst zu den Spitzenprodukten gehörte; ein Netzkabel aus derselben Serie war ebenfalls mehrere Jahre lang in meinem System angeschlossen. Ich kann die genannten Einordnungen nicht teilen. Stattdessen hörte ich Wärme, Fülle und eine leichte Abrundung des Anschlags, was eher in Richtung eines verzeihenden Klangs ging, der wohl mehr dem Geist der Aufnahme als ihrem Buchstaben entsprach. Die Unterschiede in der Wahrnehmung rühren meines Erachtens daher, dass es verschiedene Auffassungen darüber gibt, wie sich eine hohe Auflösung äußert. Wo Kollegen Details sahen, sah ich Geschmeidigkeit, was sie als Helligkeit wahrnahmen, erschien mir als Geschwindigkeit, und so weiter. Ich bin also gespannt, wie dieselben Leute die neue Generation der Art-Series-Kabel von Crystal Cable wahrnehmen. Für mich sind das Kabel, die schnell, sauber, transparent und mit einer hervorragenden Auflösung gesegnet sind. Die Auflösung verleiht dem Klang eine leichte Wärme und eine unglaubliche Tiefe.
Im Vergleich zu den Siltechs ist die Übertragung des da Vinci direkter und mit weniger Nachhall. Das Klavier von DANIEL VARSANO, der die Werke Saties spielt, klang über Crystals Topmodell dynamischer und offener – als ob der Tontechniker die Mikrofone zehn Zentimeter näher an die Saiten des Instruments gebracht hätte. Das mag nicht viel erscheinen, aber es ändert viel am Klang. Das Klavier war also näher an mir dran. Vielleicht sogar um einen Meter. Als ich diese wunderschöne Aufnahme hörte, hatte ich den Eindruck, alles noch genauer und kraftvoller sehen zu können. Was die Siltechs besser konnten, war die Abbildung des Raums um das Instrument herum. Es war kein großer Unterschied, aber er war deutlich genug. Andererseits machen es die da-Vinci Kabel selbst so perfekt, dass nur wenige Konstruktionen mit ihnen mithalten können – wie eben die mir bestens vertrauten Siltechs. Die da Vinci klingen zwar auch extrem räumlich, nur dass die Energie der Übertragung durch sie auf die Instrumente im Vordergrund fokussiert wird. Zugleich spielt das Crystal Cable bemerkenswert geschmeidig. Die Siltechs bringen die feinen Informationen besser zur Geltung, ohne sie zu betonen oder zu grell zu beleuchten. Im Gegensatz dazu klingt die mit Crystal Cable verbundene Anlage eher legato: Der Klang ist glatt, fast fließend. Es gibt keine harten Trennungen zwischen den Instrumenten und auch keine übermäßig detaillierten Texturen.
Als Tomasz Pauszks Album mit elektronischer Musik erklang, achtete ich auf die Botschaft als Ganzes. Das heißt, alles war schön arrangiert, hatte Schwung, einen fantastischen Bass und perlende, goldenen Höhen. Während das Siltech das Äquivalent eines analogen Masterbandes sein könnte, wirkt das Crystal Cable wie eine phänomenale DSD256-Aufnahme. Sie müssen wissen, dass ich schon seit geraumer Zeit mit Überlegungen beschäftigt bin, um für mich selbst herauszufinden, welche dieser Aufnahmemethoden eine glaubwürdigere Illusion der Musik vermittelt. Ich bin mir immer noch nicht sicher, aber das zeigt bereits, dass es sich um vergleichbar hochwertige Wege handelt, wenn auch nicht um dieselben. Die da Vinci haben dieses musikalische Ereignis auf eine Art und Weise wiedergegeben, die ein langes Zuhören ermöglicht und den Zuhörer ein wenig von der Arbeit entlastet, die die die Kombination von Klängen zu Musik macht. Sie lenken unsere Aufmerksamkeit nicht auf das „Hier und Jetzt“, sondern auf größere Zusammenhänge. Das ist interessant, denn wie ich bereits schrieb, hat man den Eindruck, näher an der Klangquelle zu sein. Es handelt sich um bemerkenswert schnelle und dynamische Kabel. Wie es scheint, geht es darum, dass sie bei der Schaffung des „musikalischen Bildes“ das wir vor uns haben, zu etwas anderen Mitteln greifen.
Eines davon besteht darin, unsere Aufmerksamkeit auf die Harmonie der Klänge zu lenken. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum sowohl Satie, mit dem ich angefangen habe, als auch Pauszek und dann auch Steely Dan vom Gaucho-Album, gespielt von der einzigartigen Test-Press-SACD-Scheibe, so klangen, als gäbe es noch einen langen Weg zu gehen. Und da er lang ist, gibt es keinen Grund zur Eile. Nochmals: Die Dynamik und Geschwindigkeit von Crystal Cable war bei diesen Scheiben unglaublich, was über die Schnellligkeit und Analyse des Klangs Bände spricht. Aber ich denke, wenn wir uns erlauben, über das bisher vertraute Paradigma hinauszugehen, stellt sich heraus, dass alles etwas anderem dient und dass wir zuvor ein Amalgam aus verschiedenen Tendenzen gehört haben.