Das Innenleben des in Europa gefertigten Volumio Rivo konstruierten die Florentiner nach eigenen Angaben geradlinig und ohne Umwege. Durch die Verwendung von OFC-Trafos werden die S/PDIF- und AES/EBU-Anschlüsse galvanisch isoliert. Vielleicht haben diese mir deshalb so gut gefallen. Die Stromversorgung ist in mehrere Segmente geteilt, so auch für die interne USB-Taktgebung, die über einen eigenen Spannungsstabilisator verfügt. Den einzelnen Schaltkreisen ist eine Filterung der Stromversorgung vorgeschaltet. Diese besteht aus einer Reihe von Spulen, die Energie in ihrem Magnetfeld puffern, und leistungsstarken Elektrolyt-Kondensatoren, die eine hohe Ausgangsspannung und einen hohen Ausgangsstrom bereitstellen.
Neben der komfortablen und übersichtlichen Volumio-3-Software ist auch Roon aus einer Plugin-Liste installierbar. Mein Versuch scheiterte jedoch, weil Roon die Lizenz für den Rivo noch nicht erteilt hat. Also fällt Roon aus dem Testprogramm und damit die klangliche Beurteilung mit Roon im Vergleich zur Volumio 3 Software. Die Integration unterschiedlicher Plugins bietet für manchem Rivo-Eigner erfreuliche Erweiterungen: So schwärmt Christian Rechenbach vom Fusion DSP-Plugin, mit dem sich die hier abgelegten Musikdateien klanglich beeinflussen lassen. Auf diese Weise kann der Volumio Rivo Raumkorrekturen vornehmen, die Charakteristika von Lautsprechern korrigieren oder einfach den Soundwünschen seines Benutzers dienen. Der Rivo besitzt reichlich Rechenleistung für derartige Prozesse.
„Out of the box“ hatte ich mit der Musikalität des Rivo so meine Schwierigkeiten. Der Rivo braucht Einspielzeit; zuerst klang er sehr klar und ein wenig grundtonschwach. Da hatte ich gleich das Schaltnetzteil im Verdacht, für diese tonalen Gangart zumindest mitverantwortlich zu sein. Und damit lag ich richtig. Es ist schön, eine Ferrum Hypsos zu haben, das sich kurzerhand auf die fünf Volt Gleichspannung einstellten lässt. Damit ergab sich eine ganz andere Musikalität. Stimmen bekamen Körper und Instrumente erhielten Klangfarben und Plastizität. Die imaginäre Bühne gewann an Tiefe. So richtig zufrieden war ich allerdings noch immer nicht. Dies ist sicher auch der hochliegenden Messlatte in Form des aktuell bei mir etatmäßig spielenden Antipodes K50 geschuldet, wohl etwas unfair hinsichtlich des gewaltigen Preisunterschiedes. Ich habe übrigens den Großteil der Hörtests mit von Qobuz gestreamter Musik vorgenommen, auch um zu verhindern, dass die Klangqualität des Festspeichers, sei es eine interne Micro-SD-Card oder extern angeschlossene SSD, Einfluss nimmt. Wenn Sie einmal die Gelegenheit haben, ein Samsung Pro, Evo oder Qvo-SSD-Speichermedium miteinander zu vergleichen, wissen Sie, in welchen Größenordnungen hier Klangunterschiede begründet liegen. Der klangliche Vorteil des Ferrum Hypsos blieb, verringerte sich aber im Laufe einer Woche Einspielzeit zugunsten des Schaltnetzteil, so dass es das Musik-Genießen mit dem Beipack-Netzteil nicht nur erträglich, sondern nun auch richtig Spaß machte. Das Klangbild hatte eindeutig an Wärme und Grundtonintensität gewonnen und das anfänglich etwas nervige Schlanke war gänzlich verschwunden. Was erfreulicherweise nicht darunter litt, war die Klarheit in der Darstellung, die der Rivo in seinen Genen trägt. Vor allem bei Jazz überzeugte mich die Musikalität des Rivo, denn jetzt wirkten die Instrumente mit ihren Klangfarben authentisch. Interessant finde ich auch die Sensibilität des Rivo hinsichtlich der an seinen Ausgängen angeschlossenen Kabel, was allerdings zu einem tieferen Griff ins Portemonnaie führen kann. Aber es ist zweifellos ein deutliches Indiz für seine Qualität, wenn er Kabelunterschiede so klar hörbar macht. So fiel in meinem Setup das per S/PDIF angeschlossene Silver Sonic DH Labs D-750 für gut 100 Euro deutlich gegenüber dem kostspieligeren Boaacoustic Krypton AES/EBU oder auch der noch aufwändigeren USB-Verbindung über den Mutec-Reclocker ab. Auch war nachvollziehbar, ob das Ansuz Switch vorgeschaltet war oder nicht.
Mindestens ebenso musikalisch relevant ist die Nutzung des Oversampling, den die Volumio-3-Software anbietet. Da Mutec, AES/EBU oder S/PDIF keine Auflösung oberhalb von 192 Kilohertz zulassen, habe ich zum Verglichen auch nur diese als maximale Sampling-Frequenz genutzt, obwohl der Volumio 768 Kilohertz anbietet. Um so erstaunlicher ist der Gewinn, den man bereits beim Hochrechnen auf „nur“ 192/24 hören konnte. Meine zur Absicherung meines Klangeindruckes um Hilfestellung gebetene Gattin bestätigte mir nach nur wenigen Takten die eigene Wahrnehmung: Die Darstellung geriet nicht nur räumlich etwas tiefer, sondern deutlich sauberer. Das Upsampling befreite die Instrumente aus ihrer beinahe breiigen Verschmelzung. Meine Frau nannte das nicht upgesampelte Klangbild „verschmiert“. Dieser Unterschied ist nicht allein bei Material in CD-Qualität deutlich, sondern ebenso bei Lisa Batiashvili City Lights, dort dem umarrangierten J.S.Bach Stück „Ich ruf zu Dir, BWV 639“, das ich in 96/24 streamte. Im Grunde bin ich eher skeptisch gegenüber Upsampling, werde hier aber eindeutig vom musikalischen Mehrwert überzeugt – und zwar ganz erheblich. Puristen können sich die Mühe machen und jeweils ein Oversampling anwählen, welches einer reiner Multiplikation der Original-Auflösung der Quelldatei entspricht, was dann weniger Umrechnung beinhaltet. Bei Lisa Batiashvillis Album wären es die 192 Kilohertz, für den CD-Standard von 44,1 kHz ermöglicht der Volumio auch176,4 Kilohertz, also exakt das Vierfache oder bei USB-Nutzung auch 352,8 Kilohertz.