In meine Kette ist der MPS-6 dann schnell integriert: Eines von drei Ansuz Digitalz D-TC Supreme verbindet ihn mit dem PowerSwitch D-TC Supreme, das jetzt über ein Göbel-LAN-Kabel mit dem ADOT-Medienkonverter in Kontakt steht. Die symmetrischen Ausgangssignale des Playback Designs leitet ein Audioquest Dragon zur Audio-Exklusiv-Vorstufe. Da die Digital-Spezialisten die Einspielzeit mit 500 Stunden angeben und in einem Unterpunkt des Menüs eine bisherige Betriebsdauer von etwas mehr als 300 Stunden genannt wird, darf der MPS-6 im Dauerbetrieb Daten vom Melco beziehen und ins Analoge wandeln. Das Menü erlaubt es auch, die Digital-Eingänge, die nicht gebraucht werden abzuschalten. Da beim Melco das Deaktivieren des Display und sogar das der Lämpchen an den LAN-Buchsen dem Klang förderlich ist, schalte ich präventiv beim MPS-6 alle nicht benötigten Eingänge aus und beschränke mich erst mal auf den Streamer und das integrierte Laufwerk. Den USB-Eingang kann ich ja später noch freigeben. Ich bin übrigens dem Vorschlag der Bedienungsanleitung gefolgt und verwende zur Steuerung des Streamers die Mconnect-HD-App. Da ich ausreichend andere Themen zu bearbeiten habe, höre ich den Playback Designs nach einem kurzen Funktionstest während der Einspielzeit überhaupt nicht. Erst als der Betriebsstundenzähler 525 zeigt, wende ich mich ihm zu.
Während des Schreibens läuft Dino Saluzzis immer wieder spannendes Album Once Upon A Time – Far Away In The South, auf dem er von Palle Mikkelborg auf Trompete und Flügelhorn, dem Bassisten Charlie Haden und dem Percussionisten Pierre Favre begleitet wird. Erst höre ich nur mit einem Ohr hin, aber dann kann ich mich der Musik einfach nicht entziehen: Es überrascht mich immer wieder, welche Dynamik ein Bandoneon entfalten kann. Martin Wieland ist es in den Bauer Studios ganz hervorragend gelungen, den warmen und vollen Ton von Charlie Hadens mit Darmsaiten bespanntem Bass einzufangen. So überzeugend hört man das mächtige Instrument selten: Detailfülle, Druck und Definition gehen hier eine perfekte Synthese ein. In „Jose, Valeria And Matias“ erklingt das Blech in einem großen und hohen Raum: strahlend, mit jeder Menge Biss, aber ohne aggressive Schärfe. Der Beginn von „The Revelation“ gibt Pierre Favre Gelegenheit, sich sein Instrumentarium in einem leicht halligen Raum entfalten zu lassen. Es ist nicht nur die Kombination von Trompete und Perkussion, die spontan positive Erinnerungen an Codonas „Malinye“: Die beiden Stücke dürften im selben großen Raum des Studios aufgenommen worden sein. Großartige Musik in einer fantastischen Aufnahme, die der MPS-6 zu einem Hochgenuss werden lässt!
Vor lauter Schwärmerei sollte ich nicht vergessen, noch einmal anzumerken, was mich bei der ersten Begegnung mit dem Playback Designs am meisten beeindruckt hat: die Dynamik, mit der das Bandoneon reproduziert wird. Ich glaube mich zwar noch gut an den sehr „analogen“, stimmigen, farbkräftigen und auch weit in die Tiefe reichenden Klang des des MPD-8 erinnern zu können, nicht aber, dass er dank ausgeprägter Transienten einem Live-Erlebnis so nahe kommt wie nun der des MPS-6. Für ein endgültiges Urteil müsste ich die beiden Wandler der Dream- und Edelweiss-Serie gegeneinander hören. Aber auch ohne diesen Vergleich nimmt mich der Sechser mit seiner ungemein lebendigen und dynamischen Spielweise in kürzester Zeit für sich ein. Das im MPS-6 installierte Stream-X2-Modul ist übrigens leistungsfähiger als der externe, nicht mehr erhältliche Stream IF: Das im Player oder DAC zu installierende Board ermöglicht es, auch Dateien mit 384 Kilohertz und 32 Bit sowie DSD256 abzuspielen. Selbst beim direkten Umschalten zwischen diesen Formaten verhält sich der MPS-6 vorbildlich: Er lässt dabei nicht das geringste Geräusch hören.
Und dann ging die Sucherei los! Ich habe mich – leider? – zu keiner Zeit auch nur oberflächlich mit SACDs beschäftigt, bin mir aber sicher, dass sich in meiner in letzter Zeit so gut wie nicht mehr genutzten CD-Sammlung zumindest einige Hybrid-Scheiben befinden, die sowohl CD- als auch SACD-Layer besitzen. Als erstes entdecke ich Analogue Produktions' Reissue der Blue Note 4003, Art Blakey And The Jazz Massengers. Rudy van Gelders Aufnahme aus der Anfangszeit der Stereophonie ist wohl zeitbedingt alles andere als ein audophiles Schmankerl. Die Instrumente sind hart auf die beiden Kanäle verteilt. In der Mitte passiert einfach nichts. Daran kann auch Kevin Gray und Steve Hoffmans Mastering nichts ändern. Aber die Musik ist klasse. Klangfarben, Dynamik und Rhythmik gehen auch voll in Ordnung – egal, ob der MPS-6 die CD- oder SACD-Schicht abtastet. Klanglich tun sich die beiden – dank Playback Designs' aufwändiger Signalbearbeitung? – nicht viel. Ein leichter Vorteil lässt sich jedoch beim Ein-Bit-Format ausmachen: Die Wiedergabe gerät einen Hauch geschmeidiger und fließender.