Hinsichtlich der Klangfarben im Allgemeinen legte sich der Cayin an der Grenze zwischen silbrig-kühl und golden-warm ganz leicht auf die von mir präferierte wärmere, etwas dunkler timbrierte Seite. Das Auflösungsvermögen litt darunter jedoch in keiner Weise. Oft werden hochauflösende HiFi-Komponenten ja automatisch mit kühlen Analytikern assoziiert, was auf den Soul 170I in keinster Weise zutraf. Das konnte ich gut mit Vivaldis Die vier Jahreszeiten (Yehudi Menuhin, His Master´s Voice, 1985) überprüfen. Streichinstrumente kamen in ihren Klangfarben schon fast unheimlich authentisch daher, gerade feinste Obertöne wurden ungemein subtil dargestellt. Auch feindynamisch war alles im Lot: Schnell abwechselnde Laut-Leise-Unterschiede wurden sehr sauber dargestellt, dynamisch „verschmierte“ hier nichts, wie der Cayin überhaupt stets den Gesamtüberblick behielt und für ein aufgeräumtes Orchester-Ensemble im Saal sorgte, wo jedes Instrument wie zementiert auf seinem angedachten Platz blieb.
Hinsichtlich der Raumabbildung gab sich der Cayin schon fast verschwenderisch großzügig: Alle Instrumente hatten extrem viel „Luft zum Atmen“ und quasi immer mehr als ausreichend Ellenbogenfreiheit um sich frei entfalten zu können, ohne dass sie jedoch den Bezug zueinander verloren. Das war übrigens völlig unabhängig vom Betriebsmodus; vielmehr schienen mir hier insbesondere die offenbar extrem guten Übertrager eine gewichtige Rolle zu spielen: Nach meiner Erfahrung tragen lineare, weit ausgedehnte Frequenzgänge sehr zu einer gelungenen Raumabbildung bei, was hier ganz offenkundig der Fall ist.
Abschließend möchte ich doch noch einmal näher auf die beiden Betriebsmodi Ultralinear versus Pseudotriode eingehen: Unter dem Strich habe ich die Unterschiede weit weniger ausgeprägt empfunden als ich vorab erwartet hatte. Das mag zum einen daran gelegen haben, dass meine Lautsprecher eine extrem leichte elektrodynamische Kost für den Cayin waren und sich dadurch schaltungstechnische Unterschiede klanglich weniger ausprägten. Zum anderen spielte das Musikmaterial eine wesentliche Rolle. Bei lauten, fetten Bässen oder großen Orchestern schien der Ultralinearmodus ganz leicht die Nase vorn zu haben, bei kleinen Besetzungen oder akustischen Instrumenten gefiel mir der Triodenmodus minimal besser, aber wie schon erwähnt spielte sich das alles eher auf der Geschmacksebene ab.
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