tests/22-07-12_rose
 

Rose RS250

12.07.2022 // Finn Corvin Gallowsky

Das Navigieren durch die angelegte Musikdatenbank und das Abspielen von Songs wird unmittelbar über das Display erledigt. Nach der Anmeldung bei einem oder mehreren der einschlägigen Streaming-Dienste ist auch die Wiedergabe von Musik direkt über die jeweilige App am RS250 möglich. Zur Bedienung steht außerdem die eigens entwickelte RoseConnect-App für Android, iOS, Windows und Mac zur Verfügung. Sie ist eine der besten herstellerspezifischen Bedien-Apps, die ich bisher gesehen habe. Bei Rose sind ohne Zweifel absolute Software-Profis am Start. Mit dieser App lässt sich der Server vollständig fernsteuern. Es können Songs aus allen Datenbanken, egal ob vom Gerät selbst, aus dem Netzwerk oder von einem Streamingdienst abgespielt werden. Selbstverständlich kann auch der aktive Audioein oder -ausgangs mittels der App bestimmt werden. Neben einer Anzeige des aktuellen Titels, bietet der Bildschirm des Rose auch ein VU Meter in verschiedenen Designs oder eine Oberfläche, die analoge Bedienelemente zur Quellenanwahl nachahmt. Welches Display man sehen möchte, lässt sich am Gerät oder auch in der App bestimmen.

Ein- und Ausgänge können unabhängig voneinander konfiguriert werden. Die Bedienung ist selbsterklärend
Ein- und Ausgänge können unabhängig voneinander konfiguriert werden. Die Bedienung ist selbsterklärend

Hier sieht man die Möglichkeiten zur Eingangswahl und die unmittelbaren „Fernbedienungsfunktionen“ innerhalb der RoseConnect App auf Windows
Hier sieht man die Möglichkeiten zur Eingangswahl und die unmittelbaren „Fernbedienungsfunktionen“ innerhalb der RoseConnect App auf Windows

Bevor ich den RS250 in seiner von mir für diesen Test vorgesehenen Hauptfunktion teste, bin ich trotzdem neugierig, wie sich der Server/Streamer als DAC schlägt. Ich verbinde seinen Analogausgang direkt mit meiner Endstufe und streame als Testsong „Jinete viento“ des wunderbaren Bassisten Renaud Garcia-Fons von seinem aktuellen Album mit dem schönen Titel Le Souffle des cordes (the breath of strings) über Qobuz. Am Rose kann ich direkt am Gerät oder über die App streamen. An meinem Melco Server muss ich einen Umweg über BubbleUPnP machen.

„Jinete viento“ wird belebt von verschiedensten, sie haben es erraten, Saiteninstrumenten. Renaud spielt seinen fünfsaitigen Kontrabass in gewohnt virtuoser Manier. Seine Mitmusiker an teils exotischen Saiteninstrumenten wie Kanun, Kemençe, aber auch an Gitarre, Cello, Geige und Violine stehen ihm in nichts nach. Besonders im Intro werden die Instrumente in besonders perkussiver Manier genutzt, um das Fehlen eines klassischen Rhythmusinstruments zu kompensieren. Der Rose RS250 spielt dieses Stück wunderbar frei und offen heraus. Die musikalische Spannung wird einwandfrei transportiert. Es ist fast schon unverschämt, wie gut der kleine Mobilwandlerchip im Server spielt. Die Wiedergabe wirkt gleichermaßen spritzig und temporeich, vergleichsweise jedoch minimal einförmig und flach. Dem Kontrabass fehlt es im Vergleich zu meiner Kette an Autorität und Rundheit. Den höheren Saiteninstrumenten, insbesondere der Flamencotechnik auf der Gitarre tut die etwas härter wirkende Wiedergabe des RS250 hingegen gut. Was ich allerdings wirklich vermisse, ist Bühnentiefe. In dieser Disziplin steht der interne Wandler des RS250 meiner Kette deutlich nach. Ganz genau nachzuvollziehen, wann welches Instrument spielt, ist bei diesem Stück ohnehin schon nicht leicht, wenn sie aber eine klarere Ebene im Mix haben, fällt dies naturgemäß leichter. In Sachen Selbstverständlichkeit, Souveränität, Musikalität und Luftigkeit der Wiedergabe wird der Rose von meiner üblichen Konfiguration ebenfalls abgehängt. Es ist keine Überraschung, dass meine mehrfach teurere Kette besser spielt. Ebenso wenig ist es keine Überraschung mehr, insbesondere im Jahr 2022, wie nah ein vergleichsweise günstiges multifunktionales Gerät an diese Qualität heranreicht. Weniger beeindruckend ist es trotzdem nicht.

Das Laufwerk kann nicht nur an Rose-Komponenten CDs spielen und rippen
Das Laufwerk kann nicht nur an Rose-Komponenten CDs spielen und rippen

Wie schlägt sich der Rose als Server, wenn er meinen Reclocker an seinem USB-Ausgang speist? Zu diesem Zweck rippe ich mit dem Zusatzlaufwerk RSA780 die CD Folkesange der vielseitigen dänischen Sängerin Amalie Bruun mit ihrem Projekt Myrkur. Im Ripping-Menü des RS250 wird mir direkt das passende Album und die korrekte Benennung von Album, Künstler und Titeln angeboten. Zumindest für diese CD muss ich manuell nichts mehr anpassen. Als Speicherformat stehen WAV, FLAC und verlustfrei komprimiertes FLAC zur Verfügung. Ich entscheide mich für komprimiertes FLAC, denn dies ist auch das Format, in dem das Album bereits auf meinem Melco-Server liegt. Der Ripping-Vorgang dauert etwas über zehn Minuten, so wie ich es auch von anderen hochwertigen Software-Rippern gewohnt bin. Im Direktvergleich des RS250 mit meinem nicht mehr ganz taufrischen Melco zeigt der kleine koranische Server, was er kann. Von einem qualitativen Unterschied der beiden Geräte kann kaum die Rede sein. Dennoch unterscheiden sie sich deutlich: Der Melco spielt Myrkurs Song „Gudernes Vilje“ etwas organischer. Die Schwingungen der Saiten des Cellos werden erlebbarer in den Raum projiziert, die Stimme erscheint etwas einfühlsamer reproduziert. Der RS250 hingegen offenbart mehr Details und Mikrodynamik. Es ist deutlich leichter wahrzunehmen, mit wie viel Atem bestimmte Gesangspassagen gesungen wurden und wo genau Übergänge zu Abschnitten bestehen, die stark von der skandinavischen Vokaltechnik Kulning beeinflusst sind. Durch die Darstellung dieser Details wirkt die Wiedergabe insgesamt jedoch leicht technischer und der Gesang weniger in den gesamtmusikalischen Kontext eingebettet. Trotzdem spielt der Rose zugänglicher und etwas weniger dicht und eingekocht. Das Arrangement aus mehrfach eingesungen Stimmen, einer guten Portion Hall und der Hauptmelodie nebst Cello, Nyckelharpa, Mandoline und Percussion wird insgesamt mit etwas mehr Fläche wiedergegeben und wirkt dadurch schwebender. Der Punkt für eine leicht tiefere imaginäre Bühne geht trotzdem an den Melco.


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