Es ist also nicht so, dass es hier an Details und Einzelheiten mangelt. Dass Patricia Barber den Ton in der Eröffnungssequenz von Black Magic Woman von der CD Companion so lange hält, bis der mit einem Bogen gespielte Kontrabass zu hören ist, ist ebenso klar wie der Slide am Hals der akustischen Gitarre in „Rush Hours“ von der CD New Dawn von Dominic Miller und Neil Stancey. Normalerweise hört man das nicht so oft, aber die Produzenten wollten offensichtlich, dass wir es hören, sie wollten, dass es ein Element der Botschaft ist, das sie bereichert und ausfüllt.
Die 1956 für Verve aufgenommenen und von Norman Grantz produzierten Alben Body and Soul von Billie Holiday und Ella and Louis des Duos Ella Fitzgerald und Louis Armstrong klingen völlig unterschiedlich. Lady D.'s Scheibe ist heller, die Stimme hat weniger Hall, ist also näher und etwas eindringlicher. Im Gegensatz dazu ist die Scheibe des Duos tief, voll und mit viel mehr Betonung der tiefen Mitten. Der japanische Vorverstärker zeigte diese Unterschiede auf brillante Weise, da er, wie wir bereits sagten, ein sehr hoch auflösender Verstärker ist. Aber er zeigt die Unterschiede auch auf seine eigene Weise. Das ist eine Eigenschaft, die ich bei jedem Test der Produkte dieser Firma hervorhebe. Sie tritt nicht erst bei den neuen Designs seit dem Jahr 2016 auf, sie war schon vorher vorhanden. Es geht um etwas, das man als „die Schokoladenseite der Dinge zeigen“ bezeichnen könnte. Ich spreche absichtlich nicht von Euphonie, darum geht es nicht, denn der P-3 ist ein sehr klanglich transparenter Vorverstärker. Ich meine eher, dass er das Wichtigste aus der Musik herausholt und so vermittelt, dass wir es nicht aus den Augen verlieren.
Es scheint, dass neben der Auflösung auch die Fülle der Obertöne dafür wichtig ist, dass der Klang nicht künstlich, sondern natürlich wirkt. Das ist der Grund, warum der Gesang von Fitzgerald und Holiday und jetzt der von Johnny Hartman auf dem Album John Coltrane and Johnny Hartman und der von Frank Sinatra auf dem Live-Album Sinatra at the Sands so viel Charme und Anmut haben. Diese Aufnahmen sind technisch nicht perfekt, aber sie sind hervorragend in der Lage, Emotionen und die Dynamik des Ereignisses zu vermitteln, also diejenigen Dinge, die ein „Bild“ des Ereignisses in unseren Köpfen entstehen lassen.
Das liegt auch daran, dass der P-3 unsere Aufmerksamkeit auf die mittleren Frequenzbereiche lenkt. Diese sind der wichtigste Teil des hörbaren Spektrums, für den wir evolutionär empfänglich sind. Jede Verzerrung in diesem Bereich löst in uns unbewusste Angst aus. Doch dazu wird es beim Soulnote nie kommen. Sein Klang ist nicht nur rein und unverfälscht, sondern auch natürlich – ein Klang, dem nichts fehlt. Dazu trägt auch die Art und Weise bei, wie die Extreme des Frequenzbandes dargestellt werden: Sie sind, kurz gesagt, weniger energisch als der Mitteltonbereich. Ich will damit nicht sagen, dass sie zurückgenommen wirken. Das ist nicht der Fall. Sowohl der Kontrabass auf der Barber-Scheibe als auch die Gitarren auf der Miller & Stacey-Duo-Scheibe kommen kräftig, satt und voll rüber. Dasselbe gilt auch für den Hochtonbereich. Aber es ist auch nicht zu leugnen, dass sie eine andere Rolle spielen als etwa beim Octave Jubilee, dem Vinius Audio TC-05 Special Edition oder dem Ayon Audio Spheris III.
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