tests/22-03-18_ifi
 

iFi xDSD Gryphon

18.03.2022 // Finn Corvin Gallowsky

Zum Lieferumfang gehören sowohl ein USB-C-Kabel zum Betrieb an Android-Phones oder -Playern, als auch ein Lightning Kabel für die Apple-Fraktion. Das dritte Kabel dient dem Anschluss an den PC
Zum Lieferumfang gehören sowohl ein USB-C-Kabel zum Betrieb an Android-Phones oder -Playern, als auch ein Lightning Kabel für die Apple-Fraktion. Das dritte Kabel dient dem Anschluss an den PC

Ich schalte in den USB-Modus um und verbinde den Gryphon über das beiliegende USB-C-Kabel mit meinem HiBy R6. Dank der hervorragenden Software des HiBy-Players, spielt dieser aus der hauseigenen App alle Dateien ohne Umschweife in nativer Auflösung. Ich bleibe zunächst beim VE6, da ich ihn in- und auswendig kenne, und lasse den IE-Match aktiv. Wie auch schon im Test des originalen xDSD beginne ich mit Peter Gabriel. Allerdings diesmal mit seinem Album Up und dem Song „More than This“. Typisch für Gabriel ist das Album eher kunstvoll-kreativ abgemischt. Seine Stimme beispielsweise eher trocken und direkt. Die meisten Instrumente stark verfremdet. Für Auflockerung der dichten Struktur des Songs sorgen verschiedene, im Stereopanorama verteilte Shaker und andere Percussioninstrumente, spärlich gesäte Klavierakkorde und die locker gezupfte Melodie der Mandoline. Das Ganze ist nicht unbedingt zugängliches Material. Der Gryphon verleiht dem Musikstück jedoch genügend Entfaltungsspielraum, um es zumindest akustisch zugänglicher zu gestalten. Man merkt ihm sogar trotz der dichten Produktion des Stücks echte Spielfreude an. Sowohl Detailreproduktion als auch Auflösung sind auf sehr hohem Niveau. Die Wiedergabe wirkt dadurch dynamisch und trotz der recht statischen Abmischung abwechslungsreich. Die Charakteristika der Aufnahme sind exakt nachzuvollziehen. Die verschiedenen elektronischen störgeräuschähnlichen Effekte wirken etwas flach und unverrückbar im Stereobild positioniert, die wenigen mit stärkerem Reverb versehenen Instrumente hingegen verfügen über eine deutlich wahrnehmbare Raumkomponente. Dank der ausgewogenen Gesamtabstimmung des Gryphon gilt meine ungeteilte Aufmerksamkeit seiner hohen Auflösungsfähigkeit. Mein micro iDSD Black Label ist da anders unterwegs. Mit ihm wird beispielsweise Gabriels Stimme etwas mehr Nachdruck verliehen. Im Direktvergleich mit dem Gryphon wirkt es jedoch etwas gekünstelt und aufgesetzt. Der micro iDSD wirkt dadurch vordergründig etwas spannender, der Gryphon reproduziert jedoch viel wertungsfreier und in meinen Ohren richtiger. Ähnlich verhält es sich mit dem ur-xDSD. In meiner Erinnerung spielte er zwar ebenfalls äußerst transparent und musikalisch, aber durch eine minimal wärmere Abstimmung erschien er weniger agil und reaktionsfreudig.

Der 3,5-Millimeter Klinkenausgang ist speziell für In-Ears optimiert, für leistungshungrigere In-Ears oder Kopfhörer kann auch der symmetrische Pentaconn-Ausgang genutzt werden
Der 3,5-Millimeter Klinkenausgang ist speziell für In-Ears optimiert, für leistungshungrigere In-Ears oder Kopfhörer kann auch der symmetrische Pentaconn-Ausgang genutzt werden

Agil ist wohl das richtige Stichwort für meine Etymotic ER4SR und Emerson, Lake & Palmer mit „Take a Pebble“ vom Album Emerson, Lake & Palmer. Dieses Stück streame ich aus der Qobuz-App. Die Samplerate des HiBy ist dabei nicht wie üblich bei Android auf 48 Kilohertz begrenzt, sondern wird vom Gryphon als 96 Kilohertz angezeigt – immerhin. Mehr scheint aus der Qobuz-App in dieser Konstellation nicht zu gehen, denn eigentlich ist das Album auch in 192 Kilohertz verfügbar. Das 12-minütige Prog-Machwerk ist weit davon entfernt, eine fehlerfreie Aufnahme zu sein, hier und da wurden die Preamps im Studio deutlich übersteuert. Was diese Aufnahme jedoch auszeichnet, ist die schlichte Retro-Eleganz, mit der die verschiedenen Instrumente aufgenommen wurden: nicht viel Beiwerk, nur simple, aber solide Mikrofonierung und ein gutes Pfund Reverb. Durch die präzise Produktion ohne exzessiven Gebrauch von Equalizern und den Verzicht auf massenhaftes Double-Tracking verfügt die Aufnahme über schnelle Transienten und wirkt trotz des Alters von über 50 Jahren knackig und beachtlich luftig. Hier sind noch echte, unverfälschte Instrumente und vor allem Musiker zu hören, die große Passagen am Stück einspielten, was der Authentizität nochmals zuträglich ist. Auch der ER4SR und der Gryphon sind ein gutes Paar. Trotz neutraler und ausgewogener Abstimmung des Kopfhörerverstärkers spielt der Etymotic weder emotionslos noch kalt. Die Stimme von Sänger Greg Lake wird gut definiert herausgearbeitet. Tiefe Klaviersaiten verfügen über einen warmen Kern, während die hohen Saiten metallisch durchdringend daherkommen. In den übersteuerten Passagen lässt sich der Übergang von der Sättigung in die Übersteuerung deutlich nachvollziehen. Der durch das Reverb geschaffene Raumeindruck und die Bühnentiefe wird großzügig und mit einer einladenden Offenheit abgebildet, ohne dabei zu zerfasern. Dies ist eine Fähigkeit des Gryphons, die hervorsticht. Auf die Reproduktion von Rauminformationen versteht er sich aufs Feinste. Prinzipiell verrichtet der Gryphon alle akustischen Disziplinen, sei es der Frequenzverlauf, Detailreproduktion oder Impulsakkuratesse, in einem perfekten Verhältnis. In keinem Bereich gibt es etwas zu beanstanden. Welchen In-Ear man dabei betreibt, ist vollkommen unerheblich. Man kann sich darauf verlassen, dass er sein Optimum an Klang entfaltet.

Links der XSpace- und XBass+-Umschalter, der einen länger gedrückt gehalten ins Menü führt und rechts der Quellenwahlschalter
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