Eine der herausragenden Eigenschaften der TD1.2 ist die – bei richtiger Aufstellung – gewaltige Klangbühne, die so manchen ausgewachsenen Standlautsprecher zum Zwerg degradiert. Das heißt aber nicht, dass die TD1.2 nun jede Aufnahme auf CinemaScope im Breitwandformat bis an die äußersten Lautsprechergrenzen vergrößert oder gar auseinander zerrt. Hören wir zum Beweis die schöne Aufnahme der „Symphonie Nr. 3“ von Franz Schubert mit dem Pittsburgh Symphony Orchestra unter der Leitung von William Steinberg (Schubert Symphony No. 3 and 8 - William Steinberg - Pittsburgh Symphony Orchestra Spain – HDTT 24/352.8). Auch hier zeichnet die TD1.2 ein Klangbild mit großer räumlicher Tiefe, das sich aber in der Breite eben nicht ganz bis zu den Lautsprechern erstreckt – und damit bleiben die Proportionen der Aufnahme gewahrt. Das ist in etwa so, wie wenn bei der Wiedergabe eines Films links und rechts vom Bild schwarze Balken angezeigt werden.
Doch mit der TD1.2 kann man nicht nur klassische Musik hören. Ein gutes Beispiel ist „Nothing’s Changed“ (Joe Stilgoe: New Songs for Old Souls – Linn Records, 24/96): Hier singt sich Joe Stilgoe durch eine fetzige Bläserwand, während das exzellent eingefangene Schlagzeug so richtig Druck macht. Die Bläser strahlen ohne dass sie „beißen“ und Joe Stilgoe steht präsent im Raum vor dem in Breite und Tiefe exzellent gestaffelten Orchester. Im täglichen Betrieb erweist sich die TD1.2 als hoch empfindlicher Seismograf für Änderungen an meiner Anlage. Beispiele gefällig: Was passiert, wenn ich die Strecke vom Router zu meinem SOtM-Switch in Lichtleitertechnik ausführe? Welchen Einfluss haben die Ansuz Acoustics Sortz Abschlussstecker gegen Rauschen an ungenutzten Geräteeingängen (Testbericht ist in Arbeit)? Kann man Unterschiede zwischen den verschiedenen Qualitätsstufen der Stecker hören? Ja, die TD1.2 zeigt jede noch so kleine Änderung wie in einem Brennglas. Doch lassen Sie uns lieber noch einmal in die Musik eintauchen.
Was mir nach längerer Hörzeit immer wieder ins Ohr sticht, ist wie spielerisch leicht die TD1.2 Feinheiten offenlegt. Wir können mit der TD1.2 auf dem Album Remember Love des Saxophonisten Houston Person und des Bassisten Ron Carter die entspannende Stimmung genießen oder auch genauer zuhören. Dann hören wir in „Love Is Here to Stay“ nicht nur die Anblasgeräusche, die das Saxophon von sich gibt, sondern auch wie Houston Person zwischen den Passagen tief Luft holt. Doch es sind nicht nur diese Feinheiten, die mich bei der TD1.2 begeistern. Etwas ganz Besonderes ist diese außergewöhnlich realistische Wiedergabe von Stimmen und Instrumenten. Ich habe lange überlegt, wie ich diese Eigenschaft der TD1.2 am besten umschreiben kann: „Kantenschärfe“, welche die Ränder von Instrumenten nicht verfließen lässt oder leicht unscharf zeichnet, trifft den Punkt wohl am ehesten.
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