Kürzlich erhielt ich dann ein recht großes, aber nicht schweres Paket von AudioQuest. Robert Hay hat mir unter anderen zwei Kabel vom Typ Pearl schicken lassen, einmal das aktuelle 48 und das inzwischen ausgelaufene Pearl nach dem alten Standard. Mit diesen konnte ich nun leicht Unterschiede ermitteln, die direkt mit der neuen Kabeltechnologie zusammenhängen. Denn ansonsten sind die beiden Pearl von Material und Aufwand gleichwertig. Dadurch, das ich die mitgelieferten HDMI-Kupplungen zum Einspielen nutzte und so die Kabel miteinander verband, ergab sich bei 1,5 Meter pro HDMI-Strippe eine Länge, die musikalisch nicht vorteilhaft sein konnte. Selbst wenn ich statt der 1,5 Meter die gebräuchlichen ein Meter bestellt hätte, wäre die Länge nicht akzeptabel. Denn bei I2S sollte ein Kabel nicht unnötig lang sein. Dennoch wollte ich gerne mit 1,5 Metern experimentieren, um zu ermitteln, ob auch bei dieser relativ langen Leitung signifikante klangliche Unterschiede hörbar werden. Zuerst spielte ich alle Kabel etwa zehn Stunden lang ein, wobei ich die Laufrichtung sorgsam beachtete.
Ich war gespannt, wie deutlich ich einen Unterschied wahrnehmen würde, wenn ich das Perl in den zwei Varianten verglich. Das neue Pearl 48 ist etwas dicker, was sich aus dem Leiter-Aufbau erklärt. Bei Felix Mendelssohns Streicher-Symphonie Nr.1, gespielt von den Festival Strings Lucerne unter dem Dirigat von Achim Fiedler (Oehms Classic 740), und zwar konkret dem dritte Satz, dem „Allegro“, bedurfte es keiner großen Höranstrengungen, um die Vorteile der neuen 2.1 Technologie zu erkennen. Die Musik präsentierte sich auf einer tieferen, dennoch strukturierten und klar umrissenen Bühne. Auf ihr waren die Streicher deutlicher differenziert. Das alte Pearl tönte vergleichsweise etwas flach, gedrungen und wirkte dynamisch beschränkt. Die Strahlkraft des Pearl 48 in den oberen Tonlagen machte dieses zusätzlich attraktiv. Nach dieser Hörprobe und dem überraschend deutlichen Klangunterschied bei Musik in CD-Qualität wollte ich wissen, was bei einer technisch exzellenten Aufnahme passiert und wählte Patricia Barbers Album Clique, das ich in DXD auf dem Server habe. Der Titel „I Could Have Danced All Night“ klang mit dem alten Pearl 2.0 regelrecht langweilig, weil seine Darstellung einfach flacher war, lebloser wirkte und die Musik weit weniger faszinierend und emotional berührend spielte. Das muss ich noch mit einem dritten Musikstück hinterfragen, welches per se schon sehr transparent, präzise und fein gezeichnet daherkommt, und zwar dem Titelsong vom Album Liquid Spirit Special Edition von Gregory Porter in 24 Bit und 44,1 Kilohertz. Es wird schnell klar, dass das 48-er die alte Version allein in der plastischen Abbildung weit in den Schatten stellt und damit die Musik ganz anders und begeisternd reproduziert. Während das alte Pearl bei den Percussions leichte, unangenehme Härte zeigt, ist diese beim Pearl 48 nicht zu entdecken, zudem wurde das Schlagzeug auch tiefer im Raum platziert. Ich hätte nicht gedacht, dass der neue, vorrangig ja der höheren Video-Auflösung gewidmete Fortschritt in der neuen AudioQuest 48 Linie schon beim bescheidenen Pearl so unbestreitbar und eindeutig seine klangliche Überlegenheit zur Schau stellt. Ich hatte bei meiner Beschäftigung mit dem Antipodes S20 bereits für mein Setup zwei sehr musikalische HDMI-Kabel älteren Standards anderer Hersteller zur Anschaffung ins Auge gefasst. Davon werde ich nach dieser Erfahrung wohl absehen.
Nun bin ich gespannt, welche Qualitätssprünge die höherpreisigen AudioQuest 48 im Vergleich zum Pearl 48 machen werden, das bei seinem Preis von 39 Euro für einen Meter doch sehr erschwinglich ist, in meiner Kette sich aber schon ansprechend und musikalisch stimmig präsentierte. Sein erster Gegenspieler ist das Cinnamon 48, neunzig Euro teurer bei einem Meter Länge. Ein wesentlicher Unterschied des Cinnamon 48 besteht in seinem 1,25 prozentigen Silberanteil in den Signal-Leitern gegenüber dem langkristalinen reinen Kupfer imPearl 48. Klanglich hebt sich das Cinnamon 48 zwar vom Pearl 48 ab, jedoch nicht in der Größenordnung wie es zuvor das alte Pearl gegen das Pearl 48 tat. In den Songs des Gregory Porter Albums verleiht das Cinnamon 48 dem Sänger eine minimal sonorere Stimme mit verbesserter Intensität. Ein Hauch mehr Wärme gestaltet das Klangbild farbenfroher und angenehm. Dies wird in Mendelssohns Streichersymphonien ausgeprägter und gereicht dieser Musik klar zum Vorteil. Die tieferen Streicher bekommen mehr Druck und wirken realistischer. Zur fein säuberlichen Zeichnung des günstigen Pearl 48 kommt nun Authentizität durch den leicht wärmeren und kraftvollen Charakter des Cinnamon 48 hinzu. Dadurch verliert es nicht an nuancierter Struktur und lädt ein, ihm und seiner Musikdarbietung lange zu lauschen. Auch wenn ich mit dem Pearl 48 stundenlang ganz zufrieden gehört und den Eindruck gewonnen hatte, daß es stimmig und musikalisch in meine Anlage passt, wollte ich nach dem Cinnamon 48-Erlebnis nicht wieder zurück.