Dass ein Linearnetzteil beinahe immer gegenüber einem Schaltnetzteil zu spürbarer klanglicher Verbesserung führt, will ich hier nicht exemplarisch am Keces P28 nachvollziehen. Ich denke, darüber besteht weitgehend Einigkeit. Interessanter finde ich die Fragestellung: Wie klingt das neue große Keces im Vergleich zu anderen Netzteilen? In jüngster Vergangenheit habe ich mich mit diesem Thema beschäftigt, weil ich meinen PS-Audio-DirectStream-DAC dadurch aufgewertet habe, dass ich die interne Analog-Platine separat mit 12 Volt Gleichstrom versorge. Dazu benötigte ich ein externes Linear-Netzteil. Auch mein klanglich – vor allem wegen seines günstigen Preises – hoch geschätzter Daphile-Intel-NUC als Musikserver und Player wird von außen mit zwölf Volt versorgt. So konnte ich unlängst mehrere Netzteile im Vergleich ausprobieren und finde es bemerkenswert, wie deutlich doch deren Auswirkung vor allem auf die Tonalität der Musik ist. Es handelte sich um ein ZeroZone, direkt per Ebay aus China beschafft, mein Ferrum Hypsos, ein mächtiges Selbstbau-Netzteil, das einst eine Endstufe versorgte und das Antipodes S60. Letzteres konnte ich nur kurze Zeit außerhalb seiner Bestimmung als Stromlieferant für den Antipodes S20 Reclocker und den S40 Musikserver ausprobieren. Das S60 war insgesamt derart gut auf die Komponenten aus dem eigenen Hause abgestimmt, dass letztlich kein anderes ihm in diesem Zusammenspiel gleich kam. Ebenso unterlag hier das Ferrum, welches mit seinem aktuellen Preis von 1200 Euro nur einen einzigen, wenn auch sehr variablen Ausgang bietet.
Dennoch möchte ich den Klangunterschied zwischen dem P28 und dem S60 in der Antipodes-Kette so beschreiben, dass das Keces hier dem Klangbild eindeutig mehr Offenheit und Glanz in den Höhen verlieh. Das hatte auch nach mehreren Musikstücken noch seinen Reiz und gab kaum Anlass zur Kritik, weil auch die Feinzeichnung in der Musik davon zu profitieren schien. Überlegen war das S60 trotz des dunkleren Charakters letztlich wegen seiner Homogenität und musikalischen Gemeinschaftsleistung mit den zwei Antipodes. Das sollte man dem Keces nicht nur nachsehen, sondern es hätte mich geradezu enttäuscht, wenn in dieser Konfiguration nicht das S60 obsiegt hätte. Objektiver ist da ein Vergleich an der Analog-Platine meines DACs. Um hier gleich einem möglichen Vorwurf zu begegnen, ich hätte mit dem Test an dieser Stelle nur eine Option ausgeleuchtet und es könne an anderer Stelle zu anderer Einschätzung kommen, möchte ich erwähnen, dass ein weiterer Versuch als Stromquelle für den Intel-NUC das Ergebnis am D/A-Wandler untermauerte, nur nicht in jedem Falle ähnlich deutlich ausgeprägt. An der PS Audio-Platine ließen sich die Vorzüge oder Schwächen der fünf Kandidaten recht gut ermitteln. Das preisgünstige ZeroZone trägt im Grundtonbereich etwas zu dick auf und gestaltet die Musik dadurch träge. Das fiel sogar bei klassischer Musik ins Gewicht, wo häufig etwas Fülle und ein dunkleres Timbre ganz gut passt. Auch das Antipodes S60 für 1950 Euro liefert mächtig Grundton-Intensität, sorgt aber dank seiner Schnelligkeit für Kraft und Dynamik und dickt im Gegensatz zum ZeroZone nicht ein. Musikalisch ist es an dieser Stelle vor allem bei klassischer Musik sehr stimmig. Da kann das Keces nun gegenhalten, indem es eindeutig mehr Offenheit und Glanz auflegt, was auch die räumliche Tiefe der Darstellung steigert. Insgesamt wirkt Musik mit dem Keces schlanker, offener und mit wunderschön seidigen Obertönen. Die Fähigkeit, die Musik nuanciert zu zeichnen, geht nicht mit Schärfe oder Härte einher. Dieser Transparenz zu lauschen, machte mir viel Vergnügen. Das selbstgebaute Endstufen-Netzteil bewährte sich am PS Audio etwas besser als das ZeroZone und soll hier nur deshalb erwähnt sein, weil es vom Materialeinsatz, damit ist die Größe des Trafos und der Kapazitäten gemeint, mächtig was zu bieten hatte. Da konnten die anderen nicht mithalten. Aber sie sollen ja auch keine Endstufen versorgen. Ich finde es deshalb erwähnenswert, weil es zeigt, dass eine derartige Überdimensionierung hier nichts bringt.
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