tests/21-12-17_antipodes
 

Antipodes Audio S20, S60

17.12.2021 // Wolfgang Kemper

Dem Antipodes S60 liegen zwei sehr ordentliche Anschlusskabel für die 12-Volt-DC-Verbindungen bei
Dem Antipodes S60 liegen zwei sehr ordentliche Anschlusskabel für die 12-Volt-DC-Verbindungen bei

Diese Version hat eine Wortbreite von 24 Bit und klingt über den Mutec deutlich weniger eindrucksvoll, als wenn ich den USB-Ausgang des S40 direkt mit dem USB-Eingang des PS Audio DirectStream-DACs verbinde, wo die Original-Auflösung unangetastet bleibt. Sowohl Mutec wie auch S20 werden mit meinem Habst DIII AES/EBU an den D/A-Wandler angeschlossen. Dies und das Siltech USB werden gleichzeitig umgesteckt. Hier zeigt der Antipodes Audio Reclocker nun sein Können. Seinen Preis rechtfertigt er zweifellos durch seinen wirklichkeitsnäheren Auftritt. Die Räumlichkeit gewinnt an Tiefe, der S20 präsentiert Bass, Klavier und Gesang plastischer und gestaffelt, so dass man die Akteure beinahe vor sich sieht. Das nimmt emotional mit, vor allem auch dank einer gesteigerten Energie, die mit ansprechender Feindynamik einhergeht. Der Unterschied ist auffällig und zweifelsfrei. Jetzt bin ich gespannt, wie es dem S20 ergeht, wenn ich zum Vergleich bei diesem DXD-File den S40 direkt per USB mit dem PS Audio verbinde. Kann er da bestehen? Kann er und nicht nur das. Er klingt besser. Trotz des glasklaren Habst DIII klingt Patricia Barbers Gesang deutlich authentischer, wärmer, mit mehr Körper und vor allem noch nuancierter. Das Reclocking des S20 überzeugt mich. Auch hier ist seine reinigende Wirkung wieder klar nachvollziehbar. Dies ist auch erfahrbar, weil alles vor einem schwarzen Hintergrund auftaucht. Die diffuse Grenzenlosigkeit des Raumes der direkten USB-Verbindung zum DAC ist zu meiner Freude verschwunden. Jetzt lässt sich diese exzellente DXD-Produktion oder besser, die Musik von Mrs. Barber und ihren zwei Begleitern am Bass und Saxophon, entspannt genießen – so, als wäre ich im Nachtclub mit dabei.

Auch der Blick in den S60 zeigt Qualität statt Überfluss
Auch der Blick in den S60 zeigt Qualität statt Überfluss

Was die Auswirkung des mit zwei 12-Volt-Ausgängen ausgestatteten S60 Netzteils angeht, hege ich hohe Erwartungen, denn Netzteile klingen doch deutlich unterschiedlich. Ebenso wie der S20 besitzt auch das S60 das gleiche, massive Gehäuse aus unterschiedlich starkem Aluminium. Alle Antipodes Audio-Komponenten der S-Klasse sehen gleich aus. Auch ihr Innenleben weist dahingehend Ähnlichkeit auf, dass sie nicht prall gefüllt sind, sondern den Denkansatz von Mark Jenkins „weniger ist mehr“ erkennen lassen. Denn ihm kommt es darauf an, mit möglichst wenigen, dafür aber hochwertigen Baugruppen den Klang zu optimieren. Der Musikserver und der Reclocker sollen besonders von der Schnelligkeit des Linear-Netzteils S60 klanglich profitieren. Diese musikalische Abstimmung der S-Linie untereinander würde ein Netzteil anderer Herkunft so nicht leisten können. Schnelligkeit und Dynamik wären davon betroffen, erfährt man auf der Antipodes Website. Wie in allen Komponenten der S- und K-Linie kommt auch im S-60 die Antipodes Audio-Oladra-Technologie zur Anwendung, die, vereinfacht ausgedrückt, eine Optimierung von Übertragungsbandbreite und Rauschunterdrückung durch aufwändige Justierung bedeutet. Übliche Linear-Netzteile verringerten sehr effektiv Störrauschen, limitierten dabei jedoch auch die Bandbreite, weil sie eben nicht schnell genug seien, kann man bei Antipodes Audio nachlesen. Die Bandbreite sei jedoch enorm bedeutsam für die Lebendigkeit in der Musik und entscheide über die Faszination des Klanges.

Die Femto-Clocks in der Antipodes-Schaltung können sich hören lassen
Die Femto-Clocks in der Antipodes-Schaltung können sich hören lassen

Zuerst habe ich das S60 ohne den Reclocker allein mit dem Musikserver ausprobiert: Das hörte sich in meiner Anlage jedoch etwas zu Bass-intensiv an. Auch bei klassischer Musik, wie Clara Schumanns Klavierkonzert in a-moll, Op.7, in der Aufnahme mit Isata Kanneh-Mason mit dem Royal Liverpool Philharmonic Orchestra unter dem Dirigat von Holly Mathieson, entsteht für meinen Geschmack etwas zu viel Volumen in den unteren Tonlagen. Das ist natürlich subjektiv und kann von jemand Anderem oder in einer anderen Audio-Kette auch positiv empfunden werden, war aber für mich der eigentliche Grund, Ihnen zuerst den Reclocker vorzustellen. Denn wenn dieser mit im Spiel ist und vom S60 gespeist wird, sieht die Welt ganz anders aus: Jetzt generiert das S60 eine überlegene Qualität in Sachen Authentizität, Ruhe, Klangfarbe, Dynamik und Raumordnung. Das S60 verleiht der Musik mehr Substanz, steigert das Wesentliche in ihr, gestaltet aber unaufdringlich. Er macht das Zuhören zum Vergnügen. Seine Energie, die es in den unteren Tonlagen mitbringt, passt jetzt und dient der musikalischen Kraftentfaltung. Geht man wieder zurück, so wie ich bei dem für Lisa Batiashvili von ihrem Vater Tamaz Batiashvili arrangierten „Tanz der Ritter“ aus Romeo & Julia vom Album Visions of Prokofiev, mag man´s kaum glauben. Das Klangbild gerät flacher,die Violine quietscht fast schon , und Energie wie auch Kontur bei den Schlägen der großen Trommel verblassen.


  • Silversmith Audio Fidelium

    Im kommenden Januar wird Silversmith Audio 25 Jahre alt. Wer ist dieser bei uns recht unbekannte amerikanische Hersteller und was fertigt man dort? Es handelt sich um Lautsprecherkabel ganz besonderer Art, nämlich sehr flach und sehr breit. Bei Flachkabeln denke ich bislang zuerst an die hochwertigen Produkte von Nordost, ebenfalls aus den USA kommend. Die konstruktiven Unterschiede zu den Kabeln von Silversmith Audio sind jedoch fundamental, denn diese bestehen aus einem einzigen Leiter pro Kabel…
    15.11.2024
  • Ferrum WANDLA HP / GoldenSound Edition

    Während der Messe in Warschau stellte Ferrum seinen WANDLA – nomen est omen – in einer Version mit integriertem Kopfhörerverstärker vor. Ein Exemplar konnte ich nach der Show gleich mitnehmen. Eine Chance, die ich mir natürlich nicht entgehen ließ, vor allem, da mir der Kollege Finn Corvin Gallowsky beim Test des reinen Wandlers zuvorgekommen war. Bisher haben wir Ihnen teils allein, teils in Kooperation miteinander fast alle Ferrum-Komponenten vorgestellt: Es begann mit dem Hybridnetzteil HYPSOS,…
    12.11.2024
  • MSB Technology Cascade DAC

    Around four years ago, I reviewes the great Reference DAC, which could be equipped with various input and output modules. Shortly afterwards, MSB added the Digital Director to its converters, a concept that Jonathan and Daniel Gullman explained to Roland Dietl. The culmination of the various new approaches is now the Cascade DAC. For example while the modules for the digital inputs of the Reference DAC, which can be used to configure the converter according…
    08.11.2024
  • Western Electric 91E

    Unter Röhrenfreaks gibt es wohl kaum eine bekanntere Marke als Western Electric. Die Erfinder der Triode 300B, der wohl berühmtesten Audioröhre, haben mit dem 91E eine moderne Inkarnation des Urahns 91A, dem 1936 entwickelten Verstärker für Kinosysteme, kreiert. Selten stellte sich bei mir so viel Vorfreude auf einen Test ein! So schwer es mir auch fällt: Ich muss mich zwingen, zunächst die langweiligen Formalitäten abzuhandeln. Es gibt zu diesem Gerät doch so Einiges zu erzählen,…
    05.11.2024
  • AIM UA3

    Bei Hifistatement bin ich nicht gerade bekannt dafür, dass ich mich für Tests von Kabeln besonders aufdränge. Beim Top USB-Kabel UA3 des japanischen Herstellers AIM war das diesmal anders. Diese Kabel wollte ich unbedingt ausprobieren. Der Grund ist ganz einfach. Vor einiger Zeit habe ich mich an dieser Stelle mit den LAN-Kabeln von AIM beschäftigt, die mich mit ihrem konstruktiven Aufbau und natürlich mit ihren klanglichen Qualitäten sehr überzeugt haben. Bei meinen damaligen Recherchen zum…
    25.10.2024
  • Phonar Veritas p4.2 Next

    Als vor sieben Monaten die Phonar Veritas p9.2 SE bei mir zum Test standen, war ich von ihren musikalischen Qualitäten so angetan, dass sie mich zum Kauf veranlassten. Nun steht im selben Hörraum ein Paar Phonar Veritas P4.2 Next für 2000 Euro und lässt mich staunen. Ähnlichkeiten und Unterschiede beim Vergleich sind bemerkenswert. Regelmäßige Leser von Hifistatement wissen längst, dass heutzutage schon für relativ kleines Geld sehr gut klingende Lautsprecher zu bekommen sind. Oft handelt…
    22.10.2024

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.