Die Hörerfahrung mit dem S40 und dem S20 Reclocker, beide über ihr Schaltnetzteil mit Strom versorgt, ist durchaus ambivalent. Dabei verbinde ich den Reclocker mit meinem PS-Audio D/A-Wandler gleichzeitig mit meinem Habst AES/EBU, einem Boaacoustic Silver Carbon S/PDIF und einem relativ preisgünstigen Boaacoustic Silver Rubidium HDMI für den I2S-Anschluss. Letzteres kostet nur 70 Euro bei 1,5 Meter Länge. Egal, welchen dieser drei Wege ich wähle: im Vergleich zur direkten Verbindung des S40 ohne den S20 kann ich mit Sicherheit eine klangliche Veränderung wahrnehmen. Zwischen dem S40 und dem S20 Reclocker wird stets das Siltech Royal Signature Golden Universal II USB und zum Gegencheck das Habst USB Ultra 3 verwendet. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als zuerst die Einflüsse der drei Kabel zum DAC auf Tonalität und andere musikalische Parameter zu verifizieren. An dieser Stelle ist lobend zu erwähnen, dass der Antipodes Reclocker für die nicht genormte I2S Kontakt-Belegung eine flexible Lösung anbietet: Im Boden des Gerätes befindet sich ein Mäuseklavier mit zehn DIP-Schaltern. So lässt sich der Ausgang des S20 an unterschiedliche Spezifikationen verschiedener DAC-Hersteller anpassen. Der Antipodes S40 mit S20 und mein PS Audio-Wandler legen die klanglichen Unterschiede der drei Verbindungen eindeutig offen. Am überzeugendsten ist trotz des günstigen HDMI-Kabels die I2S-Verbindung, weil sie die Musik am homogensten reproduziert, die imaginäre Bühne am glaubhaftesten umreißt und mit der gleichen Transparenz zeichnet wie die beiden Alternativen. Die S/PDIF-Strecke klingt minimal dunkler und strukturiert den virtuellen Raum einen Hauch weniger klar. AES/EBU über das silberne Habst-Kabel brilliert in den Höhen mehr als die beiden anderen und vermittelt dadurch eine Offenheit, die es bei dem einen oder anderen Musikstück vorteilhaft erscheinen lässt. Die Tatsache, dass nicht jeder von Ihnen, lieber Leser oder liebe Leserin, einen D/A-Wandler mit einem I2S-Eingang benutzt, macht an dieser Stelle den Hinweis unumgänglich, auf diesem Qualitätsniveau auch für die passende S/PDIF- oder AES/EBU-Leitung zu sorgen. Man würde ansonsten Klangqualität auf der Strecke lassen. Das gilt natürlich gleichermaßen für I2S. Da ich nun die Einflüsse der Kabel ausgelotet habe, ist es möglich, die Veränderung der Musik durch den S20 Reclocker zu beschreiben.
Der ist nicht riesig – meint man – erst einmal. Wer die Unterschiede im schnellen Hin- und Her-Hörtest ermitteln will, besitzt entweder ein ausgezeichnetes Gehör oder spart an dieser Stelle 2450 Euro. Es gibt durchaus Passagen in Musikstücken, bei denen ich den Eindruck hatte, ohne den S20 sei das eine oder andere Detail deutlicher zu hören. Dies erlebte ich beim Qobuz-Streaming des Albums Live At The Loa – Summer Wind vom Ray Brown Trio (Concord Records 1990). Ein Telefon-Klingeln im Hintergrund und das darauf einsetzende Gelächter im Publikum ob der unerwarteten Störung schien mir ohne S20 geringfügig klarer, was jedoch nicht gleichbedeutend mit richtiger sein soll, sondern eben anders und sehr glaubwürdig. Für den S20 brauche ich jedenfalls Zeit, um mir seiner Stärke absolut sicher zu sein. Was der S20 leistet, erschließt sich, sobald man nach längerem Hören auf den S40 allein zurückgeht. Er fokussiert das musikalische Geschehen deutlicher und grenzt die Bühne realistischer ab, womit ich meine, dass er diese von etwas Diffusem befreit, was den Raum unklar vergrößert.
Das Entscheidende jedoch ist die Ruhe in der Musik, gepaart mit gesteigerter Sauberkeit. Daraus erklären sich auch Fehleinschätzungen wie beim eben erwähnten Telefon-Klingeln. Dies wird ohne den S20 etwas aggressiver und dadurch deutlicher wahrgenommen. Die Bestätigung für diese These bekomme ich immer wieder, denn der S20 befreit die Musik von nervenden Artefakten. Genau dies ist der Sinn eines Reclockers. Er hat die Aufgabe, das digitale Signal von Jitter-Verunreinigung zu befreien. Dies gelingt auch meinem Mutec sehr gut und so drängt sich hier der Vergleich geradezu auf. Da der Mutec keinen I2S-Ausgang besitzt, also alles auf S/PDIF oder AES/EBU umsetzt, plane ich einen fiesen Vergleich. Erst einmal muss ich den Mutec in Schutz nehmen. Denn er kostet weniger als die Hälfte des Antipodes und bietet dank seiner Eingangs-Vielfalt die Möglichkeit, das digitale Signal von meinem CD/DVD-Laufwerk neu zu takten, was an dieser Stelle ebenfalls zu besserem Klang führt. Es gibt da dieses schöne Live-Album Clique von Patricia Barber, das ich im DXD-Format auf der Festplatte des Antipodes S40 bereit halte.
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