Die Eingangsstufe des OOR wird mit sorgfältig ausgewählten, schnellen Operationsverstärkern mit spezieller externer Kompensation realisiert. Hier werden die Verstärkung und per vierkanaligem ALPs-Potentiometer die Lautstärke einstellt, denn der gesamte Signalweg ist vollständig symmetrisch ausgelegt und enthält keine Transformatoren oder Spulen. Unsymmetrische Eingangssignale wandelt der Eingangsverstärker in symmetrische Signale um. Vor dem unsymmetrischen Cinch-Ausgang wird das Signal wieder auf single-ended umgewandelt.
Die Ausgangsleistungsverstärker sind – wie erwähnt – vollständig diskret aufgebaut und arbeiten mit rauscharmen bipolaren Transistoren. Es gibt vier dieser Verstärker, zwei für jeden Kanal, wie es für einen symmetrischen Ausgang erforderlich ist. Diese Verstärker sind Gleichstrom-gekoppelt, und es gibt einen DC-Servo, der eine Drei-Dezibel-Grenzfrequenz bei etwa 0,1Hertz besitzt. Die Ausgangsleistung an 32 Ohm beträgt am 6,35-Millimeter-Klinken-Ausgang vier Watt, am symmetrischen vierpoligen XLR-Ausgang 5,5 Watt. An 600 Ohm stehen 200 respektive 800 Milliwatt zur Verfügung. Die Ausgangsimpedanz ist dabei lastunabhängig kleiner als 0,3 Ohm, an den Cinch-Vorstufen-Ausgängen sind es 22 Ohm, an den XLR-Buchsen 44 Ohm.“
Da OOR schon aufgrund des von ihm benötigten Netzstroms eindeutig zur Gruppe stationärer Kopfhörerverstärker zählt, verbinde ich ihn mit den symmetrischen Ausgängen von Chord Electronics' DAVE und erst einmal mit dem mitgelieferten externen 24-Volt-Schaltnetzteil. Die etwa 40-stündige Einspielzeit verbringt OOR – teils vom eigenen Netzteil, teils von Hypsos mit Energie versorgt – mit dem von der Reparatur zurückgekommenen Audeze LCD-X. Auch wenn mir spätesten seit der Beschäftigung mit dem ungemein wohlklingenden und opulent ausgestatteten Weiss DAC502 mit seiner speziellen Entzerrung für den LCD-X bewusst ist, dass der Magnetostat ohne diese nicht gerade mit einem ultralinearen Frequenzgang gesegnet ist, macht er in Kombination mit OOR beim eher zufällig ausgewählten Album Changing Places des Tord Gustavson Trios wirklich jede Menge Spaß. Bei „Deep As Love“ gefällt vor allem ich die präzise Differenzierung von Kontrabass, Flügel, Trommeln und Becken. Das Ein- und Ausschwingen einzelner Töne oder Akkorde ist ungemein detailliert nachzuvollziehen, ohne dass man dabei vom musikalischen Inhalt abgelenkt würde. Ebenso bemerkenswert ist die Binnendynamik einzelner Schallereignisse. „Graceful Touch“ beginnt mit einem ruhigen Intro auf dem Schlagzeug, und dabei erhält man einen sehr glaubwürdigen Eindruck des wohl imaginären Aufnahmeraums. Überhaupt kleben die Instrumente nicht auf einer Ebene zwischen den Ohren, und obwohl OOR nicht über eine Cross-Feed-Schaltung verfügt, wirkt das Klangbild nicht unnatürlich weit gespreizt: Da könnte ich glatt zum Kopfhörer-Fan werden!
Das beeindruckende Klangerlebnis ist nicht nur mit dem Audeze möglich: Mit dem Sendy Audio Peacock genieße ich die ersten Songs des Albums mindesten ebenso intensiv – jedoch auf eine minimal weniger spektakuläre Art, dafür aber tonal etwas ausgewogener und stimmiger. Der dreistufige Pegelsteller stand anfangs in der Mitten-Position, aber schon im Zusammenspiel mit dem LCD-X habe ich die Verstärkung um zehn Dezibel reduziert, so dass das Potentiometer statt zwischen acht und zehn Uhr nun im Bereich zwischen elf und ein Uhr genutzt werden kann. Alle verwendeten Kopfhörer werden symmetrisch betrieben, da OOR ja auch durchgängig symmetrisch ausgelegt ist.
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